Bottrop . Aus Angst vor dem Coronavirus meiden Patienten die Zahnarztpraxen. Die Sorge ist unbegründet, sagt die Zahnärztekammer, und kann krank machen.
Die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe warnt Patienten davor, aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus den Besuch einer Zahnarztpraxis zu lange hinauszuschieben. Die Angst sei unbegründet - und das Abwarten könne zu Folgeschäden führen.
Zahnarzt Thorsten Nuy hat erlebt, was die Angst vor dem Virus mit seinen Patienten macht. Ab Mitte März ist die Patientenzahl in seiner Praxis auf der Kneipenmeile Gladbecker Straße eingebrochen. Deshalb hat er seine Öffnungszeiten praktisch halbiert. „Ich habe natürlich erst mal zurückgefahren“, sagt er. „Wir haben den April abgewartet und beginnen jetzt, unsere Patienten wieder anzusprechen.“ Das hatte auch damit zu tun, dass die Kosten für Desinfektion und Schutzkleidung mit Ausbruch der Krise explodierten.
Warnung vor den Folgen
Nicht nur Thorsten Nuys Patienten haben den Gang zum Zahnarzt hinausgeschoben, registriert die Zahnärztekammer. Die Patientenzahlen seien im Schnitt auf die Hälfte gesunken, einige Praxen melden nur noch 20 Prozent. „Wir Zahnärzte sehen bereits die Folgen“, sagt Kammerpräsident Jost Rieckesmann: „Nicht nur zahnmedizinische Schäden treten über kurz oder lang ein, auch Herzkreislauf-, Nieren- und Lungenerkrankungen sowie Diabetes können unmittelbar negativ beeinflusst werden.“
Nuy wählt seine Worte sorgfältig, bevor er formuliert: „Die Angst vor einer Infektion in unserer Praxis ist unbegründet.“ Schon vor der Coronakrise hätten die Hygienestandards Klinikniveau gehabt. „Wir tragen bei der Behandlung Mund-Nasen-Schutz, Schutzbrille, Visier und OP-Hauben. Alle Oberflächen werden nach jeder Behandlung desinfiziert, alle Instrumente sterilisiert.“ Um die Abstandsregeln einzuhalten, hat Nuy sogar einen zweiten Warteraum eingerichtet, damit die Patienten sich nicht zu nahe kommen. Zudem bittet Nuy seine Patienten, mit Mund-Nasen-Schutz in die Praxis zu kommen.
„Zahnärzte sind Experten in Sachen Hygiene und Patientenschutz“, sagt auch der Kammerpräsident: „Kein Patient muss befürchten, er könne sich beim Zahnarzt mit dem Coronavirus infizieren.“