Bottrop. Feuerwehrchef Kim Heimann bezeichnet die Gefahr von Wald- und Flächenbränden als „fast dramatisch“. Der Förster bittet um „Disziplin“ im Wald.

Gartenbesitzer sehen es täglich mit eigenen Augen. Der Boden ist staubtrocken, das Gras wird schon wieder braun - und das alles Ende April. Auch in den Wäldern und auf größeren Flächen ist die Situation nicht anders. Entsprechend groß die Gefahr von Wald- und Flächenbränden.

Der Graslandfeuerindex, der den Grad der Gefahr eines Flächenbrandes angibt, sei in Bottrop und der Region auf der zweithöchsten Stufe, sagt Feuerwehrchef Kim Heimann. Der Waldbrandindex liege aktuell zwischen drei und vier - fünf ist die höchste Warnstufe.

Feuerwehrchef kann sich an vergleichbare Situation nicht erinnern

Heimann bezeichnet die Situation dann auch als „fast dramatisch“. „Persönlich kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir so früh im Jahr schon einmal eine so hohe Wald- und Grasbrandgefahr hatten.“ Die hohen Wanrstufen kenne man sonst vor allem zum Ende des Sommers, nicht jedoch im Frühling.

Während am Niederrhein an der Grenze zu den Niederlanden schon große Waldbrände ausgebrochen sind, ist die Situation in Bottrop noch verhältnismäßig überschaubar. Aber auch die hiesige Feuerwehr war schon gefordert. Etwa in Grafenwald, dort brannten eine Hütte und der angrenzende Wald. Vor allem aber waren es kleine Flächenbrände an der Polder-, der Bahnhofstraße und in der Welheimer Mark, so Heimann. Dort hätten vor allem Grasflächen gebrannt.

Bisherige Flächenbrände waren in Bottrop schnell zu löschen

„Aber das war alles in dem Ausmaß, dass es mit einem Wagen und dem mitgeführten Wasser zu löschen war“, macht Heimann die Größenordnung deutlich. Also nicht vergleichbar mit dem Ausmaß des Brandes am Niederrhein. Der zeige inzwischen auch Auswirkungen im Regierungsbezirk Münster. So seien Feuerwehrverbände aus der Region zum Niederrhein abkommandiert worden, so Heimann. Als erstes davon betroffen war der Verband bestehend aus Kräften aus Gelsenkirchen und dem Kreis Coesfeld. Bottrop bildet zusammen mit dem Kreis Borken einen Verband, der wurde nicht angefordert, so Heimann.

An vielen Stellen im Wald liegt leicht entzündliches Reisig

Mit Blick auf mögliche Einsätze in so einem Verband sieht Heimann in der aktuellen Pandemie-Phase ein weiteres Risiko für die Einsatzkräfte. Dort kämen sie mit wesentlich mehr Menschen zusammen, und Abstandsregeln einzuhalten sei schwierig im Einsatzgeschehen.

Auch Werner Meemken, Revierförster des RVR für die Kirchheller Heide, beobachtet die vorherrschende Trockenheit mit Sorge. Die Oberfläche des Waldbodens sei schon jetzt sehr trocken. Dazu komme eine besondere Gefahr, „weil wir durch Sturmschäden und den Borkenkäferbefall überall Flächen haben, auf denen viel Reisig liegt, das besonders schnell brennt.“

Bottroper Förster appelliert, das Rauchverbot im Wald zu beachten

Staubtrocken: Förster Werner Meemken mit einer Probe von der Bodenoberfläche.
Staubtrocken: Förster Werner Meemken mit einer Probe von der Bodenoberfläche. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wenn es dann auch noch windig ist, kann die achtlos weggeworfene Zigarettenkippe besonders fatale Folgen haben. „Der Wind facht die letzten Glutreste vielleicht noch einmal an und es kommt zu einem großen Feuer.“ Der Verursache könne dann schon weit weg sein und den Brand noch nicht einmal mit sich in Verbindung bringen.

Deshalb appelliert der Revierförster, das Rauchverbot im Wald auch zu beachten. Immer wieder beobachteten er und seine Kollegen Menschen, die dieses Verbot nicht allzu ernst nehmen. Insbesondere jetzt, wenn in Zeiten von Kontaktverboten und eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten viele Menschen im Wald unterwegs sind.

Aufenthalt in der Natur benötigt trotz allem auch Disziplin

Es sei zwar schön, wenn die Menschen aktuell im Wald unterwegs sind und vielleicht auch in Coronazeiten ihre Liebe zur Natur ein Stück weit wieder entdecken, so Meemken. „Aber es braucht auch ein bisschen Disziplin und Ruhe. Das ist aber vielleicht nicht jedem wirklich bewusst“, so die Mahnung des Försters. Dazu gehöre beispielsweise auch, sich nur auf den offiziellen Wegen zu bewegen.

Neben dem Rauchverbot gibt es weitere Regeln, die im Wald zu beachten sind, um die Brandgefahr so gering wie möglich zu halten. Vieles sei bekannt, doch man müsse es eben immer wieder wiederholen, so Meemkens Erfahrung. So ist auch das Grillen im Wald verboten sowie jede Form von offenem Feuer. Bottroper Feuerwehr besitzt Spezialfahrzeuge für Wald- und Flächenbrände

Gleichzeitig sollten Feld- und Waldzufahrten freigehalten und nicht zugeparkt werden. Im Ernstfall könnten sie wichtige Rettungswege für die Feuerwehr sein, die dann blockiert wären. Unabhängig davon sieht sich die Feuerwehr für den Ernstfall gerüstet, so Kim Heimann. „Wir haben ja im vergangenen Jahr die Spezialfahrzeuge bekommen und auch die entsprechende Ausbildung intensiviert.“