Bottrop/Gelsenkirchen. Die Bottroper Kulturpreisträgerin Angelika Schilling stellt im Gelsenkirchener Industrie-Club aus. Wegen Corona ist die Schau erst jetzt zu sehen.

Nichts bleibt, wie es war: Unter dieses Motto stellte Angelika Schilling ihre Ausstellung, die eigentlich im März im Industrie-Club Friedrich Grillo in Gelsenkirchen eröffnen sollte. Wie aktuell dieses Motto sein würde, konnte die Bottroper Kulturpreisträgerin damals nicht ahnen. Natürlich konnte die Schau mit 31 beeindruckenden Arbeiten aus ihren bekannten Serien Ruhr Art, African Art und Arctic Art wegen der Corona-Pandemie und das allgemeinen Lockdown nicht gezeigt werden.

Angelika Schilling: aus der Serie African Art: eine Himba-Frau mit Kind aus Namibia.
Angelika Schilling: aus der Serie African Art: eine Himba-Frau mit Kind aus Namibia. © Angelika Schilling

Das hat sich seit ein paar tagen aber wieder geändert. Zunächst ist die Ausstellung in der ehemalige Villa im noblen Gelsenkirchener Stadtgartenviertel nach Anmeldung zu besichtigen. Und im Herbst soll, nach Auskunft der Künstlerin, wohl auch die Vernissage nachgeholt werden, zu der sich immerhin OB Bernd Tischler und die Kulturdezernentin der Nachbarstadt angekündigt hatten.

„Nichts bleibt, wie es war“

„Nichts bleibt, wie es war“ trifft dabei nicht nur auf die Coronasituation zu. Angelika Schilling verpackt dabei, wie fast immer in ihren hochästhetischen Bildern, auf den zweiten Blick eine kritische Sichtweise auf Mensch und (Um-)Welt, die dabei nicht immer negativ sein muss. Wenn sie die Bottroper Halden aus ihrer Serie Ruhr Art zeigt, jetzt in Gelsenkirchen vor allem die Halde Haniel, geht es ihr nicht so sehr um Gefährdung oder Zerstörung der Umwelt, sondern viel mehr um die Transformation einer Landschaft, die über anderthalb Jahrhunderte und durch die Arbeit mehrerer Generationen ihre ursprüngliche Gestalt stark verändert hat. Dass zwischenzeitlich der Verkauf der Revier-Halden von der RAG an den RVR besiegelt wurde, zeigt, wie schnell nichts bleibt, wie es war.

Das Thema Klimawandel schwingt immer mit

Was hierzulande auch unter touristischen Gesichtspunkten als eher positiver Wandel zu betrachten ist, nimmt in Schillings Serie African und Arctic Art hinter der künstlerischen Fassade ganz andere, bedrohliche Auswirkungen an. Was der Klimawandel durch die Erderwärmung mit den Eisriesen in Grönland anrichtet, wird deutlich, wenn man die zunächst eher malerisch dahinschwimmenden Eisfragmente betrachtet. „Dass damit aber das Verschwinden einer ganzen Landschaft mit allem was dazugehört und zugleich das Ansteigen des Meeresspiegels einhergeht, schwingt in Arctic Art immer mit“, so Angelika Schilling. Dabei habe sie die jüngsten Umweltschäden in Sibirien durch das Auftauen der einstigen Permafrostböden gar nicht mitgedacht. Dort sacken im nun weichen Boden die Fundamente riesiger Pipelines weg und austretende Öl- oder Benzinmassen verschmutzen ganze Landstriche.

Die Bottroper Fotografin Angelika Schilling in ihrer Werkstatt mit einigen Arbeiten aus der Serie Ruhr Art - hier die Stelen auf der Halde Haniel.
Die Bottroper Fotografin Angelika Schilling in ihrer Werkstatt mit einigen Arbeiten aus der Serie Ruhr Art - hier die Stelen auf der Halde Haniel. © Joachim Kleine-Büning

Auf der anderen Seite der Erde fressen sich Wüstengebiete immer weiter in einst fruchtbare Landstriche. Den zunehmenden Wassermangel erlebte die Künstlerin selbst, als im südlichen Afrika, vor allem in Namibia, unterwegs war. Verwaiste Häuser im Umfeld einer aufgelassenen Diamantenmine wirken auf ihren Bildern zwar malerisch mit ihrem Licht- und Schattenspiel im künstlerischen Schwarz-Weiß. Aber immer geht es der jüngsten Kulturpreisträgerin der Stadt (2019) vor allem um das Leben, dass für viele Bewohner dort durch die Dürre immer schwieriger wird. So erscheint das Bild einer Mutter aus dem Stamm der Himba mit ihrem Kleinkind auf den zweiten Blick weit weniger malerisch.

Übrigens lohnt sich ein Ausflug nach Gelsenkirchen. Der dortige ausgedehnte Stadtgarten liegt quasi im Hinterhof des Industrie-Clubs.

Besichtigung zurzeit nur mit Anmeldung

Die Austellung an der Zeppelinallee 51, 45883 Gelsenkirchen, ist nach vorheriger Absprache zu den Öffnungszeiten des Hauses zu besichtigen. Info: 0209-9450413 oder industrieclub-gelsenkirchen.de. Zu sehen ist Schau bis Ende 2020.