Bottrop. Schulen und Kitas in Bottrop sind seit Montag geschlossen. Nur vereinzelt werden Kinder betreut. So sah es in Schulen und Kitas aus.

Acht Kinder sind am Montag in der Droste-Hülshoff-Schule. Alle anderen Kinder werden bereits am ersten Taq der Schulschließung anderweitig betreut. Bis zum Mittwoch müssen die Eltern die Betreuungsfrage endgültig geklärt haben. Von dem Tag an werden in den Schulen und Kitas nur noch Kinder betreut, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten und die Betreuung nicht anders organisieren können.

Schulleiter Christoph Mewes von der Droste-Hülshoff-Grundschule.
Schulleiter Christoph Mewes von der Droste-Hülshoff-Grundschule. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Schulleiter Christoph Mewes rechnet damit, dass er und seine Kolleginnen von Mittwoch an noch fünf Kinder beaufsichtigen müssen. „Die Eltern müssen jetzt erst einmal die entsprechende Bescheinigung ihres Arbeitgebers besorgen und sie uns dann vorlegen.“ Allerdings kenne die Schule ja die Berufe der Eltern und könne daher recht gut einschätzen, wie der Betreuungsbedarf ab Mittwoch aussieht.

In der Bottroper Grundschule gelten strenge Regeln

Zumindest gelten – schon am Montag – strikte Regeln. Die acht Kinder sind in zwei Gruppen aufgeteilt, dürfen auch nur getrennt nach draußen und es wird an der Tür penibel notiert, wer ein Kind bringt oder abholt. Nur so ist im Zweifel eine Infektionskette nachvollziehbar.

Den Sonntag hat Mewes – wie viele seiner Kollegen – im Büro verbracht, um alles zu organisieren. Schließlich geht es darum, die Betreuung der Kinder zu organisieren, die weiterhin zur Schule kommen dürfen. „Bis mittags übernehmen wir Lehrer die Betreuung, dann übernehmen die Kollegen der OGS“, erklärt Mewes. Die Leiter der Grundschulen in der Stadt hätten sich eng abgestimmt, so dass die Regelungen überall zumindest ähnlich ausfallen.

Schüler bearbeiten Aufgaben zu Hause

Dazu gehört auch, dass die Schüler zu Hause Aufgaben bearbeiten sollen. Per Mail oder Smartphone werden die Aufgaben verteilt. Wobei es sich dabei vor allem um Vertiefungs- und Wiederholungsarbeiten handele. Denn neuen Stoff könne man den Kindern auf diese Weise nicht vermitteln, stellt der Schulleiter klar. Damit werde sich der Lehrplan verzögern, aber: „Der Bildungserfolg und die zukünftigen Karrierewege hängen nun nicht an diesen Wochen“, sagt Mewes.

Die drei Schüler in der Betreuung am Josef-Albers-Gymnasium unterhalten sich mit kreativen Spielen.
Die drei Schüler in der Betreuung am Josef-Albers-Gymnasium unterhalten sich mit kreativen Spielen. © Thomas Gödde

Auch der Aushang am Eingang zum Josef-Albers-Gymnasium (JAG) ist eindeutig: „Personen, die sich in der Schule aufhalten bitten wir, sich im Sekretariat zu melden und sich in die ausliegende Liste einzutragen.“ Eine Vorsichtsmaßnahme, um im Fall der Fälle mögliche Kontaktpersonen erreichen zu können.

Noch ist das aber nicht nötig, sagt Schulleiter Ingo Scherbaum am Montagmorgen: „Mir ist derzeit nicht bekannt, dass wir in der Schülerschaft einen bestätigten Corona-Fall hätten.“ Er setzt zusammen mit seiner Stellvertreterin Ursula Engel auf ein sicheres Krisenmanagement. „Die Situation ist einmalig – aber wir werden sie stemmen.“

Alle Besucher tragen sich am JAG in Listen ein

In die besagten Listen haben sich an diesem Morgen zum Beispiel Schüler eingetragen, die noch Unterlagen aus ihren Fächern abholen. Die meisten der insgesamt gut 1350 Schüler hätten ihre Bücher aber schon am Freitag mit nach Hause genommen. Nur drei junge Leute sind tatsächlich da, weil die Eltern für sie eine Betreuung suchten.

Im Raum der Mittagsbetreuung haben es sich die beiden Mädchen aus der 6b und der Junge aus der 5a gemütlich gemacht, sind vertieft in ein Kreativspiel aus Wörtern und Zeichnungen. Wie geht’s ihnen mit der Situation? „Ich finde es hier cool“, sagt der Fünftklässler. Und eins der Mädchen ergänzt: „Ich dachte, das wird langweilig.“ Ist es aber ganz offenbar nicht.

