Bottrop. Verwaltung und Politik wollen konzertiert gegen Leerstände und Attraktivitätsverlust kämpfen. Ziel: eine urbane lebenswerte Innenstadt.

Groß denken und planen, auch wenn es sich dabei nur um einen guten Quadratkilometer Bottrop handelt, das formulieren Politik, Verwaltung und Wirtschaftsförderung zurzeit beinahe in wöchentlichen Intervallen. Aber diese Fläche hat es in sich. Geht es dabei doch um die Innenstadt, für viele das Aushängeschild, vielleicht sogar das Herz der Stadt. Und das hat in den vergangenen Jahren einige Rhythmusstörungen, vielleicht sogar kleinere Infarkte, hinnehmen müssen. Und die andauernde Corona-Pandemie verstärkt dabei Entwicklungen, deren Ursachen wohl länger zurück und tiefer liegen dürften.

Mehr als nur Großprojekte

Kurz vor der digital stattfindenden Sitzung des Wirtschaftsförderungsausschusses (WFöA) ist es Oberbürgermeister Bernd Tischler, dem Ausschussvorsitzenden Hermann Hirschfelder (CDU), dem Vorsitzenden des Planungsausschusses Frank Beicht (SPD) aber auch Sabine Wißmann und Dorothee Lauter von der Wirtschaftsförderung ein Anliegen, die Großstrategie für die Innenstadtentwicklung, zumindest bis 2023, im Endziel aber 2030, noch einmal darzulegen. Dabei streben alle Beteiligten offensichtlich an, nicht nur die Großprojekte wie Althoff-Arkaden oder Hansa-Center herauszustellen, sondern gerade die in ein Gesamtprojekt "Innenstadt" einzufügen.

Abkehr von der reinen Einkaufsstadt

Grobziele dabei: Abkehr von der reinen Einkaufsstadt der Nachkriegsjahrzehnte, hin zur Mischfunktion aus Nahversorgung, Kultur, Gastronomie, Veranstaltungen und Dienstleistungen. Auch Handwerksbetriebe in der City, vor 100 Jahren normal, später lieber ausgelagert, sind nicht mehr tabu. Attraktives Umfeld, gute Verkehrsanbindung, bis zum kostenlosen ÖPNV: Wirkliche Denkverbote soll da nicht geben. Und vor allem: "Wie bei Innovation City soll auch der Masterplan Innenstadt eine passgenaue Bottroper Lösung sein", so der Oberbürgermeister. Frank Beicht: "Bottrop hat Qualitäten, muss aber auch eine andere Stadt werden." Und Hermann Hirschfelder mit Blick auf Immobilienbesitzer, Investoren und Geschäftsleute: "Es müssen sich am Ende die ärgern, die dann nicht mitgemacht haben."

Land zahlt zum Beispiel einen Zentrenmanager

Am Anfang steht natürlich die Stadt selbst, aber auch die öffentliche Hand, wie das Land, das von den bislang veranschlagten 500.000 Euro für diese Großoffensive 90 Prozent trägt. Dazu gehört auch die neue Person, die demnächst dieses Zentrenmanagement in Bottrop bündeln und organisieren soll. Und und 200.000 Euro andere Personalkosten, die die Stadt trägt. Am Ende seien vielleicht diese Zahlen nicht ausschlaggebend, sondern das, was damit erreicht werde, sagt Frank Beicht. Wenn es gelänge, die Akteure hier für die Aufwertung der Stadt ins Boot zu holen und dann weitere Investoren nachzögen, rede man schließlich am Ende von Millionen.

Ein Baustein: "Verfügungsfonds Anmietung"

Der "Verfügungsfonds Anmietung" wird ein Baustein einer Innenstadtstrategie, die die Wirtschaftsförderung im März der Politik vorstellen will. Die Ziele sind ehrgeizig. Bis 2023 soll der Leerstand in der Innenstadt um 30 Prozent reduziert werden; im gleichen Zeitraum soll sich die Besucherzahl um 30 Prozent erhöhen. Dabei helfen soll ein Zentrenmanagement für die Innenstadt sowie der jährlich mit 50.000 Euro gefüllte "Stärkungsfonds Innenstadt". Mit dem Geld sollen privates Engagement und Initiativen unterstützt werden - bestenfalls schnell und unbürokratisch. Kurz: Die Innenstadt müsse schöner werden, wie Oberbürgermeister Bernd Tischler noch einmal eindringlich sagt.

Anträge können noch eingereicht werden

Der Verfügungsfonds soll zügig angegangen werden, so die Wirtschaftsförderung. Schon im ersten Quartal des neuen Jahres will sie mit allen Innenstadtakteuren Lösungsvorschläge diskutieren und parallel ein Managementsystem für die Innenstadt aufbauen.

Die Anträge sind über ein Bewerbungsformular unter www.bottrop.de/verfuegungsfondsanmietung zu stellen. Die erste Bewerbungsphase läuft bis 12. Februar 2021 (Danach können Anträge fortlaufend eingereicht
werden. Antragsberechtigt sind alle natürlichen oder juristischen Personen, Gruppen, Vereine, Verbände oder sonstige Institutionen, die Nutzungsvorhaben in Leerständen in der Innenstadt durchführen möchten.

Die Prüfung der Förderfähigkeit erfolgt durch das Amt für Wirtschaftsförderung. www.bottrop.de.