Bottrop. Die Pfarrei St. Joseph prüft den Verkauf von zwei ihrer Kirchen. Auch Kitas und Gemeindehäuser gehören zum Angebot. Das schreckt die Ebeler auf.

Es gibt Immobilienangebote, auf die stößt man nicht so häufig. In diese Kategorie fallen sicher auch die beiden, die seit einiger Zeit auf der Internetseite des Bistums veröffentlicht sind. Die Bottroper Pfarrei St. Joseph bietet dort die Matthias-Kirche in Ebel sowie St. Franziskus in Welheim zum Kauf an. Doch Interessenten können nicht nur die beiden Kirchengebäude erwerben, zum Angebot gehören auch die jeweiligen Gemeindehäuser und Kindergärten.

Dass die Pfarrei Kirchen aufgeben wird, darunter auch die beiden nun angebotenen, wurde bereits 2017 entschieden. Nun also wird es konkret. Wobei der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Norbert Gockel, hier etwas bremst. Es gehe nicht darum, die Gebäude nun um jeden Preis zu verkaufen, stellt er klar. "Es geht uns nicht um den kurzfristigen Gewinn, sondern um eine Ideensammlung und die Suche nach einer vernünftigen Lösung für die Standorte."

Verantwortliche hoffen, dass Kaufinteressenten Konzepte vorlegen

Die Verantwortlichen hoffen daher, dass sich Investoren melden und ihre Konzept und Vorschläge einreichen. Auf dieser Grundlage werde man dann über einen möglichen Verkauf beraten. Grundsätzlich werden Nutzungen wie etwa Nachtlokale, Bordelle oder Spielhallen sowie Nutzungen durch nicht christliche Religionsgemeinschaften ausgeschlossen. Zusätzlich macht die Pfarrei weitere Vorgaben: So soll an beiden Standorten die Kita als katholische Kita erhalten werden. In St. Franziskus wird das wohl auch ohne Probleme möglich sein, dort wird der Kita-Zweckverband die Einrichtung weiter betreiben.

Wer allerdings am Ende die Ebeler Kita betreibt, darüber herrscht noch Unklarheit. "Wir wollen in Ebel eine katholische Kita erhalten", sagt Gockel und wird darin unterstützt vom Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, Roberto Giavarra. Nur: Der Kita-Zweckverband wolle die zweizügige Einrichtung in Ebel nicht dauerhaft unmterhalten. Daher sei man in Gesprächen mit einem anderen katholischen Träger, der in Essen bereits mehrere Kitas betreibt. Denkbar sei möglicherweise auch, dass ein Investor die Kita in Ebel vergrößert, so Gockel. Das sei aber abhängig von der Kindergartenbedarfsplanung, die die Stadt aktuell aufstellt. Auch da werde man dann mit den Verantwortlichen sprechen, so Gockel.

Kita-Zweckverband bestätigt den Abschied aus Bottrop-Ebel nicht

Der Kita-Zweckverband will auf Nachfrage dieser Zeitung übrigens nicht bestätigen, dass er die Einrichtung aufgibt. Allerdings gebe es Überlegungen, den Betrieb der Einrichtung umzustrukturieren. "Diese Überlegungen sind allerdings noch ergebnisoffen, sodass zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen getroffen werden können", so die Auskunft. Die Eltern jedoch müssten sich keine Sorgen machen: "Die derzeit betreuten Kinder haben eine Platzgarantie."

Doch zum Angebot in Ebel gehört zusätzlich auch das Matthiashaus. Das wird derzeit von einem Förderverein getragen und ist ein wichtiger Treffpunkt im Stadtteil. Viele Vereine und Gruppen würden möglicherweise ihre Heimat im Quartier verlieren, darunter etwa die Knappengarde, katholische und evangelische Frauengruppe oder auch der Schützenverein. Außerdem finden im dem Haus wöchentliche Spieleabende statt, dazu das gemeinsame Bürgerfrühstück und -mittagessen oder auch historische Vorträge und Theateraufführungen. Außerdem gibt die Tafel hier Lebensmittel aus. Der Treffpunkt Matthiashaus war sicher mit ausschlaggebend dafür, dass Ebel im WAZ-Stadtteilcheck bei der Frage nach dem Gemeinschaftsgefühl zumindest in Alt-Bottrop am besten abschnitt.

Trägerverein des Matthiashauses ist motiviert und will weiter machen

Vom möglichen Verkauf des Hauses will der Trägerverein nur zufällig erfahren haben. Inzwischen habe man jedoch einen Gesprächstermin mit der Pfarrei vereinbart, so der Vorsitzende Helmut Kucharski. "Uns geht es darum, zu erfahren, was eigentlich der Stand der Dinge ist und was geplant ist, damit wir reagieren können." Auf einer Vorstandssitzung habe man sich bereits besprochen. "Wir sind alle motiviert, hier lässt niemand den Kopf hängen." Es gehe darum, das gesellschaftliche Leben in Ebel aufrecht zu erhalten.

Auch die Pfarrei hoffe auf eine Lösung, sagt Norbert Gockel. Womöglich gebe es ja die Chance, auch bei neuen Projekten auf dem Grundstück einen Gemeindesaal oder einen Stadtteiltreff zu integrieren. Bisher gebe es für den Standort Ebel "eine Hand voll" Interessenten, für St. Franziskus etwas weniger. Hier kommt erschwerend hinzu, dass die Kirche unter Denkmalschutz steht. Ach ja, ein Kaufpreis wird nirgendwo angegeben, der Verkauf erfolgt im Angebotsverfahren.

>>>INFO<<<

Neben den beiden Kirchen St. Franziskus und St. Matthias will die Pfarrei weitere Gebäude aufgeben. Das ist Teil des Pfarreientwicklungskonzepts, das im Dezember 2017 vorgestellt wurde.

Demnach sollen die Kirchen Liebfrauen auf dem Eigen und die Pfarrkirche St. Joseph in Batenbrock mittelfristig ebenfalls verkauft werden. Beide Bauten stehen allerdings unter Denkmalschutz.