Bottrop. Die weiterführenden Schulen appellieren an die soziale Verantwortung der Schüler, weiter Masken zu tragen. Sonst sehen die Schulen neue Probleme.

Zwar hat die Landesregierung die Maskenpflicht im Unterricht aufgehoben, trotzdem setzen die weiterführenden Schulen in Bottrop weiterhin auf den Mund-Nasen-Schutz. An den Gymnasien, Real- und Gesamtschulen, auch an der Hauptschule und der Sekundarschule – überall gilt der Appell, auch im Unterricht weiter die Maske zu tragen. Auf den Fluren und auf dem Schulhof gilt sowieso weiterhin die Pflicht.

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Im Unterricht allerdings ist das Tragen der Maske eine freiwillige Angelegenheit. Die Schulen haben keine Möglichkeit, die Jugendlichen zu zwingen, den Mund-Nasen-Schutz aufzusetzen. Daraus folgt: Sollten sich Schülerinnen oder Schüler dem Appell verweigern, haben die Schulen keine Sanktionsmöglichkeiten.

Lehrer, die zu Risikogruppen zählen, könnten wieder ausfallen, so die Furcht

„Wir appellieren an die soziale Verantwortung der Schülerinnen und Schüler“, sagt Maria Stolte-Enck, Leiterin der August-Everding-Realschule (AER) im Fuhlenbrock. Es gebe im Schulalltag eben nicht immer die Möglichkeit, den Abstand von mindestens 1,50 Meter sicher zustellen.

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Maria Stolte-Enck sieht noch ein weiteres Problem auf die Schulen zukommen, sollte sich das freiwillige Tragen der Masken nicht durchsetzen. Sie fürchtet, dass Lehrer, die zu Risikogruppen zählen, dann wieder nicht für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen. „Vor den Ferien sind deswegen bis zu zehn Kollegen ausgefallen.“ Doch bisher, so ihr Eindruck nach dem ersten Tag, laufe es auch ohne Maskenpflicht gut. „Die Schüler haben sich in den letzten 14 Tagen eben weitestgehend daran gewöhnt.“

Einige Eltern unterstützen den Appell, freiwillig Masken zu tragen, nicht

Eine Einschätzung, zu der auch Tobias Steinhausen, kommissarischer Leiter der Gustav-Heinemann-Realschule, gekommen ist. Selbst bei der großen Hitze und in den Klassenzimmern im Pavillon seien die Einschränkungen nicht so stark gewesen wie zunächst angenommen.

Trotzdem hat Steinhausen Rückmeldungen erhalten, dass nicht alle Eltern den Appell zum freiwilligen Maskentragen unterstützen. „Auf den Klassenpflegschaftssitzungen gab es von einigen Eltern auch das Signal, dass ihre Kinder vom Recht Gebrauch machen, die Maske im Unterricht abzusetzen.“ Steinhausen fürchtet, dass – sollten zu viele Schüler sich so verhalten – auch bei ihm Lehrer mit Vorerkrankungen ausfallen. Es seien zwar nicht viele, „trotzdem müssten wir einen komplett neuen Stundenplan schreiben.“

Bottroper Marie-Curie-Realschule berichtet aus Erfahrungen mit Corona

In solchen Fällen hat es Elke Rosner, Leiterin der Hauptschule Welheim, leichter. Die Klassen seien verhältnismäßig klein, so dass man Schüler ohne Maske in sicherem Abstand platzieren könnte. Wenn es dann aber zu Situationen käme, dass Lehrer nah zum Schüler kommen, etwa um etwas zu erklären, müsse der Schüler die Maske aufsetzen. „Denn auch die Lehrer haben das Recht, auf ihre Gesundheit und Sicherheit zu achten.“

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Dass die Maske schützt, davon sind die Verantwortlichen aller Bottroper Schulen überzeugt. Auf ihrer Internetseite geht die Marie-Curie-Realschule auf die Corona-Fälle an der Schule ein. Da habe sich gezeigt, dass Masken helfen. „Obwohl eine Lehrkraft und auch eine Schülerin positiv getestet waren, konnten weitere Infektionen vermieden werden.“

An der Sekundarschule Kirchhellen tragen 95 Prozent der Schüler Maske

An vielen Schulen hätten deshalb auch Eltern den Wunsch geäußert, nicht auf die Masken zu verzichten. Unter anderem René Heuwieser, Rektor der Janusz-Korczak-Gesamtschule, berichtet von derartigen Rückmeldungen.

Aus dem Unterricht am Dienstag hat Stefan Völlmert, der Leiter der Sekundarschule Kirchhellen, den Eindruck gewonnen, dass die meisten Schüler der Bitte, weiter den Schutz zu tragen, nachkamen. „Bestimmt 95 Prozent der Schüler hatten die Maske im Unterricht auf“, so seine Einschätzung.

Bottroper Schulleiter ärgert sich über Informationspolitik des Schulministeriums

Selbstverständlich habe er diejenigen angesprochen, die ohne in der Klasse saßen. Die meisten hätten darauf verwiesen, dass die Maske ihnen gesundheitlich zu schaffen mache, sie beispielsweise unter Kopfschmerzen litten. Das gelte es zu akzeptieren, so Völlmert.

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Geärgert hat sich der Sekundarschulleiter in der ganzen Diskussion über das NRW-Schulministerium. Erst am Montag gegen 16 Uhr habe es die Schulen offiziell informiert. „Derart kurzfristig haben wir erfahren, was wir dann am Dienstag umsetzen mussten“, kritisiert er die Informationspolitik.

Berufsschüler mehrheitlich ohne Masken

Die Mehrheit der Schüler am Berufskolleg Bottrop verzichte auf die Maske, berichtet Schulleiter Guido Tewes. Er schätzt, dass am Dienstag rund 70 Prozent der Berufsschüler die Maske im Unterricht abgesetzt haben. Von der Schulleitung habe es auch keine Empfehlung zu dem Thema gegeben, wohl den Rat, sich innerhalb der Klassen zu verständigen.

Auch bei den Lehrern sei die Herangehensweise sehr unterschiedlich. Es gebe Kollegen, die hätten sich eigens noch einen Spuckschutz gekauft, andere verzichteten dagegen nun auch auf den Gesichtsschutz. Allerdings passe man sich da an die jeweiligen Klassen an. Dort, wo die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler sich für die Maske entschieden habe, werde sie auch von den Lehrern getragen.