Bottrop. Die Schadstoffbelastung von Gemüse im Bottroper Süden ist stark gestiegen. Das tut die Stadt jetzt, um die Anwohner vor dem Verzehr zu warnen.

Die Belastung von Gemüse im Bottroper Süden mit krebserregenden Stoffen ist teils drastisch gestiegen. Anwohner aus dem Bottroper Süden sollten Gemüse aus den eigenen Gärten nicht essen, verstärkt Oberbürgermeister Bernd Tischler seine seit fast einem Jahr gültige Warnung. Die Ergebnisse der neuen Schadstoffmessungen seien katastrophal ausgefallen, fassen Verwaltungsmitarbeiter die jüngste Untersuchung des Landesumweltamtes zusammen. Teils hätten sich die Schadstoffwerte an dem zu Testzwecken aufgestellten Gemüse sogar mehr als verdoppelt.

Bottrops Umweltdezernent Klaus Müller machte klar, dass die krebserregenden Schadstoffe, für deren Ausstoß die Behörden die Kokerei Prosper verantwortlich machen, über die Luft übertragen werden und dann an den Gemüseblättern haften bleiben. „Über Böden, Wasser und Grundwasser kommt niemand damit in Kontakt“, sagte er. Das hätten entsprechende Untersuchungen in Bottrop gezeigt. Menschen nehmen diese Schadstoffe hauptsächlich „über die Nahrung“ zu sich, unterstützte auch die Vertreterin der Bezirksregierung Münster daher die erneute Verzehrwarnung.

Bürger können sich über die Hotline 02014/704050 informieren

Informierten über die Schadstoffbelastungen im Bottroper Süden: Umweltdezernent Klaus Müller, OB Bernd Tischler, Wilhelm Osterholt und Christel Wies, Vertreter der Bezirksregierung in Münster. (von links)
Informierten über die Schadstoffbelastungen im Bottroper Süden: Umweltdezernent Klaus Müller, OB Bernd Tischler, Wilhelm Osterholt und Christel Wies, Vertreter der Bezirksregierung in Münster. (von links) © Funke Foto Services | Thomas Gödde

Anwohner im Bottroper Süden können sich telefonisch unter der Hotline 02041/704050 über die erneute Verzehrwarnung informieