Die Premiere des Brabus Pick-Ups auf dem Genfer Autosalon musste ausfallen. Trotzdem ist die Produktion für das komplette Jahr bereits verkauft.

Wenn der Bottroper Automobiltuner Brabus ein neues Modell entwickelt, folgt in der Regel eine standesgemäße Weltpremiere - meist auf einer Automesse irgendwo auf der Welt. So sah auch der Plan für den neuen Brabus Adventure XLP aus, ein luxuriöser Pick-up auf Basis der Mercedes G-Klasse. Doch obwohl das Coronavirus diesen Plan durchkreuzte, ist das neueste Produkt der Bottroper Firma schon jetzt ein Erfolg.

Weil sich die Absage dieser ersten großen Messe des Jahres schon abzeichnete, hatten sich die Bottroper darauf bereits eingestellt. Sprecher Sven Gramm: "Wir haben uns extra beeilt, um den Wagen früher fertig zu stellen, damit wir hier gleich auch ein Fotoshooting absolvieren konnten." Und anstatt dann, wie sonst üblich, mit der öffentlichen Vorstellung bis zum Messebeginn zu warten, habe man die entsprechenden Informationen zum Auto bereits am Mittwoch vorher bekannt gegeben.

Produktion für dieses Modell ist für dieses Jahr ausgelastet

Damit hat Brabus die Premiere des riesigen Geländewagens quasi ins Internet und in die Presse verlegt. Sowohl über Zeitungen und Zeitschriften als auch über eigene Kanäle habe man die Infos zum neuesten Produkt verbreitet, so Gramm. Augenscheinlich mit Erfolg. Denn als am Freitag, 28. Februar, die endgültige Absage der Messe eintrudelte, waren bereits elf Wagen verkauft.

Inzwischen, so Gramm, seien sogar schon 15 Autos dieses Typs verkauft. "Damit ist die Produktion für dieses Modell in diesem Jahr ausgelastet", verkündet der Brabus-Sprecher. Dass es so gut funktioniert hat, habe aber selbstverständlich auch damit zu tun, dass der Verkauf sofort informiert wurde und seine Kontakte genutzt hat. "Wir haben zum Glück viele Kunden, die uns kennen und uns vertrauen, die kaufen solche Produkte auch schon mal blind", freut sich Sven Gramm.

Für den neuen Pick-up aus Bottrop müssen Kunden tief in die Tasche greifen

Tatsächlich kommt es immer mal wieder vor, dass Brabus-Produkte schon vor der eigentlichen Präsentation verkauft sind. So beispielsweise auch die Yacht, die Brabus mit seinem finnischen Partner Axopar entwickelt und im Herbst auf der Boot in Düsseldorf vorgestellt hat. Das dort enthüllte Exemplar war längst verkauft, der Besitzer hat sein Schiff auch erst auf der Messe gesehen. Rund eine halbe Million Euro musste er dafür zahlen. Ein großer Erfolg für Brabus, wie auch Geschäftsführer Constantin Buschmann einräumte: „Wenn ein Kunde so ein Produkt blind kauft, weil er uns als Unternehmen und Marke so vertraut, ist es der größte Erfolg.“

Auch für den Pick-up müssen die Kunden tief in die Tasche greifen. Ein Adventure 800 XLP der ersten Auflage kostet 685.000 Euro, für das Einsteigermodell werden immer noch 463.900 Euro fällig. Dafür erhält der Kunde aber auch einen aufwändigen Umbau. Denn um die Ladefläche zu montieren und gleichzeitig die Größe des Innenraums beizubehalten, mussten die Brabus-Ingenieure den Radstand verlängern.

Bottroper Ingenieure verlängern Radstand und entwickeln Einzelradaufhängung

Dazu entwickelten sie eine Einzelradaufhängung für den Wagen. Nun gibt es den Pick-up wahlweise mit 700 oder 800 PS. Die Höchstgeschwindigkeit ist allerdings abgeriegelt auf 210 Stundenkilometer - mehr halten die Reifen nicht aus. Und damit der Besitzer in den hohen Wagen bequem einsteigen kann, klappen automatisch spezielle, elektrisch ausfahrende Trittstufen aus.

Neben dem Genfer Salon war eigentlich auch ein Auftritt der Klassiksparte auf der Techno Classica in der Nachbarstadt Essen geplant. Doch die Messe wurde inzwischen auf August geschoben. Auch ein geplanter Messeauftritt in München sei Corona zum Opfer gefallen. Gramm: "Im Juni ist eine Show in Monaco geplant, bisher geht der Veranstalter noch davon aus, dass sie stattfindet, doch ich bin mir da nicht sicher."

Auch die Techno Classica in Essen findet nicht wie geplant statt

Die Besonderheit bei der Absage in Genf war jedoch, dass der Messestand schon nahezu aufgebaut war. "Ein Lkw stand noch an der Grenze, ein anderer stand zum Abladen parat." Stattdessen dann das Kommando zurück. Der Messetrupp musste alles wieder abbauen, verpacken und zurück reisen. Dadurch seien zunächst einmal auch Kosten entstanden, so Gramm.

Unabhängig davon aber sei die Auftragslage gut. Nicht nur beim neuen Pick-up, auch bei anderen Modellen sei die Produktion teils übers Jahr hinaus ausgebucht. "Vor dem Hintergrund müssen wir uns also keine Sorgen machen", sagt der Brabus-Sprecher. Allerdings merke man nun durchaus, dass es angesichts von Corona nun ruhiger werde.

Die Produktion im Bottroper Werk aber laufe zunächst einmal normal. "Wir haben den Reinigungsturnus erhöht, achten auf die Hygienebestimmungen, haben den Abstand zwischen den Kollegen vergrößert und prüfen, welche Arbeiten auch von zu Hause möglich sind", schildert Gramm die aktuelle Entwicklung. Aktuell gebe es auch noch keinen Engpass bei den Teilen. "Aber da müssen wir auch abwarten, wie es sich entwickelt, zumal Mercedes ja angekündigt hat, die Produktion einzustellen." Doch bis man das am Markt wirklich merke, werde einige Zeit vergehen.