Bottrop. Zwei Wochen nach Eröffnung des Corona-Behandlungszentrums registriert die Stadt Unsicherheit unter Bürgern: Wer soll dahin gehen? Ein Wegweiser.

Seit zwei Wochen betreibt der Bottroper Ärzteverein das Corona-Behandlungszentrum im Saalbau. 30 bis 40 Patienten werden dort inzwischen täglich behandelt. Aber noch immer weiß längst nicht jeder: Wer soll da hingehen? Und was machen die da eigentlich? Gerald Schmitt, Chef des Bottroper Ärztevereins, gibt die Antworten.

Das Behandlungszentrum im Saalbau ist entstanden aus der zentralen Abstrichstelle, in der die Corona-Test vorgenommen wurden und werden. Schrittweise hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe Behandlungszentren aufgebaut mit dem klaren Ziel: Infizierte und möglicherweise infizierte Menschen sollen dort hingehen - und bloß nicht in die Hausarztpraxen.

Gerald Schmitt, Chef des Ärztevereins,  vor dem Eingang zum Corona-Behandlungszentrum im Saalbau.
Gerald Schmitt, Chef des Ärztevereins, vor dem Eingang zum Corona-Behandlungszentrum im Saalbau. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Es gibt drei Wege hierhin“

„Es gibt drei Wege hierhin“, sagt Schmitt am Eingang zum Behandlungszentrum. Im Idealfall hat der Patient mit Symptomen einer fiebrigen Erkrankung der Atemwege seinen Hausarzt angerufen. Der hat die Symptome eingeschätzt und den Patienten weitergeschickt: Komm bloß nicht zu uns, geh ins Behandlungszentrum. Die Überweisung schickt er per Fax in den Saalbau.

Zweiter Fall: Der Patient hat sich bei der städtischen Hotline gemeldet, weil er zum Beispiel als Kontaktperson eines Infizierten unter Quarantäne steht und jetzt selbst Krankheitssymptome bemerkt. Auch in diesem Fall erheben die Hotline-Mitarbeiter telefonisch einen Kurzbefund und schicken ihn per Fax weiter.

Und dann gibt es natürlich noch die Mittwochnachmittage, sagt Schmitt: „Die Arztpraxen sind zu, die Hotline der Stadt ist dauerbesetzt - dann kann der Patient natürlich direkt zu uns zukommen. Das solle aber die Ausnahme bleiben.“

Helfende Hände der Bundeswehr: Soldaten des Aufklärungsbataillons in Ahlen übernehmen die Einweisung.
Helfende Hände der Bundeswehr: Soldaten des Aufklärungsbataillons in Ahlen übernehmen die Einweisung. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bundeswehr „entlastet uns sehr“

Wer dann von der Gerichtsstraße den Parkplatz des Saalbaus betritt, trifft seit Karfreitag auf Soldaten des Aufklärungsbataillons 7 aus Ahlen. „Die Bundeswehr hat früh Kontingente identifiziert, um die Kommunen bei Bedarf zu unterstützen“, sagt Oberstleutnant Uwe Kort, Sprecher des Landeskommandos NRW der Bundeswehr. „Bottrop war die erste Stadt in NRW, die wir mit helfenden Händen unterstützt haben.“ Die Soldaten haben die Einweisung der Patienten übernommen, die vorher städtische Mitarbeiter nach ihrem normalen Dienst getan haben. „Das entlastet uns sehr“, sagt Paul Ketzer, der Chef des städtischen Krisenstabes.

Durch einen nur für sie bestimmten Seiteneingang betreten die Patienten das Behandlungszentrum und landen an der Rezeption, an der sie ihre Versicherungskarte in ein Lesegerät stecken Plexiglas und Schutzanzüge sollen die Mitarbeiter vor Infektionen schützen, während sie die Patientendaten aufnehmen und zum Beispiel Vorerkrankungen abfragen.

An einem Lesegerät für die Versichertenkarte werden die Patientendaten eingelesen.
An einem Lesegerät für die Versichertenkarte werden die Patientendaten eingelesen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Testen oder nicht?

In den eigentlichen Behandlungstrakt in der ehemaligen städtischen Druckerei führt eine Tür. Zwei Behandlungszimmer hat die Stadt mit Messebauelementen dort hochgezogen. Die Ärzte führen darin die Patientengespräche, schauen in den Rachen, messen Temperatur und Sauerstoff-Sättigung. „Und dann entscheiden wir“, sagt Schmitt: „Testen oder nicht?“

Diese Entscheidung treffen die Ärzte auf Basis der Kriterien, die das Robert-Koch-Institut vorgibt. „Wir in Bottrop legen die Kriterien großzügig aus“, sagt Schmitt. Nach dem Motto: Besser ein Test zuviel als einer zuwenig. Das können die Ärzte auch deshalb tun, weil sich die Laborkapazitäten erhöht haben. Außerdem stellen die Ärzte Rezepte und Krankschreibungen aus - oder überweisen im schlimmsten Fall direkt in eine Klinik.

Hier geht’s raus: die Schleuse zum abgetrennten Ausgang.
Hier geht’s raus: die Schleuse zum abgetrennten Ausgang. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Klare Ansage: Bleibt daheim

Durch eine weitere Schleuse werden die Patienten nach einem Test verabschiedet mit drei klaren Ansagen, sagt Schmitt: Geht nach Hause. Bleibt da. Und ruft die städtische Hotline an, sobald das Ergebnis nach zwei bis drei Tagen in der Post ist.

Wenn die Stadt sich schon vorher gemeldet hat, ist aus dem Verdachtsfall ein Infektionsfall geworden. Positive Tests meldet das Labor sofort dem Gesundheitsamt, das ebenfalls sofort die Quarantäne verfügt und über weitere Maßnahmen entscheidet.

Helfende Hände der Bundeswehr

Seit Karfreitag sind die Soldaten des Aufklärungsbataillons 7 aus Ahlen an der Gerichtsstraße in Einsatz. Sie unterstützen zum Beispiel bei der Ankunft, im Wartebereich sowie nach einer Untersuchung beziehungsweise nach einer Testung. Dadurch können auch die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastet werden, die sonst auf freiwilliger Basis im Behandlungszentrum mitgeholfen haben.

Bürger, die sowohl dem Auto, als auch zu Fuß zum Behandlungszentrum kommen, werden bereits im Einfahrtsbereich von den Bundeswehrsoldaten empfangen und eingewiesen. Darüber hinaus stehen sie für mögliche Fragen zum organisatorischen Ablauf zur Verfügung.

Der Einsatz hat nach Erkenntnissen der Stadt bei Bürgern ausländischer Herkunft zu Ängsten und Missverständnissen geführt. Deshalb informiert die Stadt jetzt in mehreren Sprachen über diesen Einsatz: Englisch, Arabisch, Farsi, Türkisch, Französisch und Russisch. Die mehrsprachigen Informationen sind unter www.bottrop.de/coronavirus und der Rubrik „Flyer und Videos zum Coronavirus in verschiedenen Sprachen“ zu finden.