Bottrop. Bottroper Jugendamtselternbeirat schildert Nöte der Kita-Eltern im Spagat zwischen Kinderbetreuung und Arbeit. Ihnen fehlt das Gehör der Politik.
Zur stufenweisen Kita-Öffnung meldet sich der Jugendamtselternbeirat (JAEB) Bottrop zu Wort. „Der O-Ton der Bottroper Eltern, welcher an uns zurückgemeldet wird, besteht zu großen Teilen aus Ängsten, Unverständnis, Überforderungen und Sorgen“, schreibt Stefanie Wilisch (Vorstand).
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„Auch wir vertreten im Großen die Meinung, dass immer mehr vermittelt wird, dass die kleinsten Bürger (und zukünftigen Wähler) der Stadt Bottrop das meiste mittragen müssen.“ Sie dürften ihr stabiles Umfeld nicht mehr sehen; viele hätten nicht den Luxus von Gärten oder auch Geschwistern. „Ihre einzigen altersgerechten Sozialkomponenten bestehen aus Kindergartenfreunden und Nachbarskindern, welche sie, aufgrund der auf Landesebene entschiedene Kontaktsperre, nicht sehen sollten/ konnten“, so Wilisch weiter.
Gerade Kleinkinder können die Situation nicht verstehen
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Für die Kinder in Bottrop bestehe das Umfeld primär aus Eltern, „welche sich nun damit auseinandersetzen müssen, via Homeoffice zu arbeiten und dadurch auch den Kindern sowie ihrer Arbeit daheim nicht dauerhaft gerecht werden zu können. Es werden Kurzarbeit angemeldet, und einige Eltern müssen vieles über Minusstunden, Überstundenabbau, Urlaubstage usw. ausgleichen. Gleichzeitig soll die Bottroper Wirtschaft wieder zur Normalität kehren, was ein falsches Gefühl von Sicherheit gibt und immer mehr Frustration über den Spagat der Eltern.“
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Die Eltern stünden aktuell vor dem Problem, ihren Kindern die nötige Fürsorge und den Halt zu geben und nebenbei den Anforderungen ihrer Arbeitgeber gerecht zu werden zu sollen. Wilisch: „Wir reden hier von Kindern in der Altersklasse von null bis sieben Jahren. Viele der Kinder können diese Situation nicht verstehen und sind überfordert mit der Dauer der Schließung, da einem suggeriert wird, es ist doch langsam alles wieder gut. Spielplätze werden geöffnet, Geschäfte sind geöffnet. Es wird über die Öffnung der Freibäder diskutiert. Wieso sollten wir Eltern und auch unsere Kinder noch verstehen, dass wir es weiter tragen müssen?“, fragt der JAEB.
Die Kinder leiden emotional
Abgesehen von der finanziellen Situation sei es ein Druck für die Eltern, der nicht mehr lange so stattfinden könne. „Kinder, die emotional leiden, ihre Freunde nicht zu sehen, ihre Geburtstage nicht zu feiern, keine Abschlussveranstaltungen zu haben“, so Wilisch. Um die Sorgen und Ängste der Kinder zu begleiten, fehle den Eltern das Gehör, die Wahrnehmung der Nöte und die Beantwortung der Fragen durch die Politik. „Die emotionale und seelische Gesundheit unserer Kinder sehen wir, vor dem Hintergrund der geschilderten Situation, gefährdet.“
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Wilisch schildert einige der häufigsten Elternfragen: Dazu gehört die nach der neuen Eingewöhnung in die Kita. Müssen weinende Kinder auf Distanz getröstet werden? Wie gestaltet sich der Umgang mit Verletzungen während der Betreuungszeit? Was bedeutet für unsere Kinder und uns der eingeschränkte Regelbetrieb? Was ist bei einer erneuten Covid-19-Infektionswelle? Was passiert mit den Gebühren für die nächste Zeit? Warum gibt es für die meisten Branchen und Bereiche einen konkreten Öffnungstermin, aber bei den Kinderbetreuungen bleibt es ungewiss und eher schwammig? Wieso ist Fußball wichtiger als die Erfüllung des Bildungsauftrages des Landes NRW?
Wilisch: „Wir regen auch an, all diese Bedenken mit in die nächsten Kommunalwahlen mit einzubringen. Denn auch die Eltern der Kinder in Betreuungsstätten und Tagespflegen sind die Wähler. Zuletzt haben wir Eltern da eine Stimme.“