Bottrop. Sportunterricht soll sicher sein. In allen Bottrops Schulen lassen sich die Fenster öffnen. Ab 1. Oktober neue Maskenregelung an Grundschulen.

Herbstzeit ist Grippe- und Erkältungszeit. Das war immer so. Mit der beginnenden kalten Jahreszeit 2020 steht die Angst vor einer neuerlichen Coronawelle jedoch oben auf dem Sorgenkatalog vor allem auch der Kitas und Schulen angesichts zurzeit steigender Infektionszahlen. Ab heute gelten nicht nur neue Maskenregelungen für Grundschulkinder. Vor allem möchte die Stadt sukzessive die Schulsporthallen mit CO2-Messgeräten ausstatten.

Damit könne in der kälteren Jahreszeit, wenn Schulsport nicht mehr im Freien stattfinde, eine regelmäßige Kontrolle der Luftqualität in den Hallen erfolgen, so Schuldezernent Paul Ketzer. Diese Geräte zeigten zwar keine Coronaviren oder die gefährlichen Aerosole an, aber auf jeden Fall den Sauerstoffstatus und damit die Notwendigkeit zum Lüften, so der Erste Beigeordnete der Stadt.

CO2-Messgeräte als Corona-Vorsorge an Schulen

Die Landesregierung überlege derzeit sogar, die Klassenräume mit diesen Geräten auszurüsten. Aber das sei noch ein weiter Weg, wenn man allein die Zahl der Schulen und damit der einzelnen Klassenzimmer nur in Bottrop bedenke, so Ketzer weiter. Das regelmäßige Lüften und die Einhaltung der wichtigsten Coronaregeln wie Abstand, Handhygiene und das Tragen des Mundschutzes bleiben vor allem in den nächsten Monaten die wichtigsten Schutzmaßnahmen. Zum Glück sei ihm in Bottrop keine Schule bekannt, deren Fenster sich nicht öffnen ließen, sagt der Schuldezernent.

Er empfiehlt in den dann zugigeren Räumen Kleidung in mehreren Schichten zu tragen, die je nach Temperatur aus- und angezogen werden kann. Zugleich betont Ketzer mit Blick auf die letzten Wochen, dass in keinem der Bottroper Coronafälle an Schulen der Schulbetrieb selbst Auslöser einer Ansteckung gewesen sei. „Die Infektion ist in jedem bekannten Fall außerschulisch erfolgt, sei es durch Reiserückkehrer oder private Feiern.“ Außerdem habe enger Austausch zwischen Schulen, Trägern und den Landesministerien bislang offensichtlich in Bottrop einen dramatischen Anstieg der Coronazahlen an Schulen verhindern können.

Ohne Schutzmaßnahmen keine Rückkehr zur Normalität

Das sieht auch Christiane Gosda so. Auch wenn manche Verordnungen des Landesregierung zuweilen recht kurzfristig die Schulen erreicht hätten und die schnelle Umsetzung eine Herausforderung gewesen sei, so die Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule und Sprecherin der Bottroper Grundschulen. „Wenn ich mir die neuesten NRW-Zahlen heute ansehe und feststelle, dass 98,4 Prozent der Schüler wieder am Präsenzunterricht teilnehmen, fast 95 Prozent der Schulen wieder Präsenzunterricht für alle Klassen anbieten und wir in Bottrop mindestens so gut dabei sind, finde ich das schon bemerkenswert.“ Und das träfe hier ja nicht nur auf die Grundschulen, sondern auf alle Schultypen zu.

Die kleine Elif aus der Klasse 1b der Albert-Schweitzer-Grundschule in Bottrop darf ab 1. Oktober in der Klasse ihre Maske abnehmen. Der neue „Maskenparkplatz“ steht vor ihr.
Die kleine Elif aus der Klasse 1b der Albert-Schweitzer-Grundschule in Bottrop darf ab 1. Oktober in der Klasse ihre Maske abnehmen. Der neue „Maskenparkplatz“ steht vor ihr. © C. Gosda

Die angestrebte Installation von CO2-Messgeräten in den Schulsporthallen sind für Christiane Gosda ebenfalls ein Schritt zur Rückkehr der Normalität - zumindest im Kerngeschäft der Schule, dem Regelunterricht. „Spätestens nach den Herbstferien Ende Oktober können wir keinen Sportunterricht im Freien mehr anbieten und dann brauchen wir die Hallen mit größtmöglicher Sicherheit.“

Bereits am heutigen 1. Oktober ändert sich für die Grundschüler die Maskenregelung leicht. „Dann herrscht für alle Kinder innerhalb ihrer Lerngruppe und im Klassenraum keine Maskenpflicht mehr, die beginnt dann erst wieder ab Schulflur und auf dem Schulgelände“, so Christiane Gosda. Bislang durfte die Schutzmaske nur auf dem festen Sitzplatz abgenommen werden. Dafür hat die Albert-Schweitzer-Schule sogar „Maskenparkplätze“ auf den Tischen eingeführt. „Denn was nützt die Maske am Ende, wenn sie zwischendurch herumfliegt oder eventuell mit dem Taschentuch in der Hosentasche verschwindet?“

Keine Angst, aber Sorge vor dem nahen Herbst und Winter in Coronazeiten

Der Kernschulbetrieb einschließlich der Elternveranstaltungen laufe in Bottrop fast wieder normal. „Aber alles, was das Schulleben jenseits des Unterrichts bereichert, wie Musik- und Chorgruppen oder Feiern, bleibt stark eingeschränkt. Das ist traurig, aber notwendig“, so die Grundschulsprecherin. Schule bedeutet für sie kein größerer Corona-Risikofaktor als alle anderen Gesellschaftsbereiche auch. Dennoch blickt sie angesichts allgemein steigender Infektionszahlen (vergleiche Expertenprognose unten) zwar nicht mit Angst, aber mit Sorge auf Herbst und Winter.

Gegen den Trend in der Nachbarschaft: Sinkende Fallzahlen in Bottrop möglich

Experten der Arbeitsgruppe Neuroinformatik an der Uni Osnabrück und des „Jülich Supercomputing Centre“ haben auf der Basis der Daten des Robert-Koch-Institutes ein Modell zur Analyse der Ausbreitung von Covid-19 entwickelt, das Prognosen liefert für jede kreisfreie Stadt und jeden Landkr eis.

Auf der Basis der Daten der vergangenen vier Wochen errechnet der Supercomputer die Wahrscheinlichkeit, wie die Covid-Zahlen steigen oder sinken werden. Für Bottrop errechnen die Experten „eine Tendenz von fallenden Infektionszahlen mit einer Wahrscheinlichkeit von größer 50 Prozent“. Zum Vergleich: Für Essen erwarten sie mit mehr als 75 Prozent Wahrscheinlichkeit steigende Zahlen, für Gelsenkirchen sogar mit mehr als 95 Prozent steigende Zahlen.