Auftaktsonntag von „Orgel Plus“ mit Trompetensoli und Dvorak-Bearbeitung.Aufregung in Liebfrauen: Pauken passten nicht durch den Aufgang zur Empore
- Festival „Orgel plus“ begann am Sonntag mit einer Eröffnungsmesse in St. Cyriakus
- Beim Eröffnungskonzert in Liebfrauen begeistert das virtuose Brüderpark Markus und Pascal Kaufmann
- Am Montag geht es weiter in Herz Jesu mit einem Gastspiel des Organisten Benedikt Bonelli
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Das galt auch am Sonntag beim Start des 29. Festivals „Orgel Plus“, mit dem die Stadt die Musiksaison im Ruhrgebietqualitätsorientiert eröffnet. Denn, oh Schreck: Die Pauken, die beim festlichen Auftaktkonzert in Liebfrauen eingesetzt wurden, passten nicht in den engen Treppenaufgang zur Empore. Also mussten sie per Hand hochgezogen werden.Gerade diese Instrumente setzten hörbar ein rhythmisches Signal für diesen Beginn in der gut besetzten Kirche. Mit einem Klassiker, der jedoch für Orgel transkribiert wurde: Antonin Dvoraks Sinfonie „Aus der neuen Welt“.
Ein weiteres Problem, was die Verantwortlichen kurzfristig in den Griff bekommen mussten: Flügel und Orgel wurden durch Raumwärme erst auf einen tonalen Nenner gebracht.
Am Vormittag erklangen mit Georg Friedrich Händels Suite aus dem „Gelegenheitsoratorium“ jubelnde Klänge in St. Cyriakus. Das Dortmunder Trompeten-Ensemble mit Jörg Segtrop nebst Pauker sowie Kantorin Ursula Kirchhoff an der Orgel (und mit schöner Solistenstimme) bildeten die musikalische Einheit zum prächtigen Einstieg. Händels barocke Eleganz passt immer. So auch bei dieser Ouvertüre, eingebettet in die Messe zum Neujahr in der zentralen Kirche.
Man hörte die Christbotschaft vom Kind in der Krippe, dessen Namensgebung und Marias Nachdenklichkeit. Segen, so hieß es in der Predigt von Propst Neumann, sei „kein Zauber, kein Hokuspokus“, sondern „eine Begegnung und eine Beziehung: Darin liege der Frieden in der Welt“. Also wünschte er: „Ein gesegnetes neues Jahr.“
Diese Musik machte süchtig
Am Nachmittag stellte sich in Liebfrauen das Dresdener Duo „Con fuoco“ (mit Feuer) vor: Pascal (23) und Markus Kaufmann (25) garantierten mit Beiträgen am Klavier und an der Orgel zusammen mit Pauken-Solist Jaime Moraga Vasquez die erste Überraschung bei der Festival-Woche. Denn ihre Bearbeitung der populären Dvorak-Sinfonie (1893), die in den USA als Auftrag für eine eigene Nationalmusik verstanden wurde, besaß alles, was die „sinfonische Orgel“ aufbieten kann: logische Registerfarben mit Flöte, Horn, Oboe, Posaune, Trompete und Tuba u.a., fulminante Steigerungen, ein poetisches Largo, bestes Verständnis und ein hoher Temperamentsanteil. Diese Musik machte süchtig. Erstaunlich, welchen Mut und welches Selbstbewusstsein die noch so jungen Kaufmann-Brüder investierten. Bravissimo!
Nur zu Anfang polterte die Pauke etwas knallig. Auch ihre Interpretationen von Stücken („Silhouetten“ op. 29 und „Poesien“ op. 35) des heute fast vergessenen Siegfried Karg-Elert (1879 – 1933) wiesen alle Merkmale leidenschaftlicher, spätromantisch harmonischer Wechselwirkung von Orgel und Klavier aus. In der Tschaikowsky-Zugabe („Nussknackers“ Zuckerfee) bestätigten sie ihre Virtuosität der Transkription.
Das Orgel-Plus-Konzert am heutigen Montag, 20 Uhr: In Herz-Jesu, Brauerstraße, musizieren der Posaunist Hubertus Schmidt und der Organist Benedikt Bonelli. Auf dem Programm: Werke von Debussy, Satie, Fauré, Alain u.a.