Bottrop . Dank der 15 Bundeswehrsoldaten hat die Stadt bei der Kontaktdatenverfolgung aufgeholt. Ende Oktober war sie nicht mehr nachgekommen.

Ende Oktober hatte der Bottroper Krisenstab roten Alarm nach Düsseldorf melden müssen: Wegen der vielen Corona-Neuinfektionen kommen wir nicht mehr nach bei der Recherche nach möglichen Kontaktpersonen. Inzwischen unterstützen 15 Soldaten das Team der Kontaktverfolgung. Mit Erfolg: „Wir sind wieder auf Ballhöhe“, meldet Krisenstabs-Sprecher Andreas Pläsken und zitiert Krisenstabschef Paul Ketzer: „Ohne die Bundeswehr wären wir abgesoffen.“

In der 2. Kompanie des Versorgungsbataillons 7 in Augustdorf fährt Marie Schudlich eigentlich schwere Tonner, Mike Stanehl wartet und repariert eigentlich Schützenpanzer. Seit dem 30. Oktober und mindestens bis zum 4. Dezember sitzen die beiden Stabsunteroffiziere im ersten Stock des Saalbaus und tun vor allem eins: telefonieren. Sie sind abkommandiert zur Unterstützung des Gesundheitsamtes. Bundeswehrteams verstärken inzwischen 44 und 53 Gesundheitsämtern in NRW, sagt Oberstleutnant Stefan Heydt, Sprecher des Bundeswehrkommandos für NRW.

Stabsunteroffizierin Marie Schudlich schätzt: Jeder Soldat schafft pro Tag zehn Anrufe.
Stabsunteroffizierin Marie Schudlich schätzt: Jeder Soldat schafft pro Tag zehn Anrufe. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Zehn Anrufe am Tag

Feldwebel Dennis Böker koordiniert mit drei weiteren Unteroffizieren die Anrufe seiner Telefonrechercheure. Er bekommt vom Gesundheitsamt die Kontaktlisten von Infizierten, verteilt sie und meldet die Rechercheergebnisse zurück. Elf Soldaten telefonieren die Listen ab und informieren die Kontaktpersonen, die sich testen lassen und in Quarantäne müssen. „Ein Soldat schafft pro Tag rund zehn solcher Anrufe“, berichtet Marie Schudlich.

Reicht das, um alle Kontakte eines Infizierten nachzuverfolgen? Kommt darauf an, sagt Marie Schudlich. Bei Infektionen an Schulen komme schnell eine große Zahl von Kontakten zusammen. „Aber die Schulen arbeiten uns zu mit Sitzplänen, aus denen wir die wahrscheinlichsten Kontaktpersonen ersehen können.“

Wenn Nummern fehlen oder frei erfunden sind

Stefan Heydt, Sprecher des Landeskommandos, erläutert den Umfang des Hilfseinsatzes.
Stefan Heydt, Sprecher des Landeskommandos, erläutert den Umfang des Hilfseinsatzes. © FUNKE Foto Services | liver Mengedoht

Das bisher größte Problem bei der Kontaktverfolgung, sagt Dennis Böker, seien fehlende Telefonnummern. Ein großes Ärgernis seit Beginn der Kontaktverfolgung, bestätigt der Sprecher des Krisenstabes: „Namen wie Donald Duck und Fantasie-Telefonnummern hatten wir reichlich auf den Listen insbesondere aus der Gastronomie. Immer mehr Kontaktpersonen fangen zudem an zu diskutieren.“ In einem Fall habe das drakonische Folgen gehabt. Eine Familie, die sich der Quarantäneanordnung stumpf verweigert hat, fand schließlich einen Sicherheitsdienst ihr ihrer Tür.

Konfrontationen halten sich bei uns bisher in Grenzen, sagt dazu Feldwebel Böker. „Überraschung über unseren Anruf gibt es eigentlich selten. Die meisten Betroffenen sind vorgewarnt durch Rückmeldungen vom Labor oder einen Anruf des Infizierten.“ Natürlich sei niemand begeistert über die Nachricht, er müsse in Quarantäne, sagt Marie Schudlich, „Aber die meisten Menschen, mit denen wir sprechen, reagieren sehr vernünftig.“ Wenn nicht, werde ihr Fall weitergeleitet an den Fachbereich Recht und Ordnung, ergänzt der Krisenstabssprecher.

Unterbringung im Hotel

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Zwei Tage lang haben Mitarbeiter des Gesundheitsamtes die Soldaten geschult in der Recherche und darin, die häufigsten Fragen zu beantworten. „Ein Kamerad spricht Türkisch, zwei andere Russisch. So können wir Sprachbarrieren überwinden“, sagt Böker. Untergebracht sind die Soldaten in einem Bottroper Hotel, wo sie Frühstück und Abendessen bekommen. Das Mittagessen wird in den Saalbau geliefert. Die Verpflegung sei ausgezeichnet, versichert Schudlich und zitiert die uralte Militärparole: „Ohne Mampf kein Kampf“. Und ja: „Abends ist man froh, wenn man allein ist und nicht mehr so viel reden muss.“