Bottrop. Im Rahmen der UN-Kampagne „Orange The World“ leistet das Bottroper Frauenzentrum Aufklärungsarbeit. Ein Gastbeitrag zum Thema digitale Gewalt.

Die Kampagne „Orange the World“ endet jeweils am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. Das letzte Thema, das sich das Frauenzentrum in diesem Jahr vorgenommen hat, ist die Gewalt in digitalen Medien. Hier kommt es für viele Kinder und Jugendliche schon sehr früh zu der Erfahrung, dass die Würde des Menschen sehr wohl antastbar ist.

Bereits Grundschüler sind im Internet unterwegs

Bereits im Grundschulalter ist der Nachwuchs im Internet unterwegs und wird nicht selten mit Grenzverletzungen konfrontiert: Im Klassenchat wird eine Mitschülerin als dick und hässlich beschimpft, in der Whatsapp-Gruppe des Sportvereins wird herablassend über die schlechte Leistung einzelner Spieler abgelästert und in Freundesgruppen werden peinliche Fotos oder Pornos verschickt. Später geht es dann weiter mit Stalking und Hate Speech, vor allem für Mädchen und Frauen oder minoritäre gesellschaftliche Gruppen.

Silke Kutz, Mitarbeiterin im Frauenzentrum Courage Bottrop.
Silke Kutz, Mitarbeiterin im Frauenzentrum Courage Bottrop. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Selbst in den Weiten der harmlos wirkenden Gamingplattformen verbergen sich auch Pädophile hinter Spielercharakteren und machen über die Chatfunktionen unverfänglichen Kontakt zu den Mitspieler*innen. Klappt es mit der Anbahnung nicht auf Anhieb, sprechen sie einfach das nächste Kind an. Neues Spiel neues Glück für anonyme Täter.

„Virtuelles Leben ist real verletzbar“

Anonym oder persönlich bekannt – über ein digitales Medium scheint die Hemmschwelle zur Ausübung von Gewalt erheblich zu sinken. Betroffene hingegen verletzen Beschimpfungen, Bedrohungen, sexuelle Nötigung ebenso wie im realen Leben. Virtuelles Leben ist real verletzbar – die Gewalt trifft Körper und Seele. Die Verzweiflung über digitale Gewalterfahrung führt Menschen nicht selten bis zum totalen Rückzug und sogar Suizid.

Einfach abschalten erscheint undenkbar

Doch jede*r möchte dabei sein und dazugehören, einfach abschalten ist undenkbar. Wir bleiben digital, aber wir möchten uns auf keinen Fall an allgegenwärtige digitale Gewalt gewöhnen. Umso wichtiger ist es, einen angemessenen Umgang mit digitalen Medien zu reflektieren und ggfs. einzuüben. Eine kritische Auseinandersetzung mit den digitalen Medien sollte schon im Grundschulalter beginnen und ein ständiger Begleiter für die nachwachsenden Generationen sein. Prävention von digitaler Gewalt ist notwendig und sinnvoll. Neben Verhaltensempfehlungen, die unseren eigenen Schutz im Netz erhöhen, gibt es häufig aber auch rechtliche Möglichkeiten Täter zu stoppen.

Beratung und Prävention in Bottrop bieten der Verein Gegenwind und das Frauenzentrum Courage.