Bottrop. Linke fordern wegen Privatfahrten mit Firmenauto Streichung der Bonuszahlungen. Auch die FDP fragt: Bleibt es wirklich nur bei einer Ermahnung?
Wegen der Firmenwagen-Affäre bei der Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best) fordern zwei Ratsparteien weitere Konsequenzen. So verlangt die Linkspartei, Best-Vorstandsmitglied Carsten Sußmann dessen Bonus-Zahlungen zu kürzen. Der Verwaltungsrat der Best will dem Vorstandsmitglied dagegen eine schriftliche Ermahnung erteilen, weil er einen Wagen aus dem Fuhrpark der Best für Privatfahrten verwendet hatte. Auch FDP-OB-Kandidat Andreas Bucksteeg wirft aber die Frage auf: "Bleibt es wirklich nur bei der nun angekündigten Reaktion?"
Vorstand Sußmann hatte einen Privatwagen in die Werkstatt der Best gebracht. Weil die Arbeiten länger dauerten, nutzte er anstatt seinen Dienstwagens für einige Tage einen anderen Wagen aus dem Fuhrpark des Unternehmens. Das berichtete er dem Verwaltungsrat der Best auf Nachfragen der SPD. Einen Mietvertrag abgeschlossen und bezahlt hatte das Best-Vorstandsmitglied allerdings erst nachträglich.
Linke spricht von Selbstbedienungsmentalität
Der Linkspartei reicht die schriftliche Ermahnung an Sußmann nicht aus. "Dieselbe Unternehmensspitze, die jüngst noch die normalen Beschäftigten mit Chips an den Mülltonnen digital überwachen wollte, legt beim Umgang mit Ressourcen des Unternehmens für eigene Privatzwecke auf einmal ganz andere Maßstäbe an. Carsten Sußmanns Verhalten geht gar nicht“, kritisierte OB-Kandidat Günter Blocks und wirft dem Vorstandsmitglied vor, Schmu gemacht zu haben.
"So ein Fehlverhalten muss auch Konsequenzen bei eventuellen Sonderzahlungen für Sußmann haben", forderte Blocks. Wegen des Vorfalls hätte der Best-Vorstand seinen Anspruch auf Boni verwirkt, die Zahlungen sollten künftig gleichmäßig auf alle Beschäftigten verteilt werden. Auch Paul Ketzer, der Vorsitzende des Verwaltungsrates, muss sich Kritik der Linken gefallen lassen. "Wenn beim Vorstand jetzt so eine Selbstbedienungsmentalität ans Licht kommt, fragt man sich schon, ob Ketzer den Laden im Griff hat", meint Blocks.
Alle Best-Leute können Fahrzeuge mieten
Die FDP dagegen fragt, wieso ein Vorstandsmitglied überhaupt den Privatwagen seiner Frau von Mitarbeitern der Best in den Räumen der Best reparieren lassen könne? "Jeder Lader, jeder Straßenreiniger, jede Bürokraft können das auch", erklärt hingegen Best-Verwaltungsratschef Paul Ketzer. Die Mitarbeiter bekommen dafür eine Rechnung, müssten aber Wartezeiten in Kauf nehmen, falls Best-Fahrzeuge in die Werkstatt kommen. Alle Beschäftigten könnten auch Fahrzeuge der Best bekommen. "Die kann jeder Mitarbeiter für eigene Zwecke mieten, etwa bei Umzügen", nennt Ketzer ein Beispiel.