Bottrop. Bottroper über 60 Jahre und Risikopatienten stellen sich seit Dienstag in Warteschlangen für FFP2-Masken. So erleben Apotheker die Situation.
Die Apotheker in Bottrop erleben zum Ende des Corona-Jahres zusätzlichen Stress. Seit Dienstag dürfen kostenlose FFP2-Masken an Menschen über 60 Jahren und mit Vorerkrankungen verteilt werden. Am ersten Tag erlebten die Apotheker mancherorts einen regelrechten Ansturm. Und auch am Mittwoch ist die Warteschlange vor der Tür kaum kürzer.
„Wir haben uns nicht gelangweilt“, sagt Dorothee Pradel, Inhaberin der Glückauf-Apotheke an der Gladbecker Straße, scherzhaft über den Dienstag. Nach Schätzungen gingen bei ihr rund 900 und von Ladenöffnung am Mittwochmorgen bis zum Mittag noch mal knapp 300 FFP2-Masken über den Tresen. Fast minütlich werden es mehr. Mit einer hohen Nachfrage hat sie im Vorfeld gerechnet. „Es ist wirklich viel, sogar mehr als ich gedacht habe“, zeigt sie sich dennoch ein wenig überrascht. Die Apothekerin sieht jedoch keinen Grund zur Panik und mahnt die Kunden zur Ruhe und Besonnenheit: „Wir haben noch alle Zeit der Welt, um die Masken zu verteilen.“ Nach eigener Aussage hat sie genügend vorrätig. Bis zum 6. Januar darf das Gratis-Angebot in Anspruch genommen werden.
Nur drei Stück pro Kunde
Drei Stück erhalten Menschen über 60 Jahre und Risikopatienten gegen Vorlage ihres Ausweises, Führerscheins oder Nachweis der Erkrankung. Mit der Ausgabe soll das Infektionsrisiko in der Weihnachtszeit verringert werden, hofft Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Das Vorhaben klingt unbürokratisch und unkompliziert, kann jedoch zu Missbrauch führen. Denn es gibt keine Kontrolle darüber, ob jemand nicht zusätzlich in einer anderen Apotheke für sich weitere kostenlose FFP2-Masken abgeholt hat. „Das ist ein großes Problem“, sagt Dorothee Pradel und appelliert daher an die Solidarität unter den Risikopatienten. Theoretisch könnte man wie ein Masken-Nomade von Apotheke zu Apotheke gehen. Die Sorge ist, dass letztlich nicht alle, die eine Maske dringend benötigen, auch bekommen werden. Aus Sicht der Apothekerin müssen die FFP2-Masken nicht gehortet werden.
Drei FFP2-Masken reichen bis Januar
Die drei Stück würden bei sorgfältiger Pflege und Gebrauch bis über die Feiertage und ins neue Jahr ausreichen. Im Januar ist eine zweite Verteilaktion geplant. Die Bezugsberechtigten erhalten fälschungssichere Coupons der Krankenkassen für zweimal je sechs weitere Masken. Im Grunde ist die FFP2-Maske ein Einmalprodukt, lässt sich aber trotzdem mehrfach verwenden. „Bloß nicht waschen“, erklärt Dorothee Pradel. Stattdessen sollte man sie an der Garderobe oder am Fenstergriff aufhängen, sodass sie in Ruhe an der Luft trocknen. Erst bei starker Verschmutzung oder gerissenen Bügeln muss die Maske ausgetauscht werden.
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Frank Werner von der Elefanten-Apotheke an der Hochstraße stellt klar: „Jede FFP2-Maske ist besser als ein Mund-Nasen-Schutz, aber auch kein Allheilmittel.“ Demnach müssten weiterhin Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Auch bei ihm stehen seit Dienstag während der Öffnungszeit viele Bottroper wegen der kostenlosen FFP2-Masken in einer Warteschlange. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so weiter geht“, sagt Werner am Mittwoch und verzeichnet „exorbitant hohe Zahlen“ bei der Abgabemenge. Aber auch er hat noch reichlich Masken vorrätig.
Lobende Worte für die Mitarbeiter
Deren Beschaffung in großen Stückzahlen in den letzten Tagen ist ein echter Kraftakt gewesen. Beide Apotheker sprechen von „kaum Vorlaufzeit“. Trotz des erhöhten Stressaufkommens wollen sie das Beste aus der Situation machen. „Wir kennen die meisten unserer Kunden und versuchen sie zu versorgen“, sagen sie unisono. Die Verteilung sei eine Belastungsprobe für den Berufsstand, meint Frank Werner und findet in dem Zusammenhang lobende Worte für seine Mitarbeiter, die „seit März im roten Bereich arbeiten“. „Davor kann ich nur den Hut ziehen“, so der Apotheker.
Infos zu FFP-Masken
Immer wieder sind auch FFP-Masken von schlechter Qualität im Handel aufgetaucht. Dorothee Pradel und Frank Werner empfehlen deshalb, auf die „CE“-Kennzeichnung zu achten. Dieses Zeichen mitsamt der vierstelligen Ziffernfolge weist auf die Prüfstelle, die die Zertifizierung durchgeführt hat, hin. Die Echtheit kann im Internet mit Eingabe der Ziffern überprüft werden.
Das Bundesgesundheitsministerium rechnet mit rund 27 Millionen Menschen, die bis zum 6. Januar Anspruch auf drei kostenlose FFP2-Masken in Apotheken haben. Insgesamt sollen die Kosten bei 2,5 Milliarden Euro liegen.