Bottrop. OB Tischler ist überzeugt: Im Kampf gegen das Coronavirus handeln alle Beteiligten mit Augenmaß. Bezirksregierung meldet fünf Verdachtsfälle
Stand Freitag, 15 Uhr: Es gibt in Bottrop keinen nachgewiesenen Fall einer Corona-Erkrankung. Die Aussage fällt auf einer Pressekonferenz im Rathaus, zu der Oberbürgermeister Bernd Tischler eingeladen hat. Am Abend bestätigt die Bezirksregierung Münster: „0 Infektionen, 5 Verdachtsfälle“.
Tischler stellt klar: Zwar hätten die Anrufe von besorgten Bürgern bei der Gesundheitsbehörde zugenommen, aber niemand in der Stadtverwaltung denkt zurzeit an eine Schließung von Schulen oder die Absage von Veranstaltungen.
Wie die Behörde zurzeit vorgeht
Gesundheitsdezernent Willi Loeven und die Vize-Chefin des Gesundheitsamtes, Dr. Claudia Postberg-Flesch, machen noch einmal deutlich, wie sie auf Menschen reagieren, die einen Verdachtsfall für sich oder andere äußern. „Wir gehen bei den Personen der Frage nach, ob es Kontakte mit Menschen gab, die an dem Coronavirus erkrankt sind oder ob sie sich in Regionen mit vermehrten Krankheitsfällen wie etwa Norditalien aufgehalten haben“, sagt Loeven. Wenn das der Fall ist, werden die Betroffenen aufgefordert, zuhause zu bleiben. Zugleich wird das genannte Umfeld kontaktiert. „Wir rufen dann jeden Tag an“, sagt Postberg-Flesch, „und im Fall von Coronavirus-Symptomen wird ein Abstrich angeordnet.“ Ist das Ergebnis positiv, folgen weitere Maßnahmen.
Immer wieder werden Stimmen laut, die eine Reihenuntersuchung der Bevölkerung fordern. Doch die Medizinerin hält davon nichts: „Eine ungerichtete Diagnostik macht keinen Sinn. Davon abgesehen, dass unser System das gar nicht leisten könnte, wäre es auch nur eine Momentaufnahme, die am nächsten Tag schon wieder überholt ist“, sagt Postberg-Flesch. Es könne also nur um Maßnahmen in einem begründeten Verdachtsfall gehen. Hinzu komme, dass die Gefahr, sich in überfüllten Wartezimmern anzustecken, viel zu groß sei.
Einige Hausärzten ist die Schutzausrüstung ausgegangen
Aus diesem Grund sollten Menschen, die befürchten, an dem Virus erkrankt zu sein, auch nicht persönlich den Hausarzt aufsuchen, sondern zuvor ihn oder das Gesundheitsamt zuvor anrufen.
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Die meisten Hausärzte in der Stadt stehen diesem Untersuchungssystem zur Verfügung und arbeiten eng mit dem Gesundheitsamt zusammen. Einige besitzen jedoch nicht mehr die erforderliche Schutz- und Hygieneausrüstung. „Es ist richtig, wenn sich diese Arztpraxen aus der Diagnose herausnehmen, denn niemandem nützen infizierte Ärzte und eine geschlossene Praxis“, sagt Postberg-Flesch. Zum Glück habe man in Bottrop zwei Krankenhäuser, die sich ausgesprochen kooperativ zeigten.
Material soll in Kürze wieder geliefert werden
Das Thema Schutz- und Hygieneausstattung war gerade erst Gegenstand einer Stadtkonferenz mit Vertretern von Krankenhäusern, Feuerwehren, Verwaltung und Gesundheitsverbänden. Loeven: „Dabei wurde von erheblichen Engpässen berichtet. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir in Kürze wieder Material bekommen.“
In der gegenwärtigen Grippe- und Erkältungszeit könne es entlastend sein, wenn sich erkrankte Bürger so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit aufhielten. „Wer immer kann, sollte sich von Arbeit und Schule frei halten“, rät der Gesundheitsdezernent.
Bernd Tischler als oberster Verwaltungschef spricht allen Beteiligten im Bottroper Gesundheitssystem seinen Dank für die bisherige gute Zusammenarbeit aus. „Es wird mit Augenmaß gehandelt.“
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