Bottrop. In Bottrop hat der Flüchtling aus Syrien eine Heimat gefunden. Er ist Mitglied der Ortswehr Vonderort. Darum engagiert er sich dort ehrenamtlich.
„Er kann die deutsche Grammatik in der Theorie besser als ich“, sagt Rainer Theil über Samer Smeer. Theil ist nicht nur Freund und Nachbar. Er ist auch Hauptbrandmeister im Ruhestand bei der Freiwilligen Feuerwehr in Vonderort. Smeer ist an der dortigen Wache als Feuerwehrmann tätig. Theil hat ihn vor vier Jahren für die Feuerwehr begeistern können. Nach seiner Flucht aus Syrien ist der 47-Jährige seit 2016 in der Gruppe bestens integriert und bei allen Aktionen involviert.
Aber seine Geschichte beginnt ein Jahr früher. Er ist zu Besuch bei den Eltern in Damaskus, als in seiner Abwesenheit eine Granate in seinem Haus in Homs einschlägt. Der selbstständige Bauunternehmer steht bei der Rückkehr aus der Hauptstadt in seinem Heimatort vor dem Nichts. „Das ganze Gebäude war ausgebrannt“, sagt Smeer. Er und seine Familie entschließen sich zur Flucht vor dem Bürgerkrieg. Ihr Ziel: Deutschland.
Es entsteht eine echte Männerfreundschaft
Die Familie flieht über die Türkei und dem Mittelmeer nach Griechenland. Schließlich führt ihr Weg über den Balkan bis nach Bottrop. Ihre erste Unterkunft erhalten sie im Spielraum, danach ziehen sie nach Vonderort in eine eigene Wohnung. Einer ihrer Nachbarn: Rainer Theil. „Wir waren uns sofort sympathisch“, sagt er. Nur die Sprache machte anfangs ein paar Schwierigkeiten. „Ich konnte kein syrisch, und er kein deutsch“, sagt Theil. Stattdessen wird in englischer Sprache miteinander kommuniziert.
Theil hilft, wo er nur kann - zum Beispiel bei Behördengängen. Eines Tages schlägt er Smeer vor, doch einmal bei der Freiwilligen Feuerwehr in Vonderort vorbeizuschauen. Das Gerätehaus befindet sich quasi direkt nebenan. Damals war Theil noch selbst aktiv bei der Wehr. Smeer ist Feuer und Flamme und kommt einfach mit. „Deutschland hat mir geholfen, dann kann ich auch etwas zurückgeben“, sagt er über sein Engagement. Mittlerweile hat sich zwischen beiden Männern eine feste Freundschaft entwickelt. „Ich habe noch nie einen besseren Nachbarn gehabt“, sagt Theil über Smeer.
Die Fachbegriffe der Feuerwehr musste er lernen
Und Samer Smeer ist längst ein wichtiger Teil der Feuerwehr. „Er ist sehr beliebt und hilfsbereit“, sagt Ortswehrführer Jan Kuhlmann. „Nicht nur wir helfen ihm, es kommt auch unglaublich viel von ihm zurück.“ Die Fachsprache musste der gebürtige Syrer zunächst lernen. Das war leichter gesagt, als getan. „Was heißt Stützkrümmer auf englisch oder auf syrisch?“, fragt Kuhlmann lächelnd. Teilweise musste in der Anfangszeit mit Händen und Füßen improvisiert werden. Aber die Prüfungen meisterte der 47-Jährige mit Erfolg.
Auch bei Notrufen war er vor Ort im Einsatz. Er fungierte schon als Übersetzer vom Arabischen ins Deutsche, wenn die Betroffenen nicht so gut deutsch sprachen. Smeer büffelt in Sprachkursen und will sein Deutsch immer mehr verbessern. Zuletzt hat er das fortgeschrittene Niveau B2 abgeschlossen. Als nächstes steht bei ihm die Sprachstufe C1 an. Laut Lehrplan soll er dann schwierige deutsche Texte verstehen und sich spontan sowie fließend äußern können.
Sein Sohn will Feuerwehrmann werden
Beruflich steht Samer Smeer mit beiden Beinen im Leben. Er hat eine Festanstellung bei der Firma Knippenburg Armaturen und den Schweißerschein mit Erfolg abgeschlossen. Von seinem Gehalt hat er zudem den Führerschein gemacht und sich ein Auto gekauft.
Der 47-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder, die allesamt perfekt deutsch sprechen. Sein ältester Sohn will bald als Feuerwehranwärter anfangen.