Bottrop. Vor allem größere Unternehmen haben Möglichkeiten zu mobilem Arbeiten stark ausgeweitet. Dies ist aber nicht überall möglich.
Die Coronazahlen sind trotz des Lockdowns auch in Bottrop weiter hoch. Möglicherweise steht gerade eine Verschärfung der Pandemieregeln an. Das würde sicherlich auch die Bereiche der Wirtschaft beeinträchtigen, die bis jetzt noch nahezu normal arbeiten konnten. Fast überall, wo es möglich ist, setzen Stadtverwaltung, Banken, Sparkassen und Firmen auf mobiles Arbeiten im Homeoffice. Einer staatlich verordneten Pflicht, Homeoffice anzubieten, stehen Unternehmen jedoch skeptisch gegenüber.
So zum Beispiel die Vereinte Volksbank. Dort sei man in diesem Bereich zuletzt ein gutes Stück weitergekommen, sagt Sprecher Ralf Bröker. „Wir ermöglichen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verstärkt, von zu Hause aus zu arbeiten. Lag die Quote vor Corona noch unter 10 Prozent, so arbeiten seit dem letzten Frühjahr etwa ein Drittel der Kolleginnen und Kollegen mobil“, so der Kommunikationschef des Bankhauses mit gut 250 Mitarbeitern. Ziel sei es, den Anteil mobiler Arbeit auf 40 Prozent zu erhöhen.
Volksbank erhöht Anteil mobilen Arbeitens ständig
Das lasse sich nicht in allem Bereichen gleich gut realisieren. Im Bereich Kommunikation oder Marketing gehe das zum Beispiel eher, als im Servicebereich. Außerdem müsse beim Umgang mit sensiblen Daten ja immer auch deren unbedingte Sicherheit gegeben sein. „Da hat die Volksbank zuletzt bereits aufgerüstet. Wir haben viele neue mobile Geräte angeschafft, die natürlich verschlüsselt und zugriffssicher sind“, sagt Ralf Bröker. Einem generellen Recht oder staatlichen Reglementierungen mobilen Arbeitens steht er eher skeptisch gegenüber. „Wir glauben, dass es auch nach Corona einen guten Mix zwischen mobiler Arbeit und der Präsenz im Unternehmen geben sollte.“ Denn nicht zuletzt trage auch persönlicher Kontakt zur Teambildung und zum Erfolg vieler Projekte bei.
Zu den großen Unternehmen zählt MC-Bauchemie, ein Bottroper Familienbetrieb mit gut 2.500 Beschäftigten weltweit. Dort habe man bereits Ende 2019 Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten an zwei Tagen eingeführt, die nun im Zuge der Corona-Pandemie und des damit verbundenen Lockdowns noch einmal ausgeweitet worden sind, wie Unternehmenssprecher Saki Moysidis auf Anfrage mitteilt. „Die Mitarbeiter nehmen das gerne an, aber die einzelnen Abteilungen organisieren das individuell, da Vieles von den einzelnen Tätigkeitsbereichen abhängt“, so Moysidis.
Bei MC Bauchemie hält man strikte staatliche Vorgaben für nicht zielführend
So sei mobiles Arbeiten zum Beispiel in Labor, Logistik oder der Produktion nicht möglich. Dort habe man aber neben den im ganzen Betrieb geltenden strengen Corona-Regeln stärker auf Trennung von Teams und Schichten gesetzt, um eine Infektionsgefahr inklusive Verbreitung auf ein Minimum zu reduzieren. Das sei bisher auch sehr gut gelungen. Seit März sind alle Präsenzveranstaltungen sowie persönlichen Meetings abgesagt und auf mobilem Weg durchgeführt worden. Auch bei MC Bauchemie halte man strikte staatliche Vorgabe zu Homeoffice und mobilem Arbeiten für nicht zielführend, so Saki Moysidis.
Bei Brabus arbeitet etwa die Hälfte der Mitarbeiter mobil
Den Anteil der Mitarbeiter im Homeoffice bei Brabus beziffert Sprecher Sven Gramm auf etwa 50 Prozent, zum Teil sogar darüber. Bei dem weltweit bekannten Auto-Tuner habe diese Diskussion im März begonnen. „Aber alle rund 400 Mitarbeiter können ohnehin nicht ins Homeoffice geschickt werden, eine Monteur hat eben keine Heimwerkstatt, das gilt auch die Kollegen im Lager“, so Gramm. Im Verwaltungsbereich arbeite derzeit nur noch eine Stammbelegschaft vor Ort. Ansonsten geben es wechselnde Homeoffice-Zeiten und vermehrt Videokonferenzen. Selbst in der Konstruktion sei mobiles Arbeiten verstärkt ausgebaut worden. Große Bildschirme, Scanner, leistungsstarke Geräte ermöglichten auch dort gutes Arbeiten. „Vieles funktioniert gut, wenn man nicht die ganze Zeit im Homeoffice ist“, sagt Sven Gramm.
Betriebliche Notwendigkeiten berücksichtigen
Ein staatlicher Zwang oder eine unflexible Vorgabe eines Rechts auf Heimarbeit sei sicher nicht zielführend. „Es sollte immer die betriebliche Notwendigkeit berücksichtigt werden und schließlich sollte man es der Firma überlassen, ihren Betrieb zu führen“, sagt Sven Gramm. Auf gegenseitiges innerbetriebliches Einvernehmen zu setzen, sei immer gut. Produkte, Abläufe oder das Team lerne man schließlich am besten am Ort und nicht im Homeoffice kennen, so der Firmensprecher.