Bottrop. In der Kulturkirche eröffnet am Freitag eine Ausstellung mit Wildlife-Fotografie von Paul Schulte. Veranstaltungsauftakt nach der Corona-Pause.

Wildlife-Fotografie bringt dem Betrachter die Wildnis (oder was davon übrig blieb) so nahe, wie kein anderes Medium. Dass es sich dabei um weitaus mehr als eine lockere Tour im Jeep durch die Savanne handelt, bei der man zwischendurch auf den Auslöser drückt, kann Paul Schulte aus Erfahrung bestätigen. Seit gut 40 Jahren bereist der ehemalige Zeitungsfotograf Afrika. Ab Freitag ist ein kleiner Ausschnitt seiner umfangreichen Spurensuche in der Kulturkirche zu sehen.

„Wo der Löwe brüllt“ - der Ausstellungstitel - klingt wie ein Klischee. Bei genauerem Hinsehen zeigt der 1944 in Duisburg geborene Afrika-Freund Szenen und Details, die so nur durch minutiöse Vorbereitung und vor allem mit viel Zeit - und etwas Glück - entstehen konnten.

Belichtungszeit: 4000stel Sekunde

Die trinkende Giraffe, die hochschreckt, so dass ihr das Wasser noch aus dem Maul läuft: Was in Wirklichkeit nur wenige Sekunden dauert, hat Paul Schulte in Kurzbelichtungszeit einer 4000stel Sekunde so festgehalten, das die einzelnen Tropfen in der schwungvollen Linie noch sichtbar sind. Ähnlich kunstvoll in einem Wasserschleier das Krokodil, das gerade einen Wels verspeist oder die hübschen grünen Zwergspinte, eine kleine afrikanische Vogelart, die in Reih und Glied auf einem Halm sitzen und sich in der Morgensonne von den zuweilen eiskalten Nächten erholen, bevor sie zur Nahrungssuche fliegen.

Paul Schulte könnte zu jedem Motiv die passende Geschichte liefern und so die Mitte und den Süden des Kontinents wie ein Buch aufblättern. Auch Erdmännchen kommen beim ihm nicht als putzige Tierchen daher, sondern er zeigt sie mit aufgerissenem Maul und spitzen Zähne als das, was sie sind: Raubtiere. Ebenso, wie der Gepard, dem er fast zwischen Reißzähne zu kriechen scheint.

26 großformatige auf dünne Pappe gezogene Pigmentdrucke sind in Heilig Kreuz zu sehen. „Mehr ging leider nicht, Stellwände dürfen wegen der Coronaregeln noch nicht wieder aufgebaut werden“, bedauert der Fotograf. 50.000 Bilder vom Wildlife in Afrika gehören zu seinem Fundus. 60, dann 50 hatte er ausgewählt, allein das sei ein enormer Aufwand gewesen. Am Ende kam Katrin Reck vom „jungen museum“ dazu. Der prüfende Blick und Tipps einer professionellen Ausstellungsmacherin wirken manchmal Wunder. Und so bedeutet die Reduzierung zugleich eine Fokussierung auf einige Schlüsselwerke jahrzehntelangen Schaffens.

Ältestes Foto entstand 1980

Das älteste Foto dieser Schau stammt von Schultes zweiter Afrika Tour 1980. Es zeigt die eindrucksvollen Gesichtszüge eines Berggorillas in Ruanda. Dass das Original ein Farbbild ist, wird beim näheren Hinsehen deutlich: die Augen sind braun. Damit solche Fotos entstehen konnten, besuchte Schulte sogar ein Verhaltens-Camp, um sich diesen menschenähnlichen Tieren möglichst gefahrlos zu nähern. Wer sich im Dschungel nicht anpasst, kann Pech haben. „So wie ein belgischer Fotografenkollege, der kurz zuvor die Gorillas falsch einschätzte und von einem 200-Kilo Männchen fast zerquetscht und zerbissen wurde“, erinnert sich Paul Schulte, während er „seinem“ Gorilla noch einmal gefahrlos in die Augen blickt.

Vernissage und Öffnungszeiten

Die Eröffnung der Fotoausstellung „Wo der Löwe brüllt“ beginnt am Freitag, 19. Juni, um 18 Uhr in der Kulturkirche Heilig Kreuz, Scharnhölzstraße 37, 46236 Bottrop. Für die musikalische Begleitung sorgt die Sängerin Judy Bailey. Anmeldung per Email wegen der Coronaregeln erforderlich: helmke.dirk@web.de

Zu sehen ist die Schau danach noch bis zum 9. August. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten der denkmalgeschützten Kirche: samstags von 12 bis 14 und sonntags von 14 bis 17 Uhr, sowie nach Vereinbarung. 0171-5454928. Mehr Infos: kulturkirche-heiligkreuz.de