Bottrop. . Als Leiter der Lebendigen Bibliothek sucht Jörg Dieckmann immer neue Ideen, diese zu einen Ort von Austausch und Kommunikation zu machen.

  • Seit 2005 ist Jörg Dieckmann Leiter der Lebendigen Bibliothek.
  • In fast drei Jahrzehnten haben sich Programm, Angebot und Intention stark gewandelt.
  • Damit der Name der Bibliothek auch Programm ist, ist Dieckmann immer auf der Suche nach neuen Ideen.

Eine Leseratte ist er schon immer gewesen. Doch obwohl Jörg Dieckmann Leiter der Lebendigen Bibliothek ist und sozusagen an der Quelle allen Lesevergnügens sitzt, kommt er bei der Arbeit überhaupt nicht zum Lesen. „Allenfalls ein Inhaltsverzeichnis lässt sich mal überfliegen, aber mehr ist nicht drin“, meint der 53-Jährige schmunzelnd, stellt jedoch fest, wie sehr er es schätzt in dieser Bücherwelt zu arbeiten. „Das war immer mein Wunsch.“

Schon als Kind hat Jörg Dieckmann Bücher verschlungen, am liebsten all die Abenteuer-Geschichten von Enid Blyton wie „Fünf Freunde“ oder „Geheimnis um...“ „Die literarische Arbeit im Deutsch-Unterricht war dagegen weniger mein Ding“, gesteht der Fuhlenbrocker. Drum wollte er nach dem Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium eigentlich auch zunächst Geschichte studieren. Aber was macht man mit einem Geschichtsstudium?

Als Bibliothekar zur damaligen Stadtbibliothek

Also entschied er sich für das Studium Bibliothekswesen in Köln - damals zwar ebenso wenig aussichtsreich, „aber Bücher waren mein Ding und der zielführende Weg zu einem Beruf schien spannend.“ Und ist es bis heute. Nach verschiedenen Jobs in wissenschaftlichen Bibliotheken in Köln, Dieburg und Bochum, kam Dieckmann 1991 als Bibliothekar zur damaligen Stadtbibliothek Bottrop.

„Es war spannend, die Kunden zu betreuen und immer wieder für andere Sachgruppen neue Bücher auszuwählen“, erinnert sich Dieckmann an seine damalige Tätigkeit. „Allerdings muss man dabei das Interesse der Leser sowie Themen und Trends im Blick haben.“

Ort des Austausches und der Kommunikation

Natürlich hat sich die Arbeit in der Bibliothek in den fast drei Jahrzehnten stark gewandelt. „Als ich anfing, gab’s noch Kassetten. DVD’s und CD’s kamen erst später dazu. Und für die Ausleihe gab’s das Buchkartenverfahren, Computer gab’s noch nicht“, erinnert sich Dieckmann schmunzelnd. Und ein Ort für Kommunikation, Arbeiten und Austausch war die damalige Stadtbibliothek - trotz Lesesaal - auch nicht.

Das änderte sich erst 2002 mit dem neuen Konzept der Lebendigen Bibliothek, deren Leiter Dieckmann seit 2005 ist. „Heutzutage ist die Bibliothek ein Ort, an dem sich die Nutzer gerne aufhalten, arbeiten, sich austauschen oder einfach die Atmosphäre genießen und einen Kaffee trinken. Lebendige Bibliothek halt!“

Lesetipps für die Kunden

Heutzutage gibt’s hier rund 70 000 Bücher, Filme, Musik-CD’s, Konsolenspiele, Hörbücher, klassische Gesellschaftsspiele sowie kostenloses WLAN, Zugang zu Datenbanken und E-Book-Onleihe. „Lesen kann man das natürlich nicht alles“, stellt Dieckmann fest.

Als Leiter der Bibliothek ist er vor allem für Organisatorisches und Personalfragen zuständig, aber auch für den Austausch mit anderen Bibliotheken. Wie einst kümmert er sich aber auch als Bibliotheksleiter immer wieder mal um die Kunden, gibt Lesetipps, und kümmert sich als Lektor um eine Sachgruppe - Geschichte. „Das ist mein Steckenpferd. Wenn ich lese, so ist es häufig Historisches, aber auch Krimis.“

Zuhause gibt es nur wenige Bücher

Besonders wichtig ist dem Chef der Bibliothek jedoch, junge Menschen ans Lesen heranzuführen. Die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten wird immer mehr ausgebaut, ehrenamtliche Vorlesepaten sind im Einsatz und im Netzwerk Medienbildung versucht Dieckmann immer neue Ideen zu finden. „Bücher wird es immer geben und ohne Lesen geht nichts“, blickt Dieckmann in die Zukunft. „Letztlich müssen aber vor allem die Eltern Vorbild für ihre Kinder sein. Wenn die Eltern lesen, tun es auch die Kinder.“

Übrigens: Ist Jörg Dieckmann zu Hause, so gibt’s dort tatsächlich nur wenige Bücher. „Die hab ich ja alle in der Lebendigen Bibliothek“, meint Dieckmann schmunzelnd. Nur wenige Lieblingsbücher gibt’s in seinen Regalen, wie beispielsweise „Der Herr der Ringe. „Dieses Buch hab ich schon unzählige Male gelesen, es ist mein absolutes Lieblingsbuch.“