Bottrop. Eine Idee aus dem Stadtjubiläumsjahr wird im Rathaus umgesetzt. Traditionsvereine präsentieren sich und die Stadtgeschichte multimedial.

Der Umbau der alten Verwaltungsbibliothek im Rathaus zum „historischen Erlebniszentrum“ hat begonnen. In zwei Räumen plus Galerie und auf 80 Quadratmetern präsentieren künftig Bottroper Traditionsvereine sich und damit die Stadtgeschichte. Weil das nicht viel Platz ist, machen die Veranstalter aus der Not eine Tugend und bereiten das Material multimedial auf.

An zehn Stationen gibt es künftig Filme (auch in 3D), Spiele, Datenbanken und Kontaktmöglichkeiten zu neun Vereinigungen, die auch Mitglied im neu gegründeten Trägerverein des Zentrums sind: Historische Gesellschaft (500 Mitglieder), Alte Allgemeine (mehr als 600), Brieftaubenreisevereinigung (220), die Plattdütschen (140), Knappenvereine, Festkomitee Bottroper Karneval (mehr als 1000 Mitglieder in zehn Vereinen), Ortsschützenbund (mehr als 1000 Mitglieder in neun Vereinen), die Gesellschaft Erholung (128) und der Bezirksverband der Kleingärtner (2050 Mitglieder in 15 Vereinen). Außen vor bleiben zum Teil auf eigenen Wunsch die Sportvereine, die sich am Jahnstadion präsentieren, und die Kirchhellener Vereine, die sich im Heimathaus gut aufgehoben fühlen. Die zehnte Station bespielt der Trägerverein oder vergibt sie an besondere Gäste.

Möglichkeit zur Nachwuchswerbung

Der Umbau hat begonnen, dokumentiert das Bauschild am Rathaus.
Der Umbau hat begonnen, dokumentiert das Bauschild am Rathaus. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Multimedia-Auftritt soll auch ein jüngeres Publikum ansprechen und den Vereine so die Möglichkeit zur Nachwuchswerbung bieten, sagt Anderas Pläsken, Vorsitzender des Trägervereins. Bei der Umsetzung in 360-Grad-Rundumoptik sind die Vereine durch die Coronakrise aber noch nicht so weit wie erhofft. Ein Film hätte Rundumbilder vom Prinzenwagen beim Rosenmontagszug zeigen sollen. Der hat allerdings 2019 nicht stattgefunden, über den Rosenmontagszug 2021 wagt noch niemand eine Prognose.

90 Prozent des Etats in Höhe von 340.000 Euro für das Erlebniszentrum kommt aus Mitteln des NRW-Heimatministeriums. „Wir haben mit unseren Plänen offensichtlich den Nerv von Ministerin Scharrenbach getroffen“, sagt Michael Lücke, Geschäftsführer des Trägervereins. Das soll wohl: Wenn Heimatgeschichte mit zukunftsweisenden Medien aufbereitet und von lokalen Akteuren gefördert wird, dann passt das gut in ein Förderprogramm mit dem Titel „Heimat. Zukunft: NRW.“

Lokale Sponsoren unterstützen das Projekt

Trotz der Landesförderung wäre das Projekt nicht möglich ohne die Hilfe der lokalen Sponsoren. Einige von ihnen geben nicht nur Geld: Auf Instagram dokumentiert die Vereinte Volksbank in den kommenden Monaten den Baufortschritt. Und Energieversorger Ele denkt darüber nach, Stromkästen in der Innenstadt als zusätzliche Präsentationsflächen für Vereine und Zentrum zu nutzen.

Die Idee ist entstanden im Jubiläumsjahr „100 Jahre Stadt Bottrop“ und setzt eine Vorgabe des Landes um, das die Förderung des Rathausumbaus verknüpft hat mit der Forderung, das Rathaus möge sich mehr dem Bürger öffnen. Deshalb wird dem Trägerverein auch bei Bedarf der neue Showroom im Rathaus zur Verfügung stehen, in dem Veranstaltungen mit 60 bis 80 Teilnehmern möglich sind - wenn Corona denn mal vorbei ist.

Eröffnung des neuen Zentrums

Das historische Erlebniszentrum (HEZ) entsteht in denkmalgeschützten Räumen und wird deshalb nicht barrierefrei sein. Zwei Wendeltreppen müssen erhalten bleiben. Fragen zur Bauzeit beantwortet Pläsken so: „Das Ministerium sagt, wir sollen im Spätsommer fertig sein.“

Das Stadtarchiv unterstützt den Aufbau. Archivarin Heike Biskup plant einen Aufruf an die Bürger, historisches Material zu den Vereinen wie Fotos oder Chroniken in privatem Besitz dem Zentrum zugänglich zu machen.