Bottrop . Sollten Bund und Länder versetzte Schulzeiten beschließen, stehe viel Arbeit an. Das Impfzentrum soll bis Weihnachten eröffnet werden.

Direkt nach seiner Wiederwahl zum Dezernenten hat Paul Ketzer im Rat eingestimmt auf „gewaltige Anstrengungen“ für Stadt und Schulen für den Fall, dass Bund und Länder sich am Mittwoch auf versetzte Schulzeiten einigen. Auch der geforderte Aufbau eines Impfzentrums sei eine „sportliche“ Herausforderung. Aber: „Wir haben keinen Zweifel, dass wir das Impfzentrum bis Weihnachten stehen haben.“

Ketzer gab dem Rat einen Überblick über das Corona-Infektionsgeschehen. Zusammenfassung: Die Zahl der Neuinfektionen bleibt hoch, und die Experten wissen nicht recht, warum. „Wir haben kaum Ausbrüche, die wir zuordnen können.“ Zuordnen könne man derzeit weniger als ein Viertel der Fälle. „Und da machen private Kontakte eine Menge aus.“ Derzeit gebe es immer wieder Infektionen in Praxen bei Ärzten und Patienten. Praxisschließungen habe es deswegen noch nicht gegeben. Aber: „Wenn ein allein praktizierender Arzt in Quarantäne muss, dann ist seine Praxis de facto geschlossen.

„Problematische Ausbrüche“

„Problematische Ausbrüche“ habe es zuletzt in St. Hedwig gegeben, in einer Behindertenwerkstatt mit Wohnheim , im Hospiz und in den Kliniken der Stadt. In Schulen und Kindergärten, um die es derzeit eine „hoch emotionale Diskussion“ gebe, verzeichne der Krisenstab „kein Ausbruchsgeschehen“. An neun Schulen seien derzeit 16 Schüler und fünf Lehrer infiziert, 53 Kontaktpersonen in Quarantäne. Insgesamt gebe es in Bottrop 1150 Lehrer und 11350 Schüler an 40 Schulstandorten.

Eine ähnliche Rechnung machte Ketzer auf für die 50 Kinderbetreuungseinrichten. In drei Kitas gebe es sieben Fälle bei fast 4500 betreuten Kindern. Ketzer: „Ich stelle mich jetzt nicht hier hin und sage: Alles halb so schlimm.“ Jeder Politiker müsse sich zu diesen Zahlen sein eigenes Bild der Lage machen.

„Dramatische Schilderungen haben sich nicht bestätigt“

Auf Schulwegen, dem Wochenmarkt und in städtischen Einrichtungen sieht der Dezernent nach aktuellem Stand kein erhöhtes Infektionsrisiko. Von der August-Everding-Realschule hatte es besorgte Beobachtungen im Schulbusverkehr gegeben. Ketzer: „Diese dramatischen Schilderungen haben sich bei Überprüfungen nicht bestätigt.“ Ansteckungen gebe es derzeit „quer durch die Stadt“ mit einem Schwerpunkt in den südlichen Stadtteile mit ihrer hohen Bevölkerungsdichte und einem großen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund.

Stabsunteroffizier Celine Seehusen hilft bei der Kontaktverfolgung. 15 Soldatinnen und Soldaten helfen dem Gesundheitsamt derzeit aus.
Stabsunteroffizier Celine Seehusen hilft bei der Kontaktverfolgung. 15 Soldatinnen und Soldaten helfen dem Gesundheitsamt derzeit aus. © FUNKE Foto Services | ver Mengedoht

Bei der Kontaktnachverfolgung habe die Stadt dank der Hilfe der 15 Bundeswehrsoldaten „in Rekordzeit die Rückstände aufgeholt .“ Insgesamt sei die Lage im Gesundheitsamt nach wie vor extrem angespannt: „Wir kämpfen darum, an der Wasseroberfläche zu bleiben.“ Und medizinische Verstärkung sei nicht in Sicht: „Der Markt für ärztliches Personal ist leergefegt.“

Fragen der Impfstrategie

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Beim Aufbau des geforderten Impfzentrums sei die Verwaltung derzeit in Verhandlungen mit dem Eigentümer einer geeigneten Immobilie. Der Aufbau des Zentrums bis Weihnachten werde Bottrop schaffen, aber danach folgten Fragen der Impfstrategie. „Wie viele Menschen wollen geimpft werden - und wer zuerst?“ Dazu hat das Land schon erste Priorisierungen gemacht: Zuerst seien die Mitarbeiter von medizinischen und pflegerischen Einrichtungen an der Reihe, dann die Angehörigen von Risikogruppen. Wenn die Impfbereitschaft der Menschen wirklich, wie Umfragen ergaben, bei 70 Prozent liege, müsse das Impfzentrum sich auf 80.000 Menschen einrichten.

Dezernent mit breiter Mehrheit wiedergewählt

Dezernent Paul Ketzer ist in der Ratssitzung mit breiter Mehrheit wieder gewählt und als Erster Beigeordneter im Amt bestätigt worden. In geheimer Wahl erhielt er 44 Stimmen bei neun Gegenstimmen und fünf Enthaltungen . Oberbürgermeister Bernd Tischler hatte zum Auftakt der Sitzung für Ketzers Wiederwahl geworben: „Ich wünsche mir, dass die sehr intensive und gute Zusammenarbeit fortgesetzt wird.“

DKP und Linke hatten angekündigt, Ketzer nicht wiederwählen zu wollen. Die Grünen hätten sowohl Ja- als auch Neinstimmen abgegeben, sagte Fraktionschefin Swoboda.