Die Stadt Bottrop will ein Gelände im Norden des Zechengebietes in den Wald eingliedern - aber dafür ein anderes Waldstück im Süden opfern?

Der Flächentausch für das zukünftige Gewerbegebiet Franz Haniel war für die meisten Ratsmitglieder und Bezirksvertreter keine großes Thema. Statt eines Geländezipfels mit Teichen im Schatten der Halde Haniel im Norden des alten Zechengebietes soll im Süden ein kleiner Grüngürtel an der Autobahn A 2 dem neuen Gewerbegebiet zugeschlagen werden. Im Norden soll stattdessen künftig ungestört Wald bis an die Halde reichen. Einer aber protestierte. Für Stefan Voßschmidt hört sich der Flächentausch nur gut an. In Wahrheit gehe so aber ein schönes Waldstück verloren, mahnt der Naturschützer. Jetzt schließen sich auch die Bottroper Grünen seiner Kritik an.

Es geht um das Gelände, das zwischen dem Autobahn-Rastplatz Schwarze Heide und der Fernewaldstraße an den Zechenstandort grenzt - eine Fläche, die heute Acker sei, erklärte Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins neulich im Ratsausschuss für Stadtplanung. Doch auf dem Gelände befindet sich auch noch ein schmaler Waldstreifen. Ausgerechnet dieses „schöne alte Waldgebiet an der Fernewaldstraße“ solle umgewandelt werden, kritisiert Stefan Voßschmidt. Betroffen seien alte Eichen und Buchen sowie landwirtschaftliche Fläche, bedauert das Vorstandsmitglied des Bottroper Naturschutzbundes (Nabu).

Über den Waldweg gelangen Bottroper zum Kreuzwegtreffpunkt

Über den Fuß- und Radweg zwischen die Baumreihen hindurch gelangen Besucher von der Fernewaldstraße aus zum Beispiel auch zu dem Besuchertreffpunkt für den Karfreitagskreuzweg. Etliche Bürger gehen dort täglich hindurch, um mit ihren Hunden über die Wiesen der Zeche zu laufen. „Wissen die Anwohner, was ihnen droht - zum Beispiel die Bewohner des Vogelviertels, die dort spazieren gehen?“ fragt der Nabu-Vorstand daher auch.

Durch das kleine Waldstück an der Fernewaldstraße gelangen Besucher auch zum Kreuzweg-Treffpunkt.
Durch das kleine Waldstück an der Fernewaldstraße gelangen Besucher auch zum Kreuzweg-Treffpunkt. © Norbert Jänecke

Der Grünen-Vertreter will nicht hinnehmen, dass das Gelände dem geplanten Gewerbegebiet zum Opfer fällt und versiegelt werde. Dabei verkennt er nicht, dass das Gelände wegen seiner Nähe zur Autobahn und zu den bereits vorhandenen Straßen als Gewerbefläche sehr lukrativ sei. Auch die Bottroper Grünen befürworten das geplante Gewerbegebiet auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Franz-Haniel daher ausdrücklich, doch wie der Naturschützer sind auch sie gegen die vorgesehene Umwandlung des Waldstreifens an der Fernewaldstraße zu einer Gewerbefläche. „Es ist wichtig, neue Flächen für unseren Wirtschaftsstandort zu entwickeln, aber der von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Flächentausch wird von der grünen Fraktion abgelehnt“, erklärte Ratsfrau Andrea Swoboda.

Grüne fordern Entsiegelung von Flächen

Nabu-Vorstandsmitglied Stefan Voßschmidt mahnt: „Es geht um echten alten Wald, gewachsenen Boden, artenreiche Erde“. Das Nabu-Vorstandsmitglied bezweifelt, dass sich Umweltfachleute überhaupt mit dem betroffenen Gelände beschäftigt hätten. „Gibt es ein Artenschutzgutachten, ein Bodengutachten?“, fragt er. Auch der Landschaftsbeirat sei noch nicht dazu gehört worden, bemängelt Voßschmidt, der die Grünen noch bis Ende Oktober als Bezirksvertreter vertritt.

„Wir Grüne sind uns einig, dass es keinen Sinn macht, solch naturnahen Wald und landwirtschaftliche Flächen ohne Not zu zerstören und an anderer Stelle dafür Wald aufzuforsten“, sagte Fraktionschefin Andrea Swoboda. Für die Grünen stehe daher fest, dass das neue Gewerbegebiet im Rahmen der schon versiegelten Flächen bleiben sollte. Ziel müsse es sein, möglichst wenig natürliche Flächen in Anspruch nehmen. „Eine Strategie gegen den Flächenfraß ist mehr als überfällig, geht uns aber nicht weit genug: Wir benötigen eine Strategie der Entsiegelung“, sagte Andrea Swoboda.

Obwohl der Bottroper Rat doch den Klimanotstand ausgerufen habe, drohe der Stadt eine weitere Flächenversiegelung großen Ausmaßes, meint Naturschützer Voßschmidt. Er weist darauf hin, dass durch den Ausbau der Bundesstraße B 224 zur Autobahn und die Erweiterung der A 2 Flächen versiegelt werden. Er wirft die Frage auf, wie sich die Rodungen für die Autobahn und die Durchforstung des Vöingholzes auf das Gelände von Prosper-Haniel auswirkten. „Bottrop ist noch eine grüne Stadt, aber es wird immer mehr versiegelt“, bedauert der Bezirksvertreter. Dabei seien auch Frischluftschneisen in der Stadt wichtig, um der Erwärmung begegnen zu können. Voßschmidt: „Die Naturräume müssen erhalten bleiben“.