Bottrop. Kantorinnen und Musiker sind zum Beispiel auch beim Projekt „meinwort“ auf Youtube zu hören. Große Auftritte der Chöre zu Ostern fallen aber aus.
Mit dem heutigen Gründonnerstag beginnt der Höhepunkt im Kirchenjahr - Corona hin oder her. Die Christenheit erinnert sich an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte, an dessen Kreuzigung (Karfreitag) und die Auferstehung, die als Sieg über den Tod gefeiert wird. Diese Tage gelten seit Jahrhunderten auch als Herausforderung an die Kirchenmusik und vor allem die Musikerinnen und Musiker. In diesem Jahr der Coronaepidemie ist alles anders. Als vor wenigen Wochen strikte Versammlungsverbote ergingen, stellten sich die Kirchen sofort an die Seite des Staates und sagten nicht nur Gemeindetreffen ab, sondern stellten auch ihre Kernaufgabe ein: die Liturgie, den öffentlichen Gottesdienst. „Vor allem vermisse ich meine Chöre“, gesteht Kantorin Ursula Kirchhoff von St. Cyriakus.
Kirchenmusiker sind auch online präsent
Das hat es selbst im Krieg nicht gegeben, als sich die Gläubigen oft genug in ihren beschädigten oder sogar zerbombten Kirchen versammelten und inbrünstig sangen oder dem kleiner gewordenen Chor lauschten.
Zurzeit sind Gottesdienste nur online, am Fernsehen oder im Radio zu erleben. Von wenigen Mitwirkenden gefeiert, von vielen, aus der Ferne verfolgt. Auch die Bottroper Kirchenmusiker gehen ungewohnte Wege, sind aber keineswegs verstummt oder ganz von der Bildfläche verschwunden. Einige von ihnen sind im ökumenischen Projekt „meinwort“ zu erleben, das die evangelische Gemeinde konfessionsübergreifend täglich um 18 Uhr auf ihrem Youtube-Kanal veröffentlicht. Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Gemeinde, der katholischen Kirche, der alt-katholischen und der freien evangelischen Gemeinde aber auch Oberbürgermeister Bernd Tischler, selbst praktizierender Christ, sprechen dort zum Beispiel über ein über ein Bibelwort, versuchen Trost in einer schwierigen Zeit zu spenden oder positive Denkanstöße zu geben.
Auch die Musiker sind dabei. So stellt Matthias Uphoff, Kantor der evangelischen Martinskirche, einen Passionschoral vor - natürlich aus „seinem“ Instrument, der Orgel. Einen weiteren Beitrag spielte er mit Elisabeth Otzisk, der bekannten Sopranistin und selbst katholische Kirchenmusikerin ein. Auch Ursula Kirchhoff, Kantorin der Propsteipfarre St. Cyriakus, ist an der benachbarten Martinsorgel zu hören.
„Die Chöre fehlen mir, wir hatten so viel bereits geprobt, für Palmsonntag, die Kar- und Ostertage, so wie meine Kolleginnen und Kollegen auch, jetzt bleibt erstmal viel im Notenschrank liegen“, so die Kantorin. Zuweilen ist sie dennoch in der Cyriakuskirche mitten in der Stadt anzutreffen, manchmal auch zu hören.
Kantorin schiebt Wachdienst in der Kirche
„Ich als hauptamtliche Mitarbeiterin beteilige mich an den Wachdiensten, denn die Kirche bleibt ja auch ohne Gottesdienst zu den gewohnten Zeiten täglich geöffnet.“ Die meisten anderen Freiwilligen, die sonst aufpassten, seien ja Rentner und gehörten somit zur Corona-Risikogruppe. Die sei viel stärker besucht als sonst zu den stillen Gebetszeiten. Manchmal nutzt Ursula Kirchhoff die Zeit, um an der Orgel zu üben. Wer Glück hat, kann so ein kleines Konzert hören, wie zuletzt am Samstag zur Marktzeit. „Ich erlebe jetzt aber auch Menschen mit Tränen in den Augen, die fragen, wie sie jetzt Ostern feiern sollten“, so die Musikerin.
An den Kar- und Ostertagen bleiben nicht nur St. Cyriakus und die Martinskirche geöffnet. Auch viele andere Gotteshäuser haben außerordentliche Öffnungszeiten oder kurze Angebote (siehe Bericht auf dieser Seite) für die Gläubigen - alles natürlich entsprechend der Corona-Regeln.