Bottrop. Die langjährige Leiterin der Katholischen Familienbildungsstätte erzählt zum Abschied, wie sich ihre Arbeit entwickelt hat - bis zu Online-Kursen

Familienbildung? Als Silvia Skrok-Förster in jungen Jahren vor der Berufswahl stand, da kam ihr dieser Berufszweig noch nicht in den Sinn. Ja, ihr Wissen weitergeben, das wollte die gebürtige Gelsenkirchenerin, aber als Gymnasiallehrerin für Französisch und Geschichte. Dass es am Ende anders kam, dass sie mehr als 30 Jahre in der Katholischen Familienbildungsstätte (FBS) Bottrop arbeitete, davon die meiste Zeit als Leiterin – das hat die heute 64-Jährige nie bereut. Erfüllt von einem fordernden Berufsleben mit vielen zwischenmenschlichen Kontakten und immer neuen Themen hat Silvia Skrok-Förster im September ihren Ruhestand angetreten.

1989 startete Silvia Skrok-Förster an der Katholischen FBS in Bottrop

„Für mich war die Arbeit mit Familien viel schöner als in der Schule, obwohl ich auch das gerne gemacht habe“, bilanziert Silvia Skrok-Förster. Dabei sei sie zur Familienbildung gekommen „wie die Jungfrau zum Kind: Ich gehörte zu den Lehrer-Jahrgängen, die keine Anstellung erhielten“, erzählt die Pädagogin. Im Rahmen eines Projekts bekam sie damals aber eine befristete Stelle als Referentin in der FBS in Gelsenkirchen, bewarb sich im Anschluss in Bottrop. 1989 startete sie ihre Karriere hier unter Leiterin Reinhild Erpenbeck, übernahm von 1991 bis 1994 bereits die kommissarische und im Anschluss die reguläre Leitung der FBS.

Ein Foto aus 2013, vom Umzug der Katholischen Familienbildungsstätte Bottrop zum Pferdemarkt. Mit dabei (v. li.): Petra Beuker, Silvia Skrok-Förster, Annegret Werner und Judith Kessel.
Ein Foto aus 2013, vom Umzug der Katholischen Familienbildungsstätte Bottrop zum Pferdemarkt. Mit dabei (v. li.): Petra Beuker, Silvia Skrok-Förster, Annegret Werner und Judith Kessel. © WAZ FotoPool ARCHIV | Birgit Schweizer

Seither hat sich einiges verändert. Nicht nur, dass es früher noch Anmeldetage mit langen Schlagen vor dem Katholischen Stadthaus gab oder Kurse von der Gesundheit bis zum textilen Gestalten gerne bar bezahlt wurden. Oder dass die FBS vor einigen Jahren aus dem Stadthaus an der Paßstraße aus- und in zwei Etagen am Pferdemarkt 4 einzog. Wobei: „Das war ein großer Einschnitt für uns, wir haben uns verkleinert, auch aus Kostengründen.“ Dort wurde auch der Hauswirtschaftsbereich aufgegeben.

Eltern mit kleinen Kindern besuchen Kurse

Inhaltlich hat sich zum Beispiel auch die Arbeit im Fachbereich Eltern und Kinder entwickelt, für den Skrok-Förster, die 2000 nach Bottrop zog, anfangs extra Zusatzausbildungen machte. „Heute kommen vor allem Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr, weil viele Mütter schnell zurück in den Beruf gehen.“ Die heutigen Mini-Clubs für Ein- bis Dreijährige dagegen seien schwerer zu füllen als früher. Und Kreativkurse zum Beispiel hätten heute Konkurrenz durch Anleitungsvideos im Internet. „Umso wichtiger ist, dass wir uns auf das konzentrieren, was uns ausmacht: der Austausch in der Gruppe.“

Im Laufe der Zeit wurde auch die Netzwerkarbeit immer wichtiger, so Skrok-Förster. „Mit der KFD haben wir immer schon gearbeitet, aber es hat sich auch außerkirchlich viel entwickelt.“ Mit der Awo Familienbildung zum Beispiel oder dem Jugendamt. „Mit dem Caritasverband zusammen ist die FBS Träger im Projektraum Hansastraße, wo auch noch andere städtische Stellen mit dabei sind. Dort haben wir ein Elterncafé aufgebaut.“

FBS geht mit ihren Angeboten raus in die Stadtteile

Mit Fördergeldern offene, kostenlose Treffs zu entwickeln, (in Nicht-Corona-Zeiten) ohne feste Anmeldung und Liste, das findet Skrok-Förster wichtig, „um auch an andere Zielgruppen zu kommen“. Dazu kommt das Rausgehen mit Angeboten aus der Stadtmitte in die Quartiere und Stadtteilbüros. „Es wird weiter dahin gehen, dass Familienorte einen großen inhaltlichen Stellenwert einnehmen.“

Und zuletzt kam corona-bedingt noch der Versuch dazu, Online-Kurse anzubieten. „Viele tun sich damit schwer“, so die Bottroperin. Manche Eltern etwa fänden aber gut, auf diesem Weg Kurse von zu Hause aus besuchen zu können.

Petra Beuker hat nun die Standortleitung der Kath. FBS in Bottrop übernommen

Auch interessant

Jetzt aber ist für den Frankreich-Fan, der auch auf Landesebene Bedingungen für die Familienbildung mitgestaltete, die richtige Zeit, um in den Ruhestand zu gehen. „Es war ein bewegtes Erwerbsleben. Da sind einige Dinge im privaten Bereich zu kurz gekommen.“ Das soll nun anders werden. „Ich hätte gerne mehr Zeit für meine Hobbys, für den Garten, für die Familie, die weiter weg wohnt.“ Außerdem ist Silvia Skrok-Förster gern unterwegs. „In den vier Wochen, in denen ich jetzt im Ruhestand bin, war ich schon zwei Mal weg“, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln. „Wenn ich noch einmal ein Amt ehrenamtlich übernehme, dann um mit anderen Menschen unterwegs zu sein.“ Langeweile jedenfalls befürchtet die 64-Jährige nun wirklich nicht.

Ihre Nachfolge als Standortleiterin hat die pädagogische Mitarbeiterin Petra Beuker übernommen. „Sie ist bereits seit 2012 in Bottrop und sehr aktiv in der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung im Bistum Essen“, sagt ihre Vorgängerin. Den Bottroper Teilnehmern ist die neue FBS-Chefin damit keine Unbekannte.

Neue Ideen für 2021

Der Kursbetrieb der Katholischen Familienbildungsstätte läuft auch in Zeiten von Corona weiter. Die Angebote wurden von vielen Teilnehmern im ersten Halbjahr vermisst, berichtet die neue Leiterin Petra Beuker. Umso größer sei die Freude, dass viele Veranstaltungen nun unter Beachtung der aktuellen Hygieneregeln wieder durchgeführt werden können.

Das Team der Familienbildungsstätte plant zudem gerade das neue Jahresprogramm 2021 mit vielen neuen Ideen.