Bottrop. Maurice Liesner übernimmt die Leitung des VHS-Kinos von Thomas Pentzek. In Coronazeiten gleicht sein Start eher einer Fahrt mit gezogener Bremse.

Den 20. Geburtstag des Filmforums erlebt Maurice Liesner noch aus der Perspektive des Filmvorführers. Das ist 2012, damals noch unter Leitung des Cineasten Rudi Grande. Das 30. Jubiläum des schnuckeligen VHS-Kinos im Kulturzentrum wird er - wenn nichts dazwischen kommt - in knapp zwei Jahren maßgeblich gestalten. Denn der 34-jährige Bottroper übernimmt ab November die Leitung des derzeit einzigen Kinos der Stadt von Thomas Pentzek, der sich nun in den Ruhestand verabschiedet.

Schwierige Zeiten für den Kulturbereich

Keine ideale Zeit, um im Kulturbereich Neues auf die Beine zu stellen. Das findet auch Uwe Dorow, Direktor der Volkshochschule, unter deren Fittichen sich das Filmforum seit 1992 etablieren konnte. Corona mache eben Manchem einen Strich durch die Rechnung und er sei froh, das gerade überhaupt wieder Kino in dem 83-Plätze-Saal stattfinden könne. Andere Aufführungen oder Veranstaltungen, darunter auch leider die beliebte Reihe des Seniorenkinos, verantwortet vom Kulturamt, seien zunächst abgesetzt oder an größere Spielorte verlegt worden.

Freuen sich, dass das Filmforum in Coronazeiten überhaupt wieder spielen darf: VHS-Direktor Uwe Dorow und der neue Kinoleiter Maurice Liesner (r.).
Freuen sich, dass das Filmforum in Coronazeiten überhaupt wieder spielen darf: VHS-Direktor Uwe Dorow und der neue Kinoleiter Maurice Liesner (r.). © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

So fährt auch Maurice Liesner vorerst mit gebremstem Schaum. „Wir sind damit beschäftigt, die Corona-Vorschriften umzusetzen, müssen auf Änderungen schnell reagieren können.“ 40 Plätze darf er belegen - nach vorheriger Anmeldung. „Wir gehen mal eben ins Kino - so spontan geht es leider gerade nicht.“ Aber: „Dieser Raum ist sicher: Ständig kann durch eine Anlage Frischluft zugeführt werden, Türen sind geöffnet und hinter der dunklen Wandverkleidung gibt es sogar ein Fenster, dass sich öffnen lässt, mehr geht kaum“, sagt Liesner und blickt über die roten Plüschsessel, von denen die Hälfte coronabedingt grau abgeklebt sind und sich nicht herunterklappen lassen.

Spagat zwischen Filmkunst und Blockbustern

Die nächste Herausforderung wird das Kinder- und Jugendfilmfestival „doxs“ sein, dass im November zum dritten mal Station in Bottrop macht - natürlich im Filmforum. Auch die Aufführung von „Bombshell - Das Ende des Schweigens“ ist eine jener Kooperationen - dieses Mal mit der Gleichstellungsstelle der Stadt - von denen Liesner sich künftig mehr vorstellen kann. Das hochkarätig besetzte Drama, das eng mit der „Me too“-Debatte verknüpft ist, steht zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ am 25. November und den drei folgenden Tagen auf dem Programm.

Filmkunst statt Blockbuster - so könnte die Devise des neuen Manns im Filmforum lauten. Aber es gehe ja nicht darum, seine eigenen Lieblingsideen auf VHS-Karte umzusetzen, sondern ein Programm für möglichst viele cineastisch Interessierte zu machen, sagt Liesner. Natürlich orientiere er sich an dem, was seine Vorgänger an der Blumenstraße gezeigt haben - vor allem natürlich an dem, was gut lief. Komödie als sichere Bank - das muss aber nicht die Regel sein, auch wenn nächsten Monat mit dem Culture-Clash-Streifen „Auf der Couch in Tunis“ oder mit Guy Ritchies „The Gentlemen“ ein eher politisches und ein eher schwarzhumoriges Exemplar der Gattung zu sehen sind.

Klassiker auf dem 35-Millimeter-Projektor

Aus seiner Zeit als Vorführer erinnert sich Maurice Liesner an eine Reihe, die dem Regisseur Quentin Tarantino gewidmet war. Projekte dieser Art könne er sich künftig sehr gut vorstellen. aber warum nicht einmal einen Klassiker aus den 30er oder 40er Jahren zeigen. „Damit der erhaltene historische 35-Millimeter-Projektor wieder einmal zum Einsatz kommt.“ Stummfilm mit Live-Musik, wirft Uwe Dorow in den Zuschauerraum: „Das Klavier steht sogar noch hier unten.“ Aber beide wissen: „Was im Filmforum passiert, gleicht oft genug einem Spagat zwischen anspruchsvollem Programmkino und kommerziellem Kino, das wir ja im kinolosen Bottrop auch etwas ersetzen wollen.“

Karten und Kontakt

Ein Besuch im Filmforum ist zurzeit nur mit Voranmeldung möglich. Mo bis Fr, 9 bis 12.30 Uhr, 02041/70 46 36 oder per Email: maurice.liesner@bottrop.de. Das aktuelle Programm: www.bottrop.de/veranstaltungen.