Bottrop. . Mit seiner Familie ist Samer Smeer aus Syrien geflohen. Nun lebt er in Vonderort und hat dort Anschluss bei der Freiwilligen Feuerwehr gefunden.
Einen Faible für die Feuerwehr habe er schon immer gehabt, sagt Samer Smeer. Dass er dieser Leidenschaft nun ausgerechnet in Vonderort nachgeht, das war nicht absehbar und auch nicht geplant. Schließlich stammt er aus Syrien - genauer aus der Stadt Homs. Gemeinsam mit seiner Familie ist er vor dem Bürgerkrieg geflohen. In unmittelbarer Nähe des Vonderorter Gerätehauses haben der 44-Jährige, seine Frau und die drei Kinder nun endlich eine Wohnung gefunden – und Anschluss an die Freiwillige Feuerwehr.
Über den Nachbarn zur Feuerwehr
Nachbar Rainer Theil ist nämlich ein Urgestein der Ortswehr. Und nach ersten Gesprächen im Hausflur hat er Smeer einfach mitgenommen zu den Übungsabenden der Ortswehr. Und so ist der Syrer seit einiger Zeit jeden Freitagabend dabei. „Ich mache das gern, Ich mag die Arbeit hier und möchte möglichst viel lernen. Ich kann nicht die ganze Zeit herumsitzen“, sagt Samer. Und er lerne schnell, versichert Theil. Denn Smeer, der in Syrien als Bauunternehmer gearbeitet habe, bringe ein gutes technisches Verständnis mit, etwa für die hydraulischen Werkzeuge.
Zwar lernt Smeer derzeit Deutsch, doch noch läuft die Verständigung vor allem auf Englisch – und mit Händen und Füßen. Offen berichtet der Syrer von seiner Flucht, nachdem einen Granate in seinem Haus in Homs eingeschlagen ist. Über die Türkei und das Mittelmeer kam er mit seiner Familie zunächst nach Griechenland. Über Mazedonien, Serbien, die Ukraine, Slowenien und Österreich landetet er in München. Von dort ging es für die Familie mit Unterstützung des Roten Kreuzes weiter nach Ostwestfalen und schließlich nach Bottrop. Anfangs war sie im Spielraum untergebracht, seit rund einem Monat in der Wohnung in Vonderort. Hier hofft er auf eine Zukunft, insbesondere für seine Kinder. „In Syrien gibt es die nicht mehr.“
„Wenn man die Geschichte so direkt von ihm hört und dazu die Bilder von der Flucht, das ist etwas ganz anderes als so etwas in den Nachrichten zu hören“, sagt Theil. Selbstverständlich nehme der Neuling nicht am Einsatzgeschehen teil und auch nicht an den entsprechenden Lehrgängen. Zunächst gehe es darum sich bei den Dienstabenden gegenseitig kennen zu lernen. Und da trägt der Familienvater aus Syrien auch schon eine Feuerwehr-Uniform – wenn auch gebraucht. Das fordert die Versicherung, wenn er sich an den Übungen beteiligt.
Fahrräder machen Familie mobil
Gemeinsam haben Theil und Smeer auch schon einiges am Gerätehaus getan – etwa einen Freisitz angelegt und überdacht. „Wir müssen da jetzt noch etwas pflastern. Dass er, Theil, auf diese Weise auf einmal zu einer Art ehrenamtlichem Integrationshelfer wird, „dass hätte ich mir vor einem halben Jahr auch nicht träumen lassen.“ Jetzt unterstützen er und seine Kameraden von der Ortswehr die Familie – etwa bei der Einrichtung der Wohnung. „Außerdem haben einige von uns noch alte Fahrräder mitgebracht, die haben wir instand gesetzt.“
Smeer ist begeistert von der Hilfsbereitschaft, die er und seine Familie erfahren. Er wartet nun auf die Anerkennung seines Asylantrags. Dann hofft er, Arbeit zu finden. Bei der Feuerwehr will er bleiben. „Ich möchte etwas zurückgeben.“