Bottrop.
Elf Einzelhäuser umringen die hufeisenförmige Wiese an der Sydowstraße. Eine Siedlung mit Besonderheitswert – seit 2002 steht sie unter Denkmalschutz. Erbaut von der Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten (THS) im Jahr 1936, gehört sie jetzt Vivawest. Zu jeder der jeweils vier Wohnungen pro Einzelhaus gehört ein großzügiger Garten. Die THS wollte in den Häusern mit Kreuzgrundriss kinderreiche Familien auf kleinstem Wohnraum unterbringen.
Tür an Tür
Bis heute hat die „Hufeisensiedlung“ auf dem Eigen ihren einzigartigen Charakter nicht verloren. Das sagen jedenfalls die Leute, die jetzt dort wohnen. In den zwischen 40 und 55 Quadratmeter großen Wohnungen leben die Menschen Tür an Tür, der Eingang des Nachbarhauses liegt direkt gegenüber. „Das ist eine Nachbarschaft wie ich sie seit über 50 Jahren kenne“, sagt Marlies Möllmann (66). Sie lebt seit 13 Jahren hier. „Hier kennt jeder jeden. Wenn jemand bis zehn Uhr morgens seine Rollladen nicht hochgezogen hat, fragen die Nachbarn, ob etwas passiert ist.“
Günter Nandren (79) hat den Siedlungsbau als Kind miterlebt. Und er war dabei, als vier der Häuser bei einem Angriff im Krieg zerstört wurden. 1955 wurden sie wieder aufgebaut (Nr. 7, 9, 11 und 13). Sein Elternhaus überstand den Angriff. Heute lebt er in einem der neu errichteten Häuser. „Seit 1960 habe ich hier meine eigene Wohnung. Ich habe damals auf der Zeche Rheinbaben gearbeitet.“ Hier fühle er sich zu Hause, sei hier glücklich und zufrieden.
„Der Siedlungsbau passt eigentlich nicht mehr in die heutige Zeit“, sagt Torsten Spiller. Er wohne zwar „unheimlich gerne“ hier, doch könnte die Siedlung jetzt größere Wohnungen und dafür kleinere Gärten vertragen. Die Gärten wurden großflächig angelegt, da sich viele Familien früher mit Obst- und Gemüseanbau selbst versorgten. Im Laufe der Zeit habe sich vieles verändert, sagt Spiller, der nahe der Sydowstraße aufgewachsen ist. „Früher bestand die Wiese aus einem Rosenbeet, niemand durfte sie betreten. Wenn wir als Kinder dort Fußball gespielt haben, wurden wir verjagt“, erinnert er sich.
„Die Siedlung ist ein gut erhaltenes Beispiel für Arbeiterwohnungsbau in dieser Zeit“, heißt es im Eintrag in die Denkmalliste. Die Bauten spiegelten eine Wohnform wider, die in den 30er- und 50er-Jahren für Bergarbeiterwohnung als angemessen galt. Die Siedlung bezeuge das Wirken der THS, die 1920 mit dem Ziel gegründet wurde, aus Mitteln einer Kohleabgabe Wohnungen für Bergarbeiter zu schaffen. Ein Vorgehen, das für den Werkwohnungsbau zukunftsweisend sein sollte.