Bottrop. Motivwagen sind Rosenmontag der Blickfang. Dahinter stecken Arbeit, Geld und Vorgaben, die beachtet werden müssen. Besuch bei den Plattdütschen.
Rosenmontag stehen viele Bottroper wieder an der Straße und bewundern die Motivwagen, mit denen die Gesellschaften am Zug teilnehmen. Doch hinter dem schönen Schein versteckt sich manchmal ein unscheinbarer Containerwagen, den fleißige Helfer mit viel Elan und Engagement in einen strahlenden Prinzenwagen verwandelt haben – so wie bei den Plattdütschen Doch bei aller Fantasie, müssen auch strikte Vorgaben befolgt werden.
Mit dem Bau ihre Prinzenwagens haben die Fuhlenbrocker vor zwei Tagen begonnen. Herzstück ist dabei der Container, der hinten auf dem Lkw sitzt. Zuerst muss die nötige Bodenkonstruktion geschaffen werden. Bierkisten und Holzplatten sorgen dafür, dass die Vereinsmitglieder am Ende beim Zug auch über die Brüstung schauen können und die Besucher am Straßenrand mit Kamelle versorgen können. Blickfang in der Mitte des Wagens wird ein Turm für das Plattdütsche Prinzenpaar Anita I. und Peter II.
Wagenbau kostet den Verein rund 3000 Euro
Passend zum Motto „Walt Disney werden die Container von außen noch mit einer Reihe von handgemalter Bilder dekoriert. Tapetenbahnen bilden dafür die richtige Grundlage. Von den Seiten des Prinzenwagens grüßen am Montag Micky und Minnie Maus, das große Disney-Schloss kommt aufs Heck.
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So ein Wagenbau ist kein preiswertes Vergnügen. Rund 3000 Euro lässt sich der Verein die Aktion kosten. Darin eingerechnet sind auch die Wurfmaterialien wie Bonbons, Schokolade, Plätzchen und andere Süßigkeiten sowie Bälle und kleine Stofftiere.
Viele Helfer und Sponsoren unterstützen die Plattdütschen
Dafür müssen die Plattdütschen glücklicherweise nichts für den Lkw zahlen. Ein Vereinsmitglied stellt den Wagen zur Verfügung. „Das ist Gold wert und eine sehr gute Unterstützung, die wir bekommen. Es ist wichtig und wird geschätzt, dass nicht alles gekauft werden muss“, freut sich Angelika Gleisner vom Vorstand.
Und auch die Halle im Toom-Pflanzenlager, in der die Fuhlenbrocker ihren Wagen bauen und bis Montag unterstellen dürfen, wird dem Verein kostenlos zur Verfügung gestellt. „Wir sind sehr erfreut und dankbar, die Halle so nutzen zu dürfen“, sagte der erste Vorsitzende, Bernhard Schulz.
Die Zeit sitzt den Wagenbauern im Nacken
Bei all dem sitzt den fleißigen Wagenbauern die Zeit im Nacken, Denn anders als manch einer denken mag, muss der Wagen nicht erst am Rosenmontag fertig sein. Schon Sonntagnachmittag steht die Tüv-Abnahme an, bei der die Sicherheit des Wagens geprüft wird und bei der geschaut wird, ob alle Vorgaben des Straßenverkehrsamtes umgesetzt wurden. Der Zugleiter hat die Auflagen an die Teilnehmer weitergereicht.
Rund zehn Helfer waren Freitag zunächst im Einsatz, zum Nachmittag hin waren es 30, die beim Bau des Prinzenwagens mit anpackten. Auch am Samstag rechnen die Verantwortlichen mit diesem Einsatz, denn auch der Kinderwagen muss entsprechend vorbereitet werden. Wobei: Das gemeinsame Bauen und Werkeln am Wagen schweißt auch zusammen. Und wer nicht mit anpackt, macht sich vielleicht auf andere Weise nützlich, etwa indem er für Verpflegung sorgt.
Neben der Tüv-Abnahme steht eine Einweisung für die Wagen- und Fußgruppen an
Neben der Tüv-Abnahme steht Sonntag die Einweisung für die Wagen- und Fußgruppen für den Rosenmontagszug. Bei der Abschlussbesprechung wird bekannt gegeben, wer wo mit hingeht. Dazu spendiert das Prinzenpaar Kaffee und Kuchen.
Rosenmontag ist es endlich soweit. Die Tore der Halle werden sich öffnen und der Prinzenwagen wird auf die Straße rollen. Die Besonderheit: Peter II. und Anita I. haben auch ihre Vorgänger Fritz III. und Sabine I. eingeladen, auf dem Prinzenwagen mitzufahren, weil doch deren Rosenmontagszug im vergangen Jahr der Sturmwarnung zum Opfer fiel. Auch die Garde der Plattdütschen fährt auf dem Prinzenwagen mit. Im Kinderwagen fahren zehn Kinder mit Begleitpersonen mit.
Beim Rathaussturm mischen die Plattdütschen mit
Treffpunkt für die Plattdütschen ut Waold un Hei ist am Morgen des Rosenmontags immer der Fuhlenbrocker Markt. Vor der Fahrt in die Stadt stärkt man sich hier traditionell noch mit Berlinern. Schließlich wollen sich die Plattdütschen Narren beim Rathaussturm gestärkt in den Kampf um die Macht im Rathaus werfen, bevor sie dann am Nachmittag als Verein den jecken Jahreshöhepunkt ausklingen lassen. Wobei: Der Wagen muss ja noch wieder zurück verwandelt werden – vom Prinzen- in den schnöden Containerwagen.
Zum Verein
Die Plattdütschen ut Waold un Hei sind – anders als die anderen klassischen Karnevalsgesellschaften – kein reiner Karnevalsverein. Vielmehr sind die Plattdütschen der Fuhlenbrocker Heimatverein.
Sie engagieren sich nicht nur im Karneval sondern auch bei anderen Aktionen für den Stadtteil, etwa beim traditionellen Osterfeuer, beim Maibaumaufstellen oder beim Martinszug.