Bottrop. Bottrops OB Tischler hält die Maskenpflicht für richtig. In Schneidereien und Häusern rattern die Nähmaschinen. Auch Firmen spenden Schutzmasken.
Dass sie Mund-und Nasen-Masken vorrätig hat, signalisiert die Glückauf-Apotheke schon in ihren Schaufenstern. FFP 2-Masken eingetroffen, können Kunden auf Computerausdrucken lesen, die an der Gerichtsstraße hinter den Fensterscheiben kleben. Ausgedruckte Fotos zeigen ihnen, wie die Masken aussehen. Vor der Änderungsschneiderei Modern bilden sich sogar Warteschlangen. Fünf bis sieben Leute stehen fast ständig vor dem Laden von Fahrettin Poyaz an der Hochstraße 9. Auch Schneiderin Christina Maniatopoulos lässt in ihrem Laden an der Essener Straße 1 die Nähmaschine in einer Tour rattern. "Unsere Masken sind jetzt sehr gefragt", sagt sie. Schließlich teilte der Corona-Krisenstab ausdrücklich mit: Die Bottroper sind verpflichtet, ab Montag, 27. April, eine Mund- und Nasen-Bedeckung zu tragen. Und: Sie sind auch dazu verpflichtet, sich selbst um die Anschaffung zu kümmern.
Auch Oberbürgermeister Bernd Tischler weist darauf hin, dass die Landesregierung ab Montag die Maskenpflicht ausgerufen habe. Die Verpflichtung zum Tragen einer Mund-und-Nasen-Bedeckung sei ein weiterer Schritt, die Lage zu stabilisieren. Alle Bürger sollen daher beim Einkaufen sowie im öffentlichen Personennahverkehr ihre Nase und ihren Mund bedecken. Das gilt auch, wenn sie Dienstleistungen in Anspruch nehmen oder erbringen. "Ich halte diese Entscheidung für richtig, eine zweite Corona-Welle muss vermieden werden", betont Tischler. Ohnehin seien auch jetzt schon viele Passanten in der Stadt mit Mund-Nasen-Bedeckungen unterwegs. „In den letzten Wochen haben wir hart gearbeitet und mit einer Reihe von Maßnahmen erste Erfolge im Kampf gegen das Coronavirus erzielt“, erklärt der OB. „Wir sind aber noch nicht über den Berg, sondern müssen weiter aufeinander achten", betont er.
Auch Bottroper Ärzte rufen zum Tragen von Mundschutz auf
Die Teams in den Arztpraxen rufen ihre Patienten ohnehin schon länger dazu auf, Mundschutz zu tragen. Nur ein Beispiel dafür ist Borad-Praxis für Nuklearmedizin mit Hauptsitz an der Hochstraße. Das Tragen der Masken soll verhindern, dass das Covid-19-Virus per Tröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen verbreitet wird. Wer Mund und Nase bedecke, dürfe sich aber nicht in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen, mahnt OB Tischler. "Abstand zu anderen Menschen zu halten und die Hygieneregeln zu beachten, bleibt das Wichtigste. Mit unseren Masken schützt man eher andere und nicht sich selbst", betont auch Schneiderin Christina Maniatopulos. Auch sie lasse daher nach wie vor nicht mehr als zwei Kundinnen auf einmal in ihr Geschäft, da möge der Andrang auch noch so groß sein. "Es gibt jetzt natürlich einen Boom. Seit Bekanntwerden der Maskenpflicht ist das so", sagt die Schneiderin.
Sie selbst näht und verkauft ihre Masken aus Baumwollstoff seit Montag dieser Woche. Die Preise liegen je nach Ausführung und Chic zwischen fünf und 15 Euro das Stück. "Die meisten Kunden möchten aber die günstigeren Masken kaufen", sagt Christina Maniatopoulos. Die Änderungsschneiderei Avon Fahrettin Poyaz an der Hochstraße kursiert dagegen schon länger als Tipp, wenn in Bottroper Facebook-Gruppen die Frage aufkommt: Wo kann ich die Masken denn kaufen? Fünf Euro für jedes Exemplar ihrer Wahl zahlten Kunden auch schon vorige Woche bei ihm. Sofort mitnehmen konnten sie die Masken nicht immer. Der Schneider musste sie wegen des großen Interesses oft erst noch nähen. "Da müssen Sie bitte eine Viertelstunde warten", musste er den Käufern immer wieder sagen. Einen Hygiene-Tipp gab er gleich dazu: "Bei 60 Grad waschen und bügeln".
Feuerwehr verteilt Masken an Seniorenheime und Pflegedienste
Auch selbstgenähte Masken lässt der Krisenstab als geeignete Mund- und Nasenbedeckung zu. OB Tischler weist auch auf viele Nachbarschaftsinitiativen hin, die Masken nähen und stiften. Er selbst trägt auch eine Maske, die eine Nachbarin angefertigt habe. Auch Schals, Tücher sowie Multifunktionstücher können die Bürger tragen, um der Maskenpflicht zu genügen. Medizinische Mund-Nasen-Masken und auch filtrierende Halbmasken im FFP2- und FFP3-Standard sollten in erster Linie den Beschäftigten in Pflegeberufen sowie den Mitarbeitern im Rettungsdienst, in Krankenhäusern und Arztpraxen dienen, bittet der Krisenstab um Solidarität. Die Krankenhäuser haben ohnehin auch eigene Bestände. Der Krisenstab betont außerdem, dass die Feuerwehr medizinische Schutzmasken aus ihrem Depot nur an Senioren- und Pflegeheime sowie an Pflegedienste verteilt.
OB Tischler bedankt sich in einer Videobotschaft auch bei den Spendern, die der Stadt nun medizinische Schutzmasken und Desinfektionsmittel zukommen lassen. Das helfe bei der Ausstattung der Feuerwehr, von Seniorenheimen und Pflegediensten. "Für die Verteilung an alle Einwohnerinnen und Einwohner reicht es aber nicht", betonte Tischler. Gerade erst wieder hat aber die Firma Allinvest dem Oberbürgermeister insgesamt 1500 Masken überreicht. Geschäftsführer Said Ucar möchte, dass sie vor allem in den Schulen verteilt werden.