Das Rathausviertel wird zum leuchtenden Vorbild. Der Adventskranz vor dem Rathaus und ein schöner Oldtimer sind als Kulisse für Selfies gefragt.
Wenn das kein glänzender Auftritt ist: Das Rathausviertel putzte sich im Bottroper Advent zu einem leuchtenden Vorbild heraus. Auf Schritt und Tritt finden Spaziergänger und auch eiligere Kunden Dekorationen, die trotz so mancher geschlossener Ladentür ein wenig vorweihnachtliche Stimmung verbreiten. Am Kreuzkamp blicken ein roter Nikolaus und ein blaues Räuchermännchen von den Häuserfassaden auf die Gastromeile hinab, an deren Eingang auch große selbstbemalte rote Weihnachtskerzen aus Holz stehen. Vor der imposanten Kulisse des historischen Rathauses stellen sich zur blauen Stunde Paare vor dem großen imaginären Adventskranz mit seinen rot und feurig-gelb leuchtenden Kerzen für ein paar Selfies in Positur. Am Altmarkt gegenüber können Fußgänger an der kleinen Kirchhellener Straße über ihren Köpfen in der Lichterkette einen freundlichen Gruß lesen: Bottrop wünscht frohe Weihnachten.
Auch Dirk Helmke möchte den Leuten in der tristen Corona-Krise die eine oder andere kleine Freude bereiten. Gerade hat der Macher in der Interessengemeinschaft fürs Rathausviertel am Eingang zur Fußgängerzone an der Gladbecker Straße seinen Oldtimer geparkt. Das dunkle British Racing Green der Karosserie des alten Morris scheint wie gemacht dafür und passt sich harmonisch an den dunkelgrünen Vorweihnachtsschmuck entlang der Gastromeile und auf dem Rathausplatz an. Am Steuer des Morris sitzt eine niedliche Weihnachtsmannfigur, auf dem Dach sind Geschenkpakete drapiert. „Jeder darf hier Selfies machen“, lädt Helmke vor allem Familien mit Kindern ein.
Tannengrün umrahmt Laternenpfähle
Jeder Laternenpfahl auf der Meile ist umrahmt von Tannenbäumen. Sterne strahlen über den Köpfen der Fußgänger, von denen erstaunlich viele auf der Meile unterwegs sind. Die Gaststätten dort sind ja geschlossen. „Wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen. Es gibt genügend Leute, die hierhin kommen und sich an den Lichtern und den Dekorationen erfreuen“, sagt der Bottroper. „Wir wollen einfach zeigen: Wir sind noch da“, erklärt Dirk Helmke das Engagement der Kaufleute und Hausbesitzer in dem Viertel. Auch die Volksbank, die ihre größte Bottroper Filiale an der Kirchhellener Straße hat, gehört dazu und half als Sponsorin beim Ausschmücken des Rathausviertels mit. Samstags und sonntags von 16.30 bis 18.30 Uhr steht der Morris-Oldtimer vor der Heilig Kreuzkirche. Dirk Helmke lädt gerade Familien mit Kindern zu einer Besichtigung der Kulturkirche ein. Auch sie sei vorweihnachtlich geschmückt.
Für den Kreuzkamp als Bindeglied zwischen Kulturkirche und Gastromeile hat der Bottroper längst Ideen für die Adventszeit nach der Corona-Krise. Eine echte Eislaufbahn gehöre auf den Platz, dazu eine hübsche Marktbude für den Verkauf von Speisen und Getränken und eine zweite für den Verleih der Eislaufschuhe. „Ich habe das schon vor Augen“, meint Dirk Helmke. Mit dem Lichterglanz und dem prächtigen Adventsgrün im Rathausviertel kann in der Bottroper Innenstadt so schnell keine andere Einkaufsstraße mithalten, doch von der Kirchhellener Straße aus lohnt auch ein Blick in die Hansastraße hinein. Die angestrahlte mächtige Fassade des alten Althoff-Gebäudes scheint kurz vor dem Ende der blauen Stunde mitten im Licht der untergehenden Sonne zu stehen.
Ein Steiger lehnt auf dem Kirchplatz am Fensterrahmen
Am Rande des Kirchplatzes der Cyriakus-Kirche kommt der viel besungene Steiger nicht erst ins Marktviertel, sondern sein imaginärer Kumpel ist längst da und lehnt sich an die Seite eines Fensterrahmens aus Leuchten in allen möglichen Farben. Auch an der Poststraße kümmern sich die Geschäftsleute für ein wenig Adventsstimmung. Neben den Ladentüren stehen Schemel mit Herbstpflanzen und Adventsdekorationen. „Wir sorgen jedes Jahr für etwas Weihnachtsvorfreude“, sagt Annegret Willing von Optik Frey, daran ändert für sie auch das vermaledeite Corona-Jahr nichts. Auch kleine Geschenke halten die Geschäftsinhaber für ihre Kundinnen und Kunden bereit. Beim Optiker etwa gibt es wieder Rezepte fürs Weihnachtsgebäck. „Die hat man uns voriges Jahr förmlich aus den Händen gerissen“, freut sich Geschäftsführerin Annegret Willing, und Hörgeräteakustiker Bernd Sporkmann direkt nebenan steht kurz mal mit einen kultig anzusehenden Glühweinglas in der Hand vor seiner Ladentür. Auf dem milchigen Glas prangt ein schwarzer Förderturm.