Scherbaum geht nicht davon aus, dass es in den kommenenden Tagen signifikant mehr Kinder von Eltern zu betreuen gilt, die in Schlüssel-Berufen arbeiten. „Aber wir müssen vorbereitet sein.“ Aus dem Kollegium (105 Lehrer und Referendare insgesamt) hätten sich einige Lehrer freiwillige gemeldet, Betreuungsaufgaben in der Schule zu übernehmen. „Das entspricht genau dem Solidaritätsgedanken, der gerade so viel thematisiert wird“, meint Engel.

Gymnasiasten lernen über eine digitale Plattform

JAG-Schulleiter Ingo Scherbaum und seine Stellvertreterin Ursula Engel stellen das digitale Lernsystem vor, welches es Schülern ermöglicht, zu Hause für den Unterricht zu arbeiten.
JAG-Schulleiter Ingo Scherbaum und seine Stellvertreterin Ursula Engel stellen das digitale Lernsystem vor, welches es Schülern ermöglicht, zu Hause für den Unterricht zu arbeiten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ansonsten wird in den kommenden Wochen am JAG sehr viel digital laufen: Die Kommunikation mit den Eltern (über Homepage, Newsletter, das digitale schwarze Brett), der Lehrer untereinander (über datenschutzkonforme Schulcouds) und ganz wichtig: die Versorgung der Schüler mit Aufgaben.

Das JAG ist in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt und bereits erfahren in der Nutzung der Online-Tafel Padlet. Jetzt stellen die Pädagogen in einen internen Bereich auf der JAG-Homepage für die Klassen und Fächer Aufgaben und Lernvideos ein. Auch die Kommunikation mit dem Lehrer, etwa um Fragen zu klären, ist möglich. Zudem, so Scherbaum: „Der Schulträger hat uns Microsoft Office Team Lizenzen für alle Schüler ermöglicht. Darüber können sie auch digital zusammenarbeiten.“

Das Ganze setzt ohne Frage voraus, dass die Schüler daheim technisch gut ausgestattet sind. Das sei beim Großteil auch so, sagt der Schulleiter. Falls aber ein JAG-Schüler da Unterstützung braucht, solle er sich melden: „Wir haben noch Geräte hier.“

Nur wenige Eltern bringen Kinder zur Kita

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Kitas dürfen seit Montag nicht mehr betreten werden. Außer von Familien, die in so genannten systemrelevanten Berufen arbeiten und keine andere Unterbringungsmöglichkeit für den Nachwuchs haben. Trotzdem, erzählt die Fachbereichsleiterin bei der evangelischen Kirche Stefanie Reich, seien am Morgen in einer Einrichtung Kinder ohne Berechtigung aufgetaucht. „Die Eltern haben gemeint, sie könnten es ja mal versuchen“, sagt Stefanie Reich.

Doch das war eine Ausnahme: Insgesamt reagierten die Familien verständnisvoll. „Es gab Sonntag schon viele Kontakte zu Eltern“, berichtet Reich. Im Kita-Bereich seien die Berufe der Eltern bekannt, das mache die Organisation einfacher. In viele evangelische Einrichtungen sei gar kein Kind gebracht worden, zur Altstadt-Kita mit normalerweise sechs Gruppen sei am Montag ein Kind gekommen, Dienstag werden vier erwartet.

Kita-Mitarbeiter sollen ab nächster Woche in kleinen Teams arbeiten

Für Verunsicherung sorge indes ein neuer Erlass, der Leute aus dem Lebensmittelbereich zu den systemrelevanten Berufsgruppen zähle. „Das führt zu großer Unsicherheit, weil sich damit der Personenkreis erhöht“, so Reich.

Die Kita-Mitarbeiter dürfen ihre eigenen Kinder nicht mitbringen, das sei klar geregelt. In dieser Woche gilt für sie noch Anwesenheitspflicht (außer bei Urlaub bzw. Krankheit). „Ab nächster Woche werden wir in kleinen Teams arbeiten und Mitarbeiter in die Reserve schicken.“

Formular im Internet

Eltern, die in einem systemrelevanten Beruf arbeiten, können ihre Kinder weiterhin betreuen lassen – sowohl in der Kita als auch in der Schule (bis Klasse sechs). Dafür müssen sie allerdings eine Bescheinigung des Arbeitgebers vorlegen.

Das entsprechende Formular bietet die Stadt zum Download an: bottrop.de/soziales/gesundheit/infos-zum-coronavirus.