Bottrop. Ulrike Hoffmann aus Bottrop hört nach 30 Jahren bei der Feuerwehr in Mülheim auf. Mit ihren männlichen Kollegen ging sie durch dick und dünn.
Ulrike Hoffmann hat sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Die 60-jährige Bottroperin ist nicht irgendeine Frau. Sie war die erste Berufsfeuerwehrfrau in Nordrhein-Westfalen. Ihr Einsatzort während der Dienstzeit: Mülheim.
Alles beginnt bei einem Feuerwehrfest im Stadtteil Königshardt in Oberhausen. Wie das Schicksal es so will, präsentiert sich vor Ort auch die Feuerwehr Mülheim. „Wir stellen Feuerwehrleute ein - Frauen bevorzugt“, lautet die Stellenanzeige auf einem Plakat. Ulrike Hoffmann ist sofort Feuer und Flamme. Die gelernte Kürschnerin sieht in ihrem damaligen Beruf keine Zukunftsperspektive mehr. Also denkt sie nicht lange nach und bewirbt sich als Feuerwehrfrau. Prompt folgt die Einladung zum Einstellungstest. Laufen, schwimmen und Drehleiter hochsteigen stehen unter anderem auf dem Sportplan. Außerdem muss sie eine lebensgroße und schwere Puppe aus einem Keller „retten“.
Sie ist die einzige Frau unter 150 Männern
Die begeisterte Sportlerin meistert schließlich auch die schriftliche Prüfung mit Bravour. Als sie am 1. Juni 1990 mit der Ausbildung beginnt, ist sie die einzige Frau von geschätzten 150 Feuerwehrleuten in Mülheim. Mit ihrem damaligen Chef hat sie einen starken Fürsprecher. Die männlichen Kollegen beäugen sie zunächst mit ein wenig Skepsis. „Zur damaligen Zeit musste man immer einen Tacken besser sein als die Jungs“, sagt sie lächelnd.
Aber die anfängliche Skepsis verfliegt schnell. Sie beißt sich durch in der Männerwelt. Auch wenn die Räumlichkeiten in der alten Feuerwache an der Aktienstraße in Mülheim gar nicht auf eine weibliche Kollegin ausgerichtet sind. Eigene Sanitärräume? Fehlanzeige. „Ich habe mich umgezogen, wo die Putzfrauen sich umgezogen haben“, sagt sie. Gestört hat sie sich selten daran. Andere Zeiten, andere Sitten. Allerdings: Während die Feuerwehrmänner sich damals zu viert einen Schlafraum teilen müssen, hat sie ein Einzelzimmer.
„Ulli“ wird ihr Spitzname
„Ulli“, wie sie liebevoll von Kollegen genannt wird, ist zuletzt an der Feuerwache Heißen. Mit den Dienstjahren steigt sie beruflich auf und macht Karriere. Sie wird Oberfeuerwehrfrau, dann Brandmeisterin, Oberbrandmeisterin und Hauptbrandmeisterin. Und die Prüfung zur Rettungsassistentin legt sie auch erfolgreich ab. Gemeinsam geht sie mit ihren Kollegen in den 30 Jahren durch dick und dünn. Eine ihrer schönsten Erinnerung im Einsatz? Sie durfte bei einer Geburt hautnah dabei sein. Eine schwangere Frau rief den Rettungsdienst, weil ihre Fruchtblase geplatzt war. Letztlich halfen sie und ihre Kollegen der Frau, das Kind in der Wohnung auf die Welt zu bringen.
„Die Kameradschaft werde ich sehr vermissen“, sagt sie. „Im Moment fühlt es sich ein bisschen an wie Urlaub.“ Im Gespräch merkt man ihr an, wie sehr sie ihren Beruf geliebt hat. Ihren letzten Arbeitstag am Sonntag, 28. Juni, wird sie lange in Erinnerung behalten. Vor ihrer Haustür wird sie mit einem Löschfahrzeug abgeholt. Sie ahnt nichts von der Aktion und ist völlig überrascht. Die Kollegen haben auf dem Fahrzeug ein Plakat gespannt mit der Aufschrift „Ullis letzte Fahrt“. Von daheim geht die Fahrt bis zur Wache nach Mülheim. Dort wird es sehr emotional. Die Kollegen stehen Spalier bei ihrer Ankunft und applaudieren zum Abschied.
Ein designter Feuerwehrhelm zum Abschied
Ulrike Hoffmann wurde nicht mit leeren Händen von ihren männlichen Kollegen verabschiedet. Als Geschenk erhielt sie einen Feuerwehrhelm mit ihrem Namen drauf. Außerdem ist auf dem Helm ein mit der Airbrush-Technik aufgesprühtes Löschfahrzeug zu sehen.
Eine Holzplatte dient als Sockel. Dazu ein Schild mit ihrem Namen, Dienststelle und Dienstzeit. Auf dem Sockel ist ein feuerwehrtypisches Strahlrohr montiert. Der Helm kann auf der Spitze des Stahlrohres abgelegt werden.