Corona-Folgen und damit verbundene Einschränkungen setzen den Wirten in dem Bottroper Ausflugsgebiet zu. Dazu kommt ein durchwachsener Sommer.

Wenn das Wetter gut ist und die Gäste draußen auf der Terrasse sitzen können, dann kämen sie. Diese Erfahrung hat Maurizio Vacca gemacht. Doch ist das Wetter eher durchwachsen oder regnet es gar, ist Vacca in seinem Restaurant Mulino an der Grafenmühle nahezu allein. Zu dem Corona-Lockdown kommt nun also noch ein durchwachsener Sommer.

„Ich habe Stammgäste, die haben mir gesagt, dass ich sie im Moment drinnen nicht sehen werde.“ Zu groß sei bei den Menschen die Sorge, sich in geschlossenen Räumen mit dem Corona-Virus zu infizieren – allen Hygieneregeln zum Trotz. Auch einem leidenschaftlichen Gastronom wie Vacca setzt das zu – und nicht nur finanziell. Im Moment sei es ja nicht einmal möglich, die Tische einzudecken und für Behaglichkeit und Gastlichkeit zu sorgen. „Die Atmosphäre ist dadurch ganz anders“, sagt er. Gleichzeitig müsse man aber dafür sorgen, dass man in dieser Zeit die Dinge trotz allem nicht schleifen lässt. „In dem Fall muss man einfach ein Vollprofi sein und dabei bleiben.“

Wirt beziffert Ausfälle wegen Corona auf 70 Prozent

https://www.waz.de/staedte/bottrop/ausflugsmeile-grafenmuehle-zieht-gaeste-am-vatertag-magisch-an-id229162146.htmlVacca setzt die Situation besonders zu, denn als Restaurant, das hauptsächlich von Speisegästen profitiert, ist das Mulino besonders betroffen. Er beziffert seine Ausfälle auf 60 bis 70 Prozent. Aber so erginge es der gesamten Branche, so sein Eindruck. Und dann bekomme man auch noch mit, dass durchaus renommierte Läden in Düsseldorf oder anderen Städten dichtmachen müssten. „Wenn es zu einer zweiten Welle kommen sollte, weiß ich nicht, welche Gastronomen überhaupt noch einmal wieder aufmachen“, so seine Sorge.

Im Moment seien eben weitaus weniger Menschen unterwegs, gerade auch in einem Ausflugsgebiet wie der Grafenmühle. Es habe Tage, insbesondere Feiertage, mit gutem Wetter gegeben, da sei das Geschäft auch gut gelaufen. Aber es gab eben auch die anderen Tage. Trotzdem sagt Vacca, dass die Reaktion der Regierung auf den Corona-Ausbruch und der Lockdown richtig war. „An erster Stelle steht die Gesundheit.“

Die Tische werden gereinigt, desinfiziert und wieder gereinigt

Auf der Terrasse des Woodpeckers Roadhouse nehmen unter den großen Sonnenschirmen die Gäste Platz.
Auf der Terrasse des Woodpeckers Roadhouse nehmen unter den großen Sonnenschirmen die Gäste Platz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Etwas anders stellt sich die Situation bei Yasin Erbay dar. Als Geschäftsführer der Grafenmühle Gastronomie GmbH ist er verantwortlich für Woodpeckers, Herzblut und den Biergarten in dem Ausflugsgebiet. Dort hat man die Corona-Talsohle inzwischen durchschritten. Der Umsatz liege wieder bei rund 90 Prozent der Vor-Pandemie-Zeit, sagt Erbay. Gleichwohl stünden dem höhere Kosten und auch ein größerer Zeitaufwand gegenüber, um die Hygienevorschriften einhalten zu können. Allein das Abwischen der Tische seien nun drei anstelle von einem Arbeitsgang, gibt Erbay ein Beispiel. Zunächst würden die Tische wie bisher gereinigt, nun folge aber noch eine Desinfektion und eine erneute Reinigung.

Dafür hätten nicht alle Menschen Verständnis. Es gebe immer mal wieder welche, die sich aufregten, warum das nun alles so lange dauert. Auch Verstöße gegen die Maskenpflicht beobachte man von Zeit zu Zeit, wieder andere ärgerten sich darüber, dass sie bei einem Besuch ihre Kontaktdaten hinterlassen müssten. Gastronomen sind aber verpflichtet, diese Daten zu sammeln und vier Wochen aufzubewahren, damit mögliche Infektionsketten zurück verfolgt werden können. Die meisten Gäste wüssten das und hätten auch Verständnis für die vielen Maßnahmen. Bei einigen Unbelehrbaren frage er sich aber durchaus, wo sie die letzten Wochen verbracht hätten, dass sie ein derart unsoziales Verhalten an den Tag legten. „Aber der Großteil verhält sich wirklich vernünftig.“ Aber auch Erbay sorgt sich mit Blick auf eine mögliche zweite Welle und den daraus resultierenden Folgen.

Froh über jede Hilfe

>>> Die Grafenmühle Gastronomie beschäftigt über 30 Festangestellte. Während der ersten Corona-Phase waren sie in Kurzarbeit, man habe aber das Kurzarbeitergeld aufgestockt, so Geschäftsführer Yasin Erbay. Ob so etwas ein zweites Mal gelingen könne, da hat der Gastronom Zweifel.

Zumal in der Beziehung auch die staatliche Soforthilfe ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen sei. „Allerdings sind wir ja froh über jede Hilfe, die wie bekommen. Alles hat dazu beigetragen, dass wir bisher einigermaßen vernünftig überlebt haben.“