Bottrop. Die Erfahrungen aus der Corona-Krise werden in den Schulen nachhallen. Das wünschen sich Bottroper Schüler und Eltern für die Zukunft.

Nach den Sommerferien sollen die Schulen, bleibt die allgemeine Infektionslage stabil, möglichst wieder in den Regelbetrieb zurückkehren. Doch die Erfahrungen aus der Corona-Krise samt Lernen auf Distanz hallen nach. In den Schulen selbst, aber auch bei Eltern und Schülern in Bottrop.

Forderung nach dem Vorantreiben der Digitalisierung der Bottroper Schulen

Welche Veränderungen sind nötig? Welche wünschenswert? Cherima Kus, Schulpflegschaftsvorsitzende am Vestischen Gymnasium und Mutter von zwei Kindern im Teenager- und im Grundschulalter, kommt nicht umhin, diesen Punkt anzusprechen: „Auf jeden Fall muss die Digitalisierung extrem schnell vorangetrieben werden.“ Das hänge aber auch damit zusammen, dass alle Eltern Möglichkeiten bekommen, Geräte anzuschaffen - damit die Kinder online vernünftig lernen können. Kus denkt dabei an in der Krise versprochene finanzielle Hilfen gerade für bedürftige Familien.

Aus dem Bekanntenkreis hat die Bottroperin erfahren, wie unterschiedlich das Lernen auf Distanz geklappt habe. „Während die einen digital gut arbeiten können, haben andere Probleme.“ Immer wieder höre man von Eltern schulpflichtiger Kinder, dass sie sich bessere Absprachen wünschen, so dass Unterricht und Kontaktmöglichkeiten innerhalb einer Schule einheitlich laufen – „das darf nicht lehrerabhängig sein“.

Kreativität und Flexibilität sollen bleiben

Sie wünscht sich für die Zukunft eine Einheitlichkeit in den genutzten Programmen an den Schulen und Fortbildungsmöglichkeiten für die Lehrer, damit diese einen einheitlichen Wissensstand erreichen. „In der Krise alles mal eben zu stemmen, ist ja auch schwer.“

Auf der anderen Seite seien durch die Schul(teil)schließungen in vielen Bereichen die Kreativität und die Flexibilität gestiegen. „Ich hoffe, dass das hängen bleibt!“

Zudem geht sie davon aus, dass Eltern in der Krise dazu gelernt haben, „wie sie die eigenen Kinder fördern können – und das nicht nur im digitalen Bereich“. Manchen würde vielleicht erst jetzt deutlich, „dass nicht nur die Lehrer alles stemmen können, sondern auch Eltern hier Verantwortung haben.“ Gleichzeitig kann sie sich vorstellen, „dass viele Schüler jetzt gelernt haben, selbstständiger zu arbeiten – weil sie es mussten“. Trotzdem bleibe der direkte Kontakt zum Lehrer wichtig.

Ohne Präsenzunterricht geht es auch in Zukunft nicht

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Am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) hat Schulleiter Tobias Mattheis mit Oberstufenschülern darüber gesprochen, welche positiven Erfahrungen aus der Corona-Schulzeit sie gerne dauerhaft mitnehmen würden. „Sie wünschen sich zum Beispiel, dass das verstärkte selbstständige Arbeiten weiter geht, bei dem sie sich auch ihre Arbeitszeit selbst einteilen können“, berichtet der Schulleiter. Die aktuelle Praxis, Lernstoff digitalisiert auf einer Lernplattform wie Moodle abzulegen und zur Verfügung zu stellen, solle aus Schülersicht auch gerne weitergeführt werden.

HHG-Schülersprecherin Tessa Berghoff (16) bestätigt: Das kam zwar zu Beginn der kompletten Schulschließung im Grunde von heute auf morgen, habe aber gut funktioniert, auch im Kontakt mit den Lehrern. „Im Präsenzunterricht hat man dann gemerkt, dass viel mehr Schüler ihren eigenen Laptop dabei hatten. Zwangsläufig wurde das Digitale voran getrieben.“

Selbstständiges Lernen als gute Vorbereitung auf das Studium

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Die Gymnasiastin stellt sich vor, dass auch in Zukunft zum Beispiel Gruppenarbeiten digital vernetzt stattfinden werden. Sie begrüße diese Entwicklung schon, „sie macht vieles leichter, zum Beispiel kann man über die Lernplattform jederzeit auf Powerpoint-Präsentationen von Lehrern zugreifen.“ Und man könne selbst entscheiden, wann man wie lange lernt. „Das ist vor allem für die Oberstufe eine gute Vorbereitung aufs Studium.“

Das hat aber offenbar eine Kehrseite, wie die 16-Jährige beschreibt: „Was mich daran aufregt, ist, dass Schule dadurch allgegenwärtig ist.“ Der Schlussstrich fehle. Vielleicht könnten im Unterricht oder in einem Workshop Tipps zur Trennung von Schule und Freizeit bzw. zum Zeitmanagement künftig ein Thema sein.

Zudem betont Tessa Berghoff, dass für die Zukunft auch deutlich geworden sei, „dass Präsenzunterricht wichtig ist“. Sie selbst schreibt übrigens auch gerne noch mit der Hand - statt alles in PC-Tastaturen zu tippen.

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