Bottrop. Gastronomen gehen auch in Coronazeiten mit neuen Ideen an den Start. Bekannte Bottroper Häuser schließen sich zum kreativen Menüreigen zusammen.

An Entwarnung ist bei Bottrops Gastronomen noch längst nicht zu denken. Corona ist immer noch das beherrschende Thema, vor allem natürlich, was Umsatz, Gästezahl und Planungssicherheit angeht. „Jeder Tag ist zurzeit noch wie eine Wundertüte“, beschreibt Claudia Lenko die Situation. 80 Prozent weniger Umsatz im Mai, 50 Prozent weniger im Juni. Sechsstellige Verluste in einem Familienbetrieb. Mit ihrem Mann betreibt sie das Forsthaus Specht, eine echte Bottroper Institution, wie man so schön sagt. Anderen Restaurants ging es ähnlich. Berger, Bahnhof Nord, Overbeckshof oder Große-Wilde. Das das kürzlich bekannt gewordene Aus von Haus Lindemann im Fuhlenbrock hat sie alle geschockt.

Langsam steigt die Zahl der Reservierungen wieder an. Auch für Christoph und Claudia Lenko vom Forsthaus Specht hellt sich die Lage wieder etwas auf.
Langsam steigt die Zahl der Reservierungen wieder an. Auch für Christoph und Claudia Lenko vom Forsthaus Specht hellt sich die Lage wieder etwas auf. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Aber Corona macht auch erfinderisch. Ganz langsam spüren die Inhaber, dass es wieder bergauf geht. Jetzt haben sich diese fünf altbekannten Restaurants der Stadt zu einem eigenen Format zusammengeschlossen: Kulinarischer Tetraeder. Im September bieten sie ein dreigängiges „Tetraeder“-Menü zum ganz fairen Preis an. „Für 99 Euro gibt es einen Gutschein für jeweils ein Menü, bei dem man sich drei der fünf Restaurants aussuchen kann“, sagt Stefan Bertelwick vom Gasthof Berger in Feldhausen.

Auch ein „Dankeschön“ für die Gäste

Es sei auch ein „kleines Dankeschön an unsere Gäste, die uns seit der Wiedereröffnung aber auch schon zuvor die Treue gehalten haben“, so Tina Große-Wilde, Inhaberin des gleichnamigen Traditionshauses auf dem Eigen. „Viele haben sich so gefreut, als wir wieder öffnen durften, dass sie sogar kleine Geschenke vorbeigebracht haben. Das hat uns ermutigt und in der immer noch harten Zeit geholfen“, so Große-Wilde, die auch dem Präsidium des Gaststättenverbands Dehoga Westfalen angehört.

Für feste Gesellschaften darf Tina Große-Wilde (r.) auch die Tische im gleichnamigen Hotel-Restaurant  wieder richtig eindecken.
Für feste Gesellschaften darf Tina Große-Wilde (r.) auch die Tische im gleichnamigen Hotel-Restaurant wieder richtig eindecken. © FUNKE Foto Services

Die Ursprungsidee zu diesem Bottroper Restaurantreigen hatte Stefan Bertelwick schon 2012. „Dann kam aber das regionale Restaurantkarussell auf und die Idee landete wieder in der Schublade“, so der umtriebige Feldhausener. Mit Thorsten Stöcker vom Bahnhof Nord und Tina Große-Wilde sowie den anderen Gastronomen kreierte man nun das „Rezept“ für den „Kulinarischen Tetraeder“.

„Karussell“ ist geschützter Begriff

„Karussell“ dürfen sie es nicht nennen, denn Begriff und Idee sind seither geschützt. „Wir wollten etwas Eigenes in und für Bottrop machen und der Tetraeder steht einfach für die heutige Stadt“, resümiert Bertelwick. „Wir waren sofort angetan und haben mitgemacht“, erinnert sich Forsthaus-Specht-Chefin Claudia Lenko. Und auch die Chefin vom Overbeckshof, Katarzyna Komarek, sei sogleich mit im Tetraeder-Boot gewesen.

Inhaberin Katarzyna Komarek vom Overbeckshof ist natürlich mit Mundschutz unterwegs, wenn sie sich um Gäste kümmert.
Inhaberin Katarzyna Komarek vom Overbeckshof ist natürlich mit Mundschutz unterwegs, wenn sie sich um Gäste kümmert. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Lockerungen der Coronaregeln nehmen alle Restaurantbetreiber erleichtert auf. Dennoch appellieren auch sie immer wieder an die Einhaltung der bestehenden Abstands- und Hygieneregeln. Auch die Gäste beachteten die Regeln fast ausnahmslos. Sie fühlten sich so einfach auch sicherer, berichten Stefan Bertwelwick, Tina Große-Wilde und Claudia Lenko fast übereinstimmend.

Beim zweiten Shutdown würde es eng

Schließlich wünsche sich niemand einen neuen Shutdown. Denn dann würde es auch für diese Traditionslokale sehr eng. „So etwas übersteht man nicht zwei Mal hintereinander“, sagt Tina Große-Wilde. Dank Kurzarbeit haben alle ihre festen Mitarbeiter halten können. Eine zweite Coronawelle bedeutete sicher das Aus für alle - und bestimmt keinen Kulinarischen Tetraeder auf den sich die fünf Häuser freuen.

Fünfter im Bunde des Kulinarischen Tetraeders ist Thorsten Stöcker, Inhaber des Bahnhofs Nord.
Fünfter im Bunde des Kulinarischen Tetraeders ist Thorsten Stöcker, Inhaber des Bahnhofs Nord. © FUNKE FotoServices | Heinrich Jung

Das neue Restaurant-Format „Kulinarischer Tetraeder“ beginnt am 31. August und dauert bis zum 20. September. Die teilnehmenden Speiselokale sind Bahnhof Nord, Forsthaus Specht, Gasthof Berger, Overbeckshof und Restaurant Große-Wilde.

Erweiterung des Formats ist denkbar

Alle bieten in diesem Zeitraum ein Dreigangmenü zum Preis von 33 Euro an. Für 99 Euro gibt es einen Gutschein für das Menü in drei der fünf Restaurants nach Wahl. Die Initiatoren können sich bei Erfolg auch eine Erweiterung des Formats im Stadtgebiet vorstellen. Denn schließlich sei die Innenstadt gastronomisch noch nicht vertreten.