Bottrop. IHK und Handwerkskammer melden für Bottrop gegen den Trend sogar leichte Steigerungen bei der Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge.

Die Corona-Pandemie war 2020 auch auf den Ausbildungsmarkt spürbar. Vor allem, teilen die Akteure von der Arbeitsagentur über Gewerkschaftsbund bis zur IHK und Handwerkskammer unisono mit, war es für Jugendliche und Unternehmen in Zeiten von Kontaktvermeidung und abgesagten Veranstaltungen schwerer, zueinander zu finden.

Ausbildungsmarkt ist mit drei Monaten Verspätung in Gang gekommen

Mit der Entstehung neuer digitaler Formate sei der Ausbildungsmarkt mit einer Verzögerung von drei Monaten in Gang gekommen, heißt es in einer gemeinsamen Ausbildungsbilanz.

Fazit von Frank Thiemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der hiesigen Arbeitsagentur: "Mit den Partnern des Ausbildungskonsens' ist es uns gelungen, ein Coronajahr zu verhindern. Wir sind mit einem blauen Augen davon gekommen."

Arbeitsagentur vermittelt auch noch weiter Lehrstellen

Ausbildungsverträge können zudem noch bis Ende Januar 2021 abgeschlossen werden. "Wir vermitteln bis zur letzten Minute weiter", betont Thiemann.

Bis Ende 2020 wurden im gesamten Bereich der Arbeitsagentur Gelsenkirchen, zu dem Bottrop zählt, 1881 Lehrverträge geschlossen, zehn Prozent weniger als 2019 (ruhrgebietsweit: minus 13,5 Prozent). Allerdings steht Bottrop allein gut da: Die IHK Nord Westfalen registriert hier einen leichten Zuwachs (plus ein Prozent auf 299 Ausbildungsverträge). "Das ist in unserem Bereich die einzige Stadt, die mit einem Plus abgeschnitten hat", so Carsten Taudt, Geschäftsbereichsleiter bei der IHK Nord Westfalen. Bei der Handwerkskammer zählt man vier Verträge mehr, macht ein Plus von 2,3 Prozent. "Das einzige Plus bei uns im Kammerbezirk", sagt auch Knut-Rüdiger Heine, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Münster.

Bewerber und Stellen sind nicht nur coronabedingt rückläufig

Bewerber und Stellen waren laut Thiemann schon vor dem ersten Lockdown rückläufig. Für Bottrop meldeten sich bis September 695 Jugendliche bei der Berufsberatung, 138 weniger als im Vorjahr. Davon blieben 36 unversorgt (plus elf). Stellen registrierte der Arbeitgeber-Service 607 (minus 44). 81 davon blieben unbesetzt (plus 39).

Nach dem Nachvermittlungsquartal, in dem zusätzliche Bewerber und Stellen gewonnen wurden, gab es im Dezember in Bottrop laut Thiemann noch 60 Ausbildungssuchende und 53 unbesetzte Stellen.

Perspektivisch sollen wieder Praktika stattfinden können

Nun stellen sich die Akteure die Frage: Wie sieht die Perspektive aus? Jetzt, im zweiten, wohl noch länger andauernden Lockdown? Thiemann ist vorsichtig positiv gestimmt. "Das Gewinnen von Bewerbern gelingt schon jetzt sehr gut." Über Online-Formate und Videoberatung könne inzwischen eine virtuelle Berufsorientierung angeboten werden. Eine Herausforderung werde es aber weiterhin sein, Kontakte zwischen Bewerbern und Arbeitgebern zu vermitteln. Solche Kontakte liefen ja oft über Praktika. Die Arbeitsagentur möchte zu diesen ermutigen. "Man kann auch ein Praktikum machen unter Rahmenbedingungen, die kein Gesundheitsrisiko sind."

IHK und Handwerkskammer starten zudem ab 8. März die Aktion „Ausbildung sucht dich!“, bei der Bewerber Gesprächstermine mit Betrieben buchen können (www.ausbildungsuchtdich.de). Und in Bottrop startet am Sonntag, 24. Januar, ganz digital die Messe "Ausbildung und Studium" unter www.berufechecken.de