Bottrop. Der Konzern bietet 16 neue Doppelhäuser zum Kauf an. Mieter können auch ihre alten Wohnungen kaufen. Das gefällt längst nicht allen.

Das Wohnungsunternehmen Vivawest wird in Kürze in der teils denkmalgeschützten Wohnsiedlung an der Sydowstraße in Bottrop mit dem Bau neuer Häuser beginnen. In der Siedlung auf dem Eigen sollen 16 neue Doppelhäuser mit Grundstücksgrößen von 261 bis 520 Quadratmetern entstehen. Vivawest will die Häuser verkaufen. Für die Neubauten wird der Konzern die sechs Mehrfamilienhäuser an der Sydowstraße 24 - 34 abreißen. Diese Neubaupläne stehen in eklatantem Widerspruch zu Vorwürfen der DKP, die in der Siedlung Mieterproteste organisiert. Ihr Kernvorwurf lautet: Der Konzern lasse die alte Zechensiedlung systematisch verkommen.

Unternehmenssprecher Gregor Boldt erklärt dagegen, dass der Wohnungsanbieter dort modernen und zeitgemäßen Wohnraum schaffen wolle. "Der Zustand und die Grundrisse der Wohnungen mit unter 30 Quadratmetern Wohnfläche entsprechen nicht mehr den heutigen Wohnbedürfnissen und sind aus unserer Sicht nicht zukunftsfähig", teilte er auf WAZ-Anfrage mit. Deshalb sollen die alten Gebäude mit ihren insgesamt 24 Wohnungen durch die modernen Neubauten ersetzt werden. "Die Abbruchobjekte stehen nicht unter Denkmalschutz", erläuterte der Vivawest-Sprecher.

Vivawest macht Mietern im Herbst erste Angebote

 Im Oktober soll der Abbruch der bereits komplett leer stehenden Altbauten beginnen. "Mit allen Mietern wurden einvernehmliche und individuelle Umzugslösungen gefunden", versichert Gregor Boldt. Ein Großteil der Mieter habe in anderen Vivawest-Wohnungen ein neues Zuhause gefunden. Die Bauanträge für die neuen Doppelhäuser liegen der Stadtverwaltung vor, teilte er mit. Außerdem kündigte der Unternehmenssprecher an, dass der Wohnungsanbieter auch die bestehenden Einfamilienhäuser an der Sydowstraße an die jetzigen Bewohner verkaufen wolle. "Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Bottrop können wir unseren Mietern noch in diesem Herbst erste Angebote machen", erklärte Boldt. 

Die DKP klagt dagegen darüber, dass sich die alten Zechenhäuser in einem schlechten Zustand befinden und kritisiert den Leerstand von Wohnungen. Die Ratspartei organisiert auch den Protest gegen die Privatisierungspläne des Wohnungsanbieters. "Es gibt einen großen Sanierungsstau, da die Vivawest und die Vorgängergesellschaft THS jahrzehntelang nicht in den Erhalt der Siedlung investiert haben", sagte Ratsherr Michael Gerber während einer Anwohnerversammlung in der Hufeisen-Siedlung. Die Wohnungen seien teils marode. Das habe etliche Mieter aus der Siedlung vertrieben.

Anwohnern beschweren sich über Leerstände

Auch Anwohner wie Petra Langer beklagen sich über leer stehende Wohnungen. "Seit der Mieter gegenüber vor drei Jahren verstorben ist, steht die Wohnung leer", ärgert sich die Anwohnerin. "Alles verkommt, die Scheiben sind defekt, die Regenrinne ist zugewachsen und der Garten verlottert", kritisiert die Bottroperin. "Und wir müssen da jeden Tag auch noch draufschauen", sagte sie. Besuchern sei so ein Anblick kaum zuzumuten. Immerhin habe Vivawest aber ein Team zum Saubermachen geschickt, als sie sich zuletzt beschwert habe, erkennt die Anwohnerin an. "In den insgesamt 20 Gebäuden stehen mittlerweile 15 Wohnungen leer", kritisiert auch DKP-Ratsherr Gerber. Allerdings geht es um insgesamt 80 Wohnungen. Denn in jedem der Häuser befinden sich ja vier Wohnungen.

Während der Mieterversammlung am Freitag setzte die DKP ihre Unterschriftensammlung von Mitte Juli fort, mit der sich die Anwohner sowohl an Vivawest und Oberbürgermeister Bernd Tischler wenden wollen. Um die 55 Anwohner fordern mittlerweile, die Wohnungen in der Siedlung an der Sydowstraße nicht zu privatisieren. Stattdessen solle der Wohnungskonzern selbst in die Instandhaltung der Siedlung investieren und leere Wohnungen wieder vermieten.

Anwohner sind an Häuserkauf interessiert

Vivawest verfolgt aber andere Ziele. "Die leerstehenden Objekte werden Interessenten am Markt angeboten", teilt Unternehmenssprecher Gregor Boldt mit. Der Wohnungsanbieter vermittelt auch ein völlig anderes Bild der Mieterinteressen als die DKP. So betont Gregor Boldt: "Durch den engen persönlichen Austausch mit unseren Mietern, die uns bei der Verkaufsvorbereitung sehr unterstützt haben, wissen wir, dass reges Kaufinteresse bei den Anwohnern besteht." Außerdem versichert der Vivawest-Sprecher: "Möchte ein Mieter nicht kaufen, bleibt sein Mietverhältnis selbstverständlich weiter bestehen". 

Hufeisen-Siedlung

>>> Die Bergmannssiedlung in Hufeisenförmigen an der Sydowstraße ist Anfang des Jahrtausends in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen worden. Sie gilt als eines der wenigen Beispiele einer erhaltenden Arbeiterkolonie aus den dreißiger Jahren im Ruhrgebiet.

Die Häuser wurden 1936 von der Treuhandstelle für Bergmannswohnungen erbaut. Ein Teil der Gebäude war im Krieg zerstört worden und wurde in den 1950-er Jahren neu errichtet. Für die Siedlung Sydowstraße gibt es auch ein Gestaltungshandbuch der Denkmalbehörde.

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