Bottrop. Bottroper Büros, Läden, Stadtverwaltung und Krankenhäuser weisen auf nötigen Verzicht hin. Ärztesprecher ist in Sorge, weil Schutzkleidung fehlt.
Die Diskussion um das Corona-Virus ist längst im Alltag von Bottrop angekommen. Erste Auswirkungen sind zu spüren. Die Schulleitung des Heinrich-Heine-Gymnasiums hat sich schweren Herzens entschieden, die bevorstehende Skifahrt der Jahrgangsstufe 7 nach Meransen in Südtirol abzusagen. Wie Schulleiter Tobias Mattheis berichtet, seien am vergangenen Wochenende zahlreiche E-Mails von Eltern eingegangen.
„Es gab viele, die ihre Bedenken geäußert haben“, sagt Mattheis. Auf der anderen Seite hätten viele Eltern den Wunsch geäußert, die Fahrt stattfinden zu lassen. Letztendlich folgte die Absage. Die Schulleitung informierte die Eltern und erläuterte die Beweggründe. Das Erkrankungsrisiko sei in Meransen sicherlich nicht höher, so der Schulleiter in dem Schreiben. Allerdings könne man auch die Bedenken einiger Eltern verstehen, die Sorge vor einer möglichen Quarantänesituation vor Ort haben.
Schüler sind enttäuscht über Absage
Das Risiko sei nicht unerheblich, da bei einer Fahrt mit 60 Kindern fast immer auch grippale Infekte auftreten. Bei der derzeitigen Paniklage sei schwer einzuschätzen, wie dann vor Ort reagiert wird. „Ich bin selbst begeisterter Skifahrer“, so der Schulleiter. Umso mehr hat er Verständnis für die Enttäuschung der Schüler. „Wir werden prüfen, ob es sich realisieren lässt, die Fahrt nachzuholen.“
Dagegen sollen am Berufskolleg laut Schulleiter Guido Tewes die Klassenfahrten ins Skigebiet nach Seefeld in Österreich wie geplant stattfinden. Aufgrund der Größe, nämlich 2100 Schüler besuchen das Berufskolleg, und dem damit verbundenen Risiko einer möglichen Corona-Erkrankung wurden vorsichtshalber Maßnahmen getroffen. „Achtet vermehrt darauf, euch die Hände zu waschen“. Diesen Satz hat Tewes den Schülern ans Herz gelegt. Und die Bitte scheint zu wirken. Tewes hat festgestellt: „Der Verbrauch von Seife und Papierhandtüchern ist nach oben gesprungen.“
Zahlreiche Plakate sind aufgehängt
Unterdessen wird in der Stadtverwaltung bis auf Weiteres auf das Händeschütteln verzichtet. „Wir sind nicht unhöflich, sondern umsichtig“, so steht es auf Plakaten, die im Rathaus und in Ämtern aufgehängt wurden. Wie Stadtsprecher Andreas Pläsken mitteilt, sind alle Mitarbeiter über das hauseigene Intranet informiert worden. Darin wird ihnen nahegelegt, sich ständig die Hände mit Seife und lauwarmem Wasser zu waschen. Und diejenigen Mitarbeiter, die häufig in Bürgerkontakt kommen, sollen ein bis zwei Meter Abstand halten. „Das ist kein Zeichen der Unhöflichkeit, sondern des gegenseitigen Schutzes“, erklärt Andreas Pläsken.
Auch interessant
Das Knappschaftskrankenhaus hat ebenfalls Maßnahmen getroffen. Eine händische Begrüßung ist vorerst tabu. „Wir verzichten auf das Händeschütteln und schenken Ihnen ein Lächeln“, ist auf Plakaten zu lesen. „Zusätzlich sind die Mitarbeiter in einer Rundmail informiert worden“, erklärt Anja Ernsting, Leiterin der Unternehmenskommunikation. Aufgrund der aktuellen Situation möchte man unnötige Übertragungswege von Viren verhindern. Außerdem wird darum gebeten, die Besuche im Knappschaftskrankenhaus zum Schutze der Patienten einzuschränken. Vor dem Hintergrund einer möglichen Erkrankung durch das Corona-Virus haben die Ärzte in der Notfallambulanz in den zurückliegenden Tagen jedoch kein erhöhtes Aufkommen verzeichnet.
Die Schutzkleidung ist ausverkauft
„Es ist deutlich mehr los“, sagt Ärztesprecher, Dr. Christoph Giepen, über die aktuelle Situation in den Bottroper Praxen. Allerdings liege dies weniger an Corona-Verdachtsfällen, sondern an der „noch laufenden Erkältungswelle“. Seine Ärztekollegen hätten in ihren Praxen zahlreiche Plakate mit Infos und Hinweisen zum Virus aufgehängt.
Einige haben zudem ihre Internetseite zu dem Thema aktualisiert. Die breite und informative Berichterstattung der letzten Tage scheint erfolgreich Früchte zu tragen. Eines sehen die Bottroper Ärzte jedoch mit Sorge. „Es gibt nicht genügend Schutzausstattung“, sagt deren Sprecher. Dazu zählen unter anderem Schutzmasken und Anzüge. Wenn er und seine Kollegen bei Großhändlern für Medizinprodukte anrufen, erhalten sie immer die gleiche Antwort: alles ausverkauft. Sollten Ernstfälle auftreten, würden die Feuerwehr und das Gesundheitsamt den Arztpraxen vorerst mit Material aushelfen, sagt Giepen.
Selbsthilfegruppe sagt Veranstaltung ab
Die Bottroper Selbsthilfegruppe Prostataerkrankungen hat ihre Veranstaltung am Montag, 9. März, um 18 Uhr im Knappschaftskrankenhaus abgesagt. Die Absage dient als Vorsichtsmaßnahme. Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Vorerkrankungen sind generell sehr anfällig für Infektionen wie zum Beispiel dem Corona-Virus.
Der Vortrag zum Thema „Chemotherapie“ soll zu einem späteren Termin nachgeholt werden.