Bottrop. Die Corona-Zwangspause setzt Bottroper Wirten zu. Sie zweifeln, dass vielleicht irgendwann mögliche Öffnungen unter Auflagen Besserung bringen.

So positiv der ehemalige Passmanns-Wirt Reimbern von Wedel-Parlow die Bottroper Gastro-Szene insgesamt bewertet, mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise wird ihm mulmig. "Ich weiß nicht, ob es am Ende der Krise noch alle Betriebe gibt. Ich fürchte, es werden einige auf der Strecke bleiben." Selbstverständlich hoffe er, dass er Unrecht hat, doch er bleibt skeptisch.

Zumal bisher niemand sagen könne, wann und auch wie es weiter geht. Von Wedel-Parlow ist überzeugt, dass auch wenn die Lokale wieder öffnen dürften, noch zahlreiche Auflagen gelten.

Lokale mit weniger Gästen nicht rentabel zu führen

Dasselbe vermutet auch Ramona Fleer vom Hürter. Sie erinnert an die Tage vor der endgültigen Schließung der Gastronomiebetriebe. Da galten eingeschränkte Öffnungszeiten - nur wenige Stunden am Abend - außerdem mussten Tische gerückt werden, um Mindestabstände zwischen den Gästen zu gewährleisten. Damit sank auch die Zahl der Gäste, die in einem Betrieb bewirtet werden können.

Ramona Fleer räumt offen ein, dass sich ein Lokal wie das Hürter unter diesen Umständen nicht rentabel führen lasse. Zudem komme eben bei einem Kneipenbetrieb auch hinzu, dass er ja von der Interaktion und der Kommunikation lebe.

Für den Betrieb wurde unkompliziert Soforthilfe bewilligt

Sie habe zum Glück viele Stammgäste, die Schützen treffen sich regelmäßig bei ihr und sie bekomme auch jetzt viele Anrufe und aufmunternde Wünsche. "Die Leute versichern mir immer, dass sie wieder kommen." Ramona Fleer hofft, dass es dann auch tatsächlich so kommt.

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Denn noch sei ja auch nicht absehbar wie sich Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit auf das Ausgehverhalten auswirke. Aktuell könne sie die zwangsweise verordnete Freizeit allerdings noch genießen. Für den Betrieb hat sie die Soforthilfe bewilligt bekommen, so dass die fixen Kosten gesichert sind.

"Besser zumachen als halbgar wieder zu öffnen"

Auch Ralf Mader vom Cottage teilt diese Einschätzung. Er lebt vielfach auch von Veranstaltungen, Partys und Konzerten im Saal, wann das wieder möglich sein wird, kann er nicht einschätzen. Letztlich sagt aber auch er: "Zumachen ist besser, als halbgar aufmachen."

Auch wenn einige Gäste der Auffassung wären, die Gastronomie doch eingeschränkt wieder zu öffnen, so bittet er, auch die Sicht der Wirte, gerade in den Kneipen zu verstehen. Dahinter stecke nun einmal eine Kalkulation, die sich an der Größe des Ladens und der Zahl der Gäste orientiere.

Tina Große-Wilde vom gleichnamigen Hotel- und Restaurantbetrieb gehört dem Präsidium des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Westfalen an, sie sprach gegenüber der Lokalredaktion angesichts der Corona-Maßnahmen von einem "Rennen gegen die Zeit" für die Gastronomen. "Die Maßnahmen in der Corona-Krise sind ja verständlich. Aber es ist wirtschaftlich an der Grenze zu katastrophal."