Bottrop. Eine Frage beim Stadtteil-Check befasste sich auch mit dem Gemeinschaftsgefühl vor Ort. Durchaus unerwartet ist das Abschneiden von Ebel.

Eine gute Nachbarschaft, überhaupt ein Zusammengehörigkeitsgefühl im gesamten Stadtteil – das gibt es vielfach in Bottrop. Wie die Bottroper das Gemeinschaftsgefühl in ihrem Ortsteil bewerten, darum ging es in der letzten Frage des Stadtteil-Checks der Lokalredaktion. Und bei dem Ergebnis sticht ein Quartier besonders heraus – und zwar positiv.

In dem Fall ist es Ebel. Bottrops südlichster Stadtteil – sonst meist auf den hinteren Plätzen des Rankings zu finden – schiebt sich beim Gemeinschaftsgefühl weit nach vorne. Am Ende landet Ebel mit der Gesamtnote 2,64 auf Rang vier. Damit schneidet der kleine Stadtteil, eingezwängt zwischen Emscher, Autobahn und Kanal, in Alt-Bottrop am besten ab. Auf Gesamt-Bottrop bezogen bilden Kirchhellen (1,75), Feldhausen (1,88) und Grafenwald (2,1) das Spitzen-Trio.

1604 Bottroper wohnen in Ebel

Doch in dem Fall lohnt es sich, den Blick weg vom Norden und stattdessen auf den Süden zu richten. Schließlich ist es nicht selbstverständlich, dass Ebel so weit vorn landet. Doch betrachtet man den Stadtteil genauer, so erklärt sich einiges womöglich ein Stück weit allein aus der Lage.

Das Matthiashaus ist ein Mittelpunkt der besonderen Gemeinschaft in Ebel.
Das Matthiashaus ist ein Mittelpunkt der besonderen Gemeinschaft in Ebel. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ebel als Stadtteil ist klar begrenzt durch Emscher, Kanal und die Borbecker Straße, die nach Essen führt. Damit ist der Stadtteil überschaubar. Zudem leben in Ebel auch nur 1604 Einwohner – Stand Ende 2019. Damit ist er einer der kleinsten Stadtteile Bottrops. Auch das führt dazu, dass die Menschen sich untereinander kennen und so ein Gemeinschaftsgefühl wächst.

Ebeler greifen immer wieder zur Eigeninitiative

Wichtigster Punkt aber ist sicherlich die Eigeninitiative, die die Ebeler in vielen Fällen zeigen. Mit dem ehemaligen Pfarrzentrum, dem Matthiashaus, gibt es zudem einen Treffpunkt, einen Mittelpunkt für das gesellschaftliche Leben und die Vereine im Stadtteil. Das Haus selbst wurde von der Kirche längst aufgegeben. Seit 2007 gibt es einen Trägerverein, der die Existenz dieses wichtigen Treffpunkts sicherstellt.

Zusätzlich gibt es einen Förderverein, der sich der Förderung des Zusammenhalt und des gesellschaftlichen Lebens in Ebel verschrieben hat. Zahlreiche Aktionen gehen auf diesen Zusammenschluss zurück. Bis 2014 etwa das regelmäßige Stadtteilfest, auch das gemeinsame Aufstellen des Maibaums oder das Schmücken des Weihnachtsbaumes sind Veranstaltungen des Vereins und gleichzeitig feste Termin für viele Ebeler.

Wichtig ist die Zusammenarbeit mit Kita und Schule in dem Bottroper Stadtteil

Gabi Sobetzko ist Vorsitzende des Fördervereins. Sie unterstreicht auch noch die Bedeutung von Grundschule und Kita. Beide gibt es noch in dem kleinen Stadtteil und beide beteiligen sich auch an solchen Aktionen. „Für uns ist das eine Möglichkeit, auch die jüngeren Familien, die vielleicht noch nicht so lange hier wohnen, zu erreichen.“

Auch interessant

Tatsächlich gibt es in Ebel eines der wenigen Neubaugebiet, die zuletzt in Alt-Bottrop realisiert wurden. Entlang des neuen Max-Stieler-Wegs wurden Einfamilienhäuser gebaut. Und auch die Neu-Ebeler, so bekräftigt Gabi Sobetzko, fühlten sich hier wohl. Eigentlich hätte in diesem Jahr dort auch ein Straßenfest steigen sollen – selbstverständlich nicht nur für die Anlieger sondern für ganz Ebel. Der Förderverein hatte schon seine Unterstützung zugesagt, dann kam Corona und wie so viele Veranstaltungen wurde auch das Straßenfest zunächst abgesagt.

Zu Veranstaltungen in Ebel kommen auch Besucher von auswärts

Christel Otte ist 79 Jahre alt, wurde in Ebel geboren. Hier wegzugehen, das sei für sie nie in Frage gekommen, stellt sie klar. Auch sie betont die Bedeutung der Vereine für das Zusammenleben auf der Insel Ebel. Sie ist aktiv in der KfD. Die Gruppe trifft sich regelmäßig, der Karneval ist eine Großveranstaltung in Ebel, dazu kämen die gemeinsamen Ausflüge, all das halte den Stadtteil zusammen. Zu den Theaterabenden von Lisas lustiger Laienschar oder auch zum Kaffeeklatsch im Matthiashaus kommen Besucher aus ganz Bottrop nach Ebel.

Auch interessant

Es gibt noch eine Besonderheit: In welchem anderen Stadtteil könnte man sich wohl von seinen Nachbarn bekochen lassen? Seit zehn Jahren gebe es eine Gruppe, die kocht einmal im Monat ein Drei-Gänge-Menü. Die Ebeler können sich anmelden, und für zehn Euro wird dann gemeinsam gegessen. Treffpunkt ist selbstverständlich das Matthiashaus. Zusätzlich gebe es mit dem Vereinsheim des VfR Polonia Ebel einen weiteren Treffpunkt im Stadtteil.

Ebeler fühlen sich in ihrer Gemeinschaft wohl

Hans Berndt hat 1962 eine gebürtige Ebelerin geheiratet, seitdem wohnt auch er hier. „Es ist eine Gemeinschaft, ich fühle mich hier wohl“, sagt er und erinnert auch an die Geschichte des Stadtteils. Hier haben die Bergleute, die auf der Zeche gemeinsam gearbeitet haben, Tür an Tür gewohnt. Das habe zusammengeschweißt.

Überhaupt, Ebels Geschichte nimmt immer noch großen Raum ein. Regelmäßig veranstaltet der Förderverein Vorträge zur Ebeler Geschichte. Dabei ist das Matthiashaus immer bestens besucht. Und ein solcher Abend endet immer mit der inoffiziellen Ebel-Hymne: „Ebel, du Insel der Träume“. Ein Stadtteil mit eigener Hymne - auch das dürfte in Bottrop ziemlich einmalig sein.

Stadtteil-Check Bottrop: Kurz und kompakt

Der Stadtteil-Check Bottrop hatte 3078 Teilnehmer.