Bottrop. Markus und Pascal Kaufmann sind zum dritten Mal bei Orgel Plus zu Gast. Heute Abend tauchen sie in die Klangwelt des Nordens ein
Die Brüder Markus (29) und Pascal (27) Kaufmann gehören zu den jüngsten Künstlern bei Orgel Plus. In diesem Jahr sind die sächsischen Musiker zum dritten Mal Gäste des Bottroper Festivals und treten nach den "Bildern einer Ausstellung" in der Orgelbearbeitung von Markus Kaufmann mit Pascal als humorvoll-charmantem Sprecher nun am heutigen Donnerstag erneut auf. Dann in der Konstellation, in der sie mittlerweile weit über Sachsen hinaus bekannt sind: als Duo. Mit vier Händen und Füßen lassen sie die Königin der Instrumente in vollem Glanz und ganzer Klangpracht erstrahlen.
Von "Finlandia" zu den Färöer-Inseln
Natürlich wieder mit Bearbeitungen bekannter Orchesterwerke, von denen eine sogar erst vor vier Tagen fertig geworden ist, wie die Brüder lachend erzählen. Musikalisch begeben sie sich - um 20 Uhr wieder live aus Herz-Jesu übertragen - in den hohen Norden. Pascals Bearbeitung von Jean Sibelius' berühmter "Finlandia" erklingt ebenso wie eine Transkription der recht unbekannten Rhapsodie-Ouvertüre "Eine Reise zu den Färöer-Inseln" des dänischen Spätromantikers Carl Nielsen oder Werken von Edvard Grieg.
Wer die Kaufmann-Brüder bereits erlebt hat, ist immer wieder überrascht über die behutsame Behandlung der ursprünglichen Orchesterpartitur, den respektvollen Umgang mit dem Original. "Die 'Reise zu den Färöer-Inseln' passt toll zur Orgel, dort gibt es Stimmen, die wunderbar den Klang der Vogelwelt imitieren können, den Nielsen in seiner Partitur zum Ausdruck bringt, aber es gibt auch einen Choral im Original, der sich natürlich sehr schön für die Orgel einrichten lässt", sagt Markus Kaufmann. Seine Bearbeitung von Sibelius' "Karelia-Suite" hat heute Abend übrigens Premiere.
Keine Konkurrenz: Das System der Kaufmann-Brüder
Geografisch haben sich die Brüder seit einiger Zeit getrennt. Markus ist hauptamtlicher Kirchenmusiker am Servatius-Dom im Weltkulturerbe Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Pascal arbeitet ebenfalls hauptamtlich im sächsischen Augustusburg. Dort hat er das Festival "Augustusburger Musiksommer" ins Leben gerufen, während Markus den renommierten "Quedlinburger Musiksommer" weiterführt und zeitgemäß entwickelt.
Als Konkurrenten sehen sich die Brüder übrigens nicht. "Wir haben schon als Teenager einen Pakt geschlossen, der besagt, dass keiner von uns das Stück in sein Repertoire aufnimmt, an dem der andere gerade arbeitet", erzählt Pascal. Schwierig? "Bei Bach zum Beispiel nicht, der hat ja allein etwa 1000 Orgelwerke geschrieben", sagt Markus Kaufmann. Aber auch sonst scheinen die sympathischen Brüder ein gutes System für sich entwickelt zu haben. "Wir haben so ja quasi ein doppeltes Repertoire, wenn wir bei unseren Reihen etwas aufführen, was nur der andere spielt, kommt der eben als Gastsolist dazu", so Pascal Kaufmann.
Bottrop hat zwei ideale Instrumente: in Liebfrauen und Herz-Jesu
Dass Corona bald vorbei ist, hoffen beide. Denn wie für so viele andere Bereiche auch, hat die Pandemie gerade in der Kultur schon zu einem Kahlschlag geführt. Umso lieber sind sie wieder in Bottrop, da dort zumindest live gestreamt wird. Dazu kommen die guten Instrumente in den passenden großen Kirchenräumen in der Stadt. "Die spätromantische Seifert-Orgel in der Liebfrauenkirche haben wir bereits kennengelernt und mehrfach gespielt", sagt Pascal. "Die Orgel hat eine unglaubliche Vielfalt und Klangfülle und steht in dem für sie passenden Raum, ein herrliches Instrument für Liturgie und vor allem für unser Konzertrepertoire, das gerade diese orchestralen Möglichkeiten braucht", ergänzt Markus. Aber auch die Rensch-Orgel in Herz-Jesu sei ein hervorragendes Konzertinstrument. Am besten heute Abend live zuhören und -sehen.
Festival online: bislang rund 2000 Aufrufe
Auch Festivalleiter Gerd-Heinz Stevens zeigt sich trotz aller Einschränkungen mit der bisherigen Resonanz zufrieden. Über 2000 Mal wurden bislang die Konzerte auf dem Youtube-Kanal der Musikschule abgerufen. Bis zum Wochenende sind dort übrigens alle Orgel-Plus-Konzerte abrufbar. Heute, 7. Januar, 20 Uhr: Orgel zu vier Händen und Füßen mit Markus und Pascal Kaufmann: www.orgelplus.de.