Kirchhellen. Die Bahn will 73 Strommasten zum Schaltwerk in der Repeler Heide fitmachen für mehr Zugverkehr. Bedenken der Stadt wurden abgeschmettert.

Weil die Bahn in den nächsten Jahren eine Zunahme von Güter- und Personenverkehr auf der Schiene erwartet, will die Tochter DB Energie die Bahnstromleitung zwischen Duisburg, dem Schaltwerk Kirchhellen und Marl aufrüsten für eine höhere Betriebstemperatur. Die Stadt ist abgeblitzt mit ihrer Forderung, die Bahn möge doch wenigstens prüfen, ob sie die Bahnstromleitungen künftig bündeln kann auf der Bahntrasse von Bottrop über Gladbeck West und Feldhausen nach Dorsten, statt sie weiter entlang der längst stillgelegten Trasse zwischen Kirchhellen und Osterfeld zu leiten. Das Eisenbahnbundesamt beschied knapp: Das sei nicht Gegenstand der Prüfung.

Die Bahnstromleitung 497 wurde um 1960 errichtet. An der Repeler Heide entstand das „Schaltwerk Kirchhellen“. Es ist ein Knotenpunkt der Hochspannungsleitung der DB Energie (110.000 Volt) mit zwei Aufgaben: Durchleiten des Bahnstromes zwischen Duisburg und Marl sowie Stromversorgung der Bahnlinie Oberhausen - Emmerich über ein Umspannwerk bei Hamminkeln. Die so genannte „Betuwe-Linie“ soll schon seit Jahrzehnten ausgebaut werden. 2017 erfolgte der symbolische Spatenstich: mit 25 Jahren Verspätung.

Stichleitung aus Kirchhellen

Der alte Bahnhof Kirchhellen wurde 1973 abgerissen
Der alte Bahnhof Kirchhellen wurde 1973 abgerissen © Sammlung Dr. Rainer Weiß

Warum diese so genannte Stichleitung aus Kirchhellen zur 60 Kilometer entfernten Umspannwerk für die Bahn so wichtig ist, erläutert ein Bahnsprecher so: „In dem Schaltwerk können Verbindungen aufgetrennt und untereinander so verschaltet werden, dass unsere Fachleute an den Bahnstromleitungen Instandhaltung, Instandsetzung und Entstörung vornehmen können, ohne dass die elektrische Energieversorgung der Eisenbahn beeinträchtigt wird.“

Von Anfang an sei die Bottroper Politik gegen die Bahnleitung gewesen, erinnerte Dezernent Klaus Müller in der städtischen Stellungnahme zu dem Bauvorhaben. Unter anderem deshalb, weil sie in Alt-Bottrop zwischen den Naherholungsbereichen Stadtgarten und Stadtteichen verläuft. Und zwar entlang der bereits am 1. Juni 1966 eingestellten Bahnlinie Oberhausen - Rheine. an der auch der 1973 abgerissene Bahnhof Kirchhellen stand.

Stadt fordert „Alternativenprüfung“

Da die Strommasten nun wirklich in die Jahre gekommen sind, so der Einwand der Stadt, möge die Bahntochter DB Energie prüfen, ob es eine wirtschaftliche Alternative zur Erneuerung der Stromtrasse gibt: „Da es parallel verlaufende Hochspannungstrassen gibt sowie bestehende Bahntrassen zur Verfügung stehen, bietet sich her vorab eine Alternativenprüfung an.“ Das Schaltwerk zum Beispiel liegt nur einen Steinwurf entfernt von der Bahntrasse nach Dorsten und Bottrop. Der Ausschuss für Stadtplanung hat sich dieser Forderung der Verwaltung im Juni einstimmig angeschlossen.

Aber: Diesen Einwand hat das Eisenbahnbundesamt sauber abgeschmettert. Es verweist auf eine Verfügung aus 2009, in dem das Bundesamt festlegt: Wenn am bestehenden Standort Mast oder Traverse nur bis zu fünf Metern höher oder die Austrittsfläche weniger als zwei Quadratmeter großer werde, sei das nicht genehmigungspflichtig. Von den 73 Bahnstrommasten der Leitung auf Bottroper Gebiet müssten nur drei „zulassungspflichtig erneuert“ werden. Und jetzt kommt der K.o.-Schlag: „Die planrechtlich relevanten Änderungen sind insgesamt so unbedeutend, dass die Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens oder ein Aufruf zur Entwicklung von Planungsvarianten in keiner Weise zu rechtfertigen ist.“ Also fällt der Hammer: „Der Einspruch der Stadt Bottrop wird zurückgewiesen.“

Was wird aus dem Schützenfest?

Die Stadt hat dem Eisenbahnbundesamt zahlreiche weitere Bedenken gegen die Sanierung der Bahnstromtrasse übermittelt. Darunter auch die praktische Frage: Wenn die Bahn-Tochter 18 Monate lang während der Bauzeit den Festplatz am Bahnhof Nord als Lagerfläche nutzen will, was wird dann aus dem dreitägigen Schützenfest des BSV Eigen?

Beim Thema Umweltauswirkung der Baumaßnahmen ist die Stadt ebenfalls vor die Wand gelaufen. Es gehe im Planänderungsverfahren schließlich nur um drei Masten, sagt das Bundesamt. Da sei eine Beeinträchtigung „wegen ihrer Geringfügigkeit nicht ermittelbar“. Einwendung zurückgewiesen.