Bottrop. Zum Vorlesungsbeginn am Montag nehmen 400 junge Leute ihr Studium in Bottrop auf. Coronabedingt vom eigenen Schreibtisch aus. Das erwartet sie.

Eigentlich hatte die Hochschule Ruhr West sich auf ein Hybridsemester vorbereitet, in dem zumindest kleinere Lehrveranstaltungen auch vor Ort am Campus hätten stattfinden sollen. Gerade für die Erstsemester. Doch die steigenden Infektionszahlen fordern auch hier ihren Tribut: Wenn 400 neue Studierende Montag am HRW-Standort Bottrop ins Wintersemester starten, dann tun sie das online vom eigenen Schreibtisch aus.

HRW schränkt das ursprünglich geplante hybride Konzept ein

In der Orientierungsphase mit ihren Präsenztagen galten strenge Hygieneauflagen an der HRW.
In der Orientierungsphase mit ihren Präsenztagen galten strenge Hygieneauflagen an der HRW. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Es ist schade, dass wir das ursprünglich geplante hybride Konzept weiter einschränken müssen. Wir wollen unserem Bildungsauftrag einerseits und der Verantwortung in der Pandemie-Eindämmung andererseits Rechnung tragen. Wir wünschen allen Studierenden einen guten Start in das Wintersemester“, so HRW-Präsidentin Professor Dr. Susanne Staude.

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Sowohl Lehrende wie Lernende hätten sich in vielen Fällen wieder mehr Präsenzformate gewünscht, berichtet Beatrice Liebeheim von der HRW-Kommunikation. Andererseits ist die digitale Lehre, wie sie auf jeden Fall zunächst bis Ende des Jahres stattfinden soll, schon im Online-Sommersemester erprobt worden. Mit aufgezeichneten Vorlesungen, die Studierende jederzeit abrufen können, gemeinsamen Videokonferenzen, bei denen auch Feedback möglich ist, vertonten Folien und Skripten oder Online-Sprechstunden.

Herausforderung für die Erstsemester in Bottrop und Mülheim

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Während das Wirtschaftsinstitut am Campus Mülheim zumindest in einem Pflichtpraktikum Präsenz-Versuche unter strenger Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln ermöglichen möchte, wollen die in Bottrop beheimateten Institute Informatik sowie Energiesysteme/Energiewirtschaft in den nächsten Wochen erst einmal alles komplett digital anbieten, berichtet Liebeheim.

Das ist vor allem für die Erstsemester, die sich mit Hochschule und Studium noch gar nicht auskennen, eine Herausforderung. Wie gut, dass noch im Oktober im Rahmen von drei auch online gestalteten Orientierungswochen die Chance bestand, an einzelnen Tagen in kleinen Gruppen, mit Abstand und Maske Infoveranstaltungen, Vorkurs-Präsenztage in Mathe und Physik oder Laborführungen vor Ort zu besuchen.

Einzelne Präsenztage waren in der Orientierungsphase im Oktober möglich

„Das bedeutet für viele den ersten Kontakt mit der Hochschule“, sagte Christian Nitz, der die Studieneingangsphase koordiniert hat. Zum Beispiel auch für Alex (19) aus Voerde, der froh war, den Campus mal live zu sehen. Aber nach seiner Teilnahme am Online-Vorkurs für Physik mit Blick auf die digitale Lehre auch sagen kann: „Bis jetzt hat das ganz gut funktioniert.“

Yannick, 22, Student für Angewandte Informatik, ist extra fürs Studium von Baden-Württemberg ins Ruhrgebiet gezogen.
Yannick, 22, Student für Angewandte Informatik, ist extra fürs Studium von Baden-Württemberg ins Ruhrgebiet gezogen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Yannick (22) ist extra fürs Studium der Angewandten Informatik von Baden-Württemberg ins Ruhrgebiet gezogen, und das Gefühl, nun in ein Online-Semester zu starten, nennt er „ein bisschen deprimierend“. Natürlich hatte er sich seinen Studienbeginn ursprünglich einmal anders vorgestellt. Umso wichtiger war für ihn die Möglichkeit, während der Präsenztage im Oktober ein paar Kommilitonen schon einmal persönlich kennenzulernen.

„Wir machen das Beste daraus“

Wie Mina (24), die ein Duales Studium aufgenommen hat und bereits in ihrem Praxisbetrieb in Düsseldorf arbeitet – auch sehr viel von zu Hause aus. Zum digitalen Studium sagt sie: „Man gibt uns hier ein gutes, sicheres Gefühl; man kümmert sich. Wir sind hier nicht verloren. Wir haben die Corona-Bedingungen nun einmal – und machen das Beste daraus.“

Und wie wird das mit der Lern-Motivation sein? „Ich glaube, die Motivation schwindet schneller, wenn man nur zu Hause ist“, fürchtet Yannick. Mina will Tipps aus einem Webinar umsetzen: „Man kann sich zu Hause seinen Lernort schaffen.“ Lerngruppen unter den Studierenden zu finden werde zwar sicher jetzt schwieriger – „aber nicht unmöglich“, sind beide zuversichtlich. Unterm Strich freuen sie sich auf ihren neuen Lebensabschnitt.

Fest steht: So viel, wie sie in der Orientierungsphase von der HRW gesehen haben, werden sie in der nächsten Zeit nicht mehr von der Hochschule erleben. Die Institute, die Mensa, Studierendenservice und Bibliothek sind geschlossen, wobei Beratungen und eine kontaktlose Buchausleihe online zu organisieren sind. Allein die Lernplätze in der Bottroper Bibliothek sind in reduzierter Form noch für Studierende online buchbar.

6300 HRW-Studierende

Insgesamt starten in diesem Wintersemester an den beiden HRW-Standorten Bottrop und Mülheim 1300 junge Menschen ihr Bachelor- oder Masterstudium. Alles in allem zählt die Hochschulgemeinde damit dann 6300 Studierende.

An den Orientierungsangeboten für Erstsemester haben an den beiden Standorten gut 550 Studierende teilgenommen, so Koordinator Christian Nitz.

Die Vorlesungszeit startet am 2. November 2020 und endet am 12. Februar 2021. Danach finden in der vorlesungsfreien Zeit Klausuren und Prüfungen statt. Zuletzt wurden diese zum Beispiel in der große Mülheimer Stadthalle durchgeführt, um genügend Abstand gewährleisten zu können.