Bottrop. Das Gesundheitsamt kommt nicht mehr nach bei der Kontaktverfolgung von Coronainfektionen. Deshalb soll die Bundeswehr helfen bei der Recherche.
Die Corona-Ampel für Bottrop steht auf Rot. Nicht nur wegen der hohen Zahl der Neuinfektionen: Das Gesundheitsamt kommt nicht mehr nach bei der Verfolgung der Kontakte von Infizierten. Deshalb hat der Krisenstab die Bundeswehr zur Hilfe gerufen. Bestenfalls werden ab Freitag 15 Soldaten die Rechercheteams verstärken. Auch zur Kontrolle der Maskenpflicht will Krisenstabsleiter Paul Ketzer mehr Personal auf die Straße schicken.
Wie sich die Bilder gleichen: Wie im Frühjahr hat die Stadt die Sitzmöglichkeiten und Treppenaufgänge am Berliner Platz abgesperrt, um Menschenansammlungen zu verhindern. Wie im Frühjahr bildet Krisenstabsleiter Paul Ketzer jetzt gemischte Teams, um die Maskenpflicht in der Innenstadt und den Stadtteilzentren zu überwachen: Ein Mitglied des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) bekommt jetzt eine Kollegin oder einen Kollegen etwa aus dem Fachbereich Grün an die Seite gestellt. Und wie im Frühjahr soll die Bundeswehr in Bottrop antreten, bestenfalls schon ab Freitag.
„80 Prozent halten sich an die Maskenpflicht“
Im Frühjahr haben die Soldaten im Corona-Behandlungszentrum im Saalbau ausgeholfen. Jetzt sollen sie dem Gesundheitsamt bei der Recherche der Kontakte von Neuinfizierten helfen. „Der Hilfeleistungsantrag an die Bundeswehr ist abgeschickt“, sagt Ketzer, „jetzt richten wir gerade die Arbeitsplätze für die Soldaten ein.“
Wie wird in Bottrop die verschärfte Maskenpflicht eingehalten? 80 Prozent der Menschen, schätzen Polizei und Ordnungsdienst übereinstimmend, halten sich an die Corona-Spielregeln. „Die meisten Leute sind sehr diszipliniert“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. Ebenso wie der Krisenstabsleiter sagt sie aber auch: Probleme tauchen auf, wenn Alkohol ins Spiel kommt. „Wenn der Pegel steigt, sinkt die Einsicht.“
„Wo die Einsicht fehlt, kommt die Anzeige“
Die Polizei belässt es inzwischen nicht mehr bei Ermahnungen, sagt die Polizeisprecherin: „Wenn die Einsicht fehlt, kommt die Anzeige.“ Paul Ketzer dagegen schickt seine Teams los mit der Ansage: Seht zu, dass die Leute die Maske aufsetzen. Das ist die Hauptsache.
Dabei haben die Kontrolleure den Eindruck, dass das Problembewusstsein der Bürger durchaus vorhanden ist. „Wenn die Kollegen kommen, wird die Maske schnell hochgezogen“, sagt Ramona Hörst. Der Ordnungsdienst bemerkt allerdings immer öfter, dass Bürger eine Zigarette oder einen Kaffeebecher als Ausrede nutzen, um die Maske nicht aufsetzen zu müssen.
Den Bottroper Gastronomen stellt Ketzer ein erstklassiges Zeugnis aus bei der Umsetzung der Maskenpflicht. „Was ich auf der Kneipenmeile und anderswo sehe, ist vorbildlich.“ Den Gastronomen sei sehr bewusst, dass weniger Umsatz wegen Maskenpflicht immer noch besser sei als kein Umsatz wegen eines erneuten Corona-Lockdowns.
„Wir stehen erst am Anfang“
Der Krisenstab schwört die Bottroper seit Wochen darauf ein, dass die Corona-Lage schlimmer werden muss, bevor es besser werden kann.
„Jedem Bürger muss bewusst sein, dass wir erst am Anfang der zweiten Welle stehen“, sagt Andreas Pläsken, der Sprecher des Krisenstabes. „Im Frühjahr bei der ersten Welle mussten wir über zwei Monate kommen, bis sich die Infektionslage entspannte. Jetzt haben wir mindestens noch ein halbes Jahr bis dahin. Jeder Bürger muss seinen Beitrag leisten, um die Pandemie im Griff zu behalten.“