Bottrop. Alle Städte in NRW sollen ein Impfzentrum aufbauen. Doch es gibt noch viele offene Fragen, sagt der Bottroper Krisenstab. Das ist Stand der Dinge
Alle Städte und Kreise in NRW sollen ein Impfzentrum aufbauen. Bis Mitte Dezember soll es stehen, damit dann, wenn der erste Corona-Impfstoff zugelassen ist, auch zügig mit den Impfungen begonnen werden kann. Damit steht auch Bottrop in der Pflicht, ein solche Zentrum aufzubauen. Dabei hatte der Krisenstab hier zunächst noch auf ein Zentrum verzichten wollen. Zu dem Zeitpunkt war aber auch von großen regionalen Impfenzentren die Rede, inzwischen gibt es da aber wohl eine andere Strategie.
Das setzt die Stadt unter Zugzwang. Der Krisenstab hat daher nun zunächst eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Suche nach einem geeigneten Ort vorantreibt und versucht, organisatorische Fragen zu klären. Denn noch sei vieles unklar, es fehlten Informationen, die aber für die Planung eines Impfzentrums wichtig sind, sagt Andreas Pläsken als Sprecher des Krisenstabs. Bund und Länder würden die Kommunen in die Verantwortung nehmen, „doch wir müssen erst einmal genau gucken, wo und wie wir es hinkriegen.“ Pläsken ist optimistisch, dass es zu schaffen sei, doch innerhalb von 14 Tagen sei das „eine sportliche Aufgabe“.
Der Bottroper Krisenstab hat mögliche Standorte für ein Impfzentrum im Blick
Noch fehle es an den nötigen Ausführungen und Vorgaben, so der Stadtsprecher. Bisher wisse niemand, mit welcher Personenzahl etwa in so einem Impfzentrum zu rechnen sei. Auch über die Menge der Impfdosen, die dann zur Verfügung stünden und die ja auch verabreicht werden müssen, wisse man nichts. Infos, die aus Sicht der Stadt aber wichtig seien, wenn es etwa um Größe und Standort eines Impfzentrums geht. Schließlich muss die Logistik gewährleistet sein – das betrifft etwa die Lieferung der Impfstoffe, aber auch die An- und Abfahrt der Patienten. Nicht umsonst setzen andere Städte auf Messehallen, Flughafenbereiche oder große Parkplätze.
Der Krisenstab hat mögliche Standorte im Blick, doch dabei handele es sich nicht unbedingt um städtische, sagt Pläsken, ohne weitere Details zu nennen. Heißt also, es fielen möglicherweise Mietzahlungen für so ein Impfzentrum an. Dabei könne bisher niemand sagen, wie lang diese Zentren aufrecht erhalten werden müssen. Zuvor hatte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages, schon gefordert, dass das Land Kosten, die den Kommunen entstehen, ausgleichen müsse, „soweit nicht der Bund oder die Krankenkassen dafür aufkommen“.
Städtetag mahnt, dass Bund und Land sämtliche Kosten übernehmen müssen
Neben möglichen Mietkosten geht es auch um das Personal. Es werden medizinische Fachkräfte benötigt. Das Gesundheitsamt allein kann das nicht stemmen. Und bisher sei nicht klar, inwieweit niedergelassene Ärzte über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) eingebunden seien, sagt Andreas Pläsken. Am Montag fand eine Konferenz zwischen dem Gesundheitsministerium und den Oberbürgermeistern und Landräten statt. Pläsken hofft, dass danach zumindest an machen Stellen mehr Klarheit herrscht, damit die Arbeitsgruppe mehr Anhaltspunkte hat. Am Mittwoch wird sich der Krisenstab erneut mit dem Thema befassen.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat sich zumindest schon zur Personalfrage geäußert. Er wirbt um medizinische Kräfte, die freiwillig in den Impfzentren mitarbeiten. Er appellierte am Montag an alle Beschäftigten im Gesundheitsbereich, sich ins Freiwilligenregister NRW einzutragen. „Diese Tätigkeit ist zwar freiwillig, sie soll aber selbstverständlich bezahlt werden“, so Laumann, der jedoch auch zugab, dass Details noch beraten werden müssten.
Niedergelassene Ärzte könnten sich möglicherweise beteiligen
Bei den niedergelassenen Ärzten wisse man auch noch nicht mehr, sagt Christoph Giepen, Sprecher des Bottroper Ärztevereins. Über die KV gebe es noch keine weiteren Informationen. Er hält es aber für denkbar, dass auch niedergelassene Ärzte Dienste in einem Impfzentrum übernehmen. Er erinnert an die zentrale Abstrichstelle im Saalbau, die wurde von der KV eingerichtet und die Bottroper Ärzte haben Schichten übernommen.
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Was sich Giepen jedoch nicht so schnell vorstellen kann ist, dass auch in den Praxen vor Ort gegen Corona geimpft wird. Angesichts dessen, was bisher über den Impfstoff bekannt ist, sei das logistisch wohl eher nicht möglich, so seine erst vorsichtige Einschätzung. Dafür reichten die Kühlmöglichkeiten in den Praxen nicht aus. Hinzu kommt, dass der Aufwand bei diesen Impfungen wohl größer sei, weil der Wirkstoff in großen Mengen angeliefert und die einzelnen Spritzen dann noch aufgezogen werden müssten.
Reihenfolge beim Impfen
Wenn der Impfstoff zur Verfügung steht, können noch nicht sofort alle Menschen auch tatsächlich geimpft werden. Über die Reihenfolge Das Robert Koch-Institut hat deshalb gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Ethikrats und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ein Konzept entwickelt, in welcher Reihenfolge in Deutschland geimpft werden soll.
Grundsätzlich gilt: „Grundsätzlich gilt: Besonders gefährdete Gruppen - Risikogruppen und das medizinische Personal - sollen zu denen gehören, die zuerst geimpft werden“, heißt es auf der Internetseite der Bundesregierung. Von daher nimmt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zunächst die knapp 800.000 NRW-Bürger in den Blick, die laut Pflegekasse in Altenheimen oder zuhause betreut werden.