Bottrop. Unter alten Apfel-, Birnen- und Kirschsorten entsteht im Frühjahr auch eine Bienenweide. Imker zeigt bereits Interesse an der neuen Öko-Fläche.
Von wegen Obstwiese: Das sieht ja hier aus wie ein Acker, sollen mehrere Besucher des Parkfriedhofs gesagt haben. Recht haben die Leute, aber aktuell sei das ja nur ein Zwischenzustand, bis die neuen Obstbäume im Frühjahr ausschlagen und dann unter ihnen die Blühwiese Gestalt annimmt. Das sagen Heike Lüning und Helmut Lüchtefeld vom städtischen Fachbereich Grün und Umwelt während sie die Blicke über die beiden neuen Streuobstwiesenstücke schweifen lassen .
Obst umsonst und für alle
136 Obstbäume stehen dort inzwischen stramm auf insgesamt 11.000 Quadratmetern. Das wäre schon ein sehr stattlicher westfälischer Bauerngarten. Noch werden sie mit so genannte Dreiböcken gestützt, damit die Wurzeln in Ruhe anwachsen können, wie Helmut Lüchtefeld erklärt. Der weiße Kalkanstrich schützt die Bäume nicht nur vor möglichem Schädlingsbefall, sondern vor allem auch vor Sonnenbrand. Der kann nämlich auch Pflanzen zu schaffen machen - und längst nicht nur in Extrem-Sommern, wie Bottrop sie in den letzten Jahren erlebt hat. Damit Wildtiere nicht die noch weichen Stämme anknabbern, sind alle Bäumchen zusätzlich mit einem Drahtschutz versehen. Jetzt brauchen alle nur noch Geduld, damit in zwei, spätestens drei Jahren die ersten Äpfel, Birnen oder Kirschen geerntet werden können.
Denn das ist der Clou der neuen ökologisch wertvollen Fläche: „Wir haben uns auf dieser ersten so umgestalteten Fläche eines Bottroper Friedhofs für Nutzpflanzen entschieden, von denen auch die Bevölkerung etwas haben darf, leckeres Obst, zum essen oder zur Weiterverarbeitung“, sagt Heike Lüning. Die Fachleute unterscheiden da zwischen Tafel- und Wirtschaftsapfel. Knapp gesagt: Der eine ist zum sofort reinbeißen, der andere wird verarbeitet. „Zum Beispiel zu leckerem Saft“, wie Helmut Lüchtefeld vorschlägt.
Alte Sorten sind gesünder
Natürlich wurden nicht x-beliebige Sorten angepflanzt. Auf den Parkfriedhofswiesen stehen so genannte alte Sorten. „Vornehmlich solche, die früher schon in dieser Region heimisch und erfolgreich waren“, erklärt Sonja Kruscha. Mit der Biologin kommt die Untere Naturschutzbehörde mit ins Spiel. mit den Kollgen von Grün und Umwelt hat sie sich zum Beispiel für Grahams Butterbirne, den Dülmener Rosenapfel (Tafelapfel), die Knorpelkirsche oder Grahams Jubiläumsapfel (Wirtschaftsapfel) entscheiden. Die sind alle nicht nur lecker, sondern zum Teil auch verträglicher als viele Neuzüchtungen. „Das dürfte vor allem für Allergiker interessant sein, da die alten Sortenviel mehr Polyphenole enthalten, die allergieauslösende Stoffe im Apfel binden“, so Sonja Kruscha. Etwas säuerlicher, vielleicht nicht solange lagerfähig wie Neuzüchtungen, dafür aber zumeist viel schmackhafter, so das Fazit der Biologin.
Zweiter ökologischer Pluspunkt der Umgestaltung wird die Blühwiese sein. Dafür werde der Boden im Frühjahr auch nochmal bearbeitet, sagt Helmut Lüchtefeld. Dann wird ausgesät - und im Sommer wird es richtig schön bunt unter den Obstbäumen. Mohn, Kornblumen, viele Feld- und Wiesenkräuter, die in herkömmlicher Landwirtschaft oft untergehen, weil immer noch nicht jeder Landwirt die Blühstreifen am Ackerrand stehen lässt . Dort soll sich eine richtige Bienenweide entwickeln, die selbstverständlich auch für andere Insekten den Speiseplan sinnvoll ergänzt.
Erster Imker zeigt bereits Interesse
Anlegen und Pflanzen der Obstbäume kostete die Stadt 36.000 Euro. Darin enthalten ist auch die Entwicklungspflege für die neue Streuobstwiese für das erste Jahr. Gerade die jungen Bäume müssen regelmäßig gewässert werden. Aber der Grund sei schwerer, lehmhaltiger Ackerboden, der auch in trockeneren Sommern das Wasser gut halte, sagt Helmut Lüchtefeld.