Bottrop. . Samer Smeer, syrischer Flüchtling, hat Arbeit und ist bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Nun verzweifelt er an der deutschen Bürokratie.

„Ich geh’ zu Fuß nach Syrien zurück.“ Das habe Samer Smeer voller Verzweiflung erst kürzlich gesagt, berichtet sein Chef Frank Kirschbaum. Verzweifeln könnte der Flüchtling aus Syrien so manches Mal an der Bürokratie.

Erst kürzlich hatte die Redaktion über Samer Smeer berichtet, der gerade Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr Vonderort geworden ist, seinen Deutschtest bestanden und eine feste Arbeitsstelle gefunden hat. Aber: „Bei der Integration werden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt", sagt Frank Kirschbaum von der Firma Knippenburg Armaturen. „Wir wissen auch nicht mehr weiter.“ Das Problem: Die Behörden zweifeln an, dass er verheiratet ist.

Das Paar hat 2001 in Homs geheiratet

Samer Smeer mit Frank Kirschbaum, einem seiner Chefs bei der Firma Knippenburg Armaturen.
Samer Smeer mit Frank Kirschbaum, einem seiner Chefs bei der Firma Knippenburg Armaturen. © Heinrich Jung

Viele beglaubigte Papiere hat Samer Smeer aus seiner Heimat und über die Botschaft beschafft und hunderte Euro dafür ausgegeben. Aber: Seine Ehe wurde bislang nicht anerkannt. Er könne seine Frau in Bottrop noch einmal heiraten, wurde ihm geraten. Aber dafür müsste er in Syrien erst einmal Papiere beschaffen, die beweisen, dass er nicht verheiratet ist. . .

Das schmerzt. Schließlich haben Samer Smeer und Bouchra Alshahoud schon am 3. November 2001 in ihrer Heimatstadt Homs in Syrien den Bund fürs Leben geschlossen. Drei Kinder haben sie, zwei Töchter, einen Sohn, inzwischen 15, elf und viereinhalb Jahre alt.

Keine Frau mehr und anderthalb Kinder

Und heute in Deutschland? „Ich habe keine Frau mehr und nur noch anderthalb Kinder, anderthalb hat meine Frau“, sagt der 47-Jährige mit einem Anflug von Humor. Das könnte lustig sein, wenn es nicht zur Folge hätte, dass er in einer ungünstigeren Steuerklasse eingestuft wurde und seine Frau nicht mitversichert ist. Sie ist nicht berufstätig, lernt noch Deutsch, Samer Smeer ist Alleinverdiener.

2015 ist er mit seiner Frau und den Kindern aus Syrien nach Deutschland geflohen. 2016 kamen sie nach Bottrop, wo ihnen das Sozialamt eine Wohnung bei der Ortswehr Vonderort zugewiesen hat. Ein großen Glück, denn über den Nachbarn Rainer Theil, ist auch er zur Feuerwehr gekommen.

Im Herbst den Deutschtest bestanden

„Über die Feuerwehr“ hat auch Frank Kirschbaum den Syrer kennengelernt, der in seiner Heimat selbstständiger Bauunternehmer war. Er gab ihm die Möglichkeit, in seiner Firma ein Praktikum zu machen und bot ihm schließlich in Absprache mit dem Jobcenter einen 450-Euro-Job an. Den absolvierte Samer Smeer nachmittags, vormittags saß er im Deutschkurs.

Im Oktober – nach bestandenem Deutschtest und dem Meistern weiterer bürokratischer Hürden – konnte er auf eine volle Stelle wechseln. Das 2016 von Frank Kirschbaum und drei Kollegen gegründete Unternehmen fertigt Regel- und Absperrarmaturen für die Industrie an. „Wir sind sehr zufrieden“, sagen sie über ihren Mitarbeiter, der einer von zehn ist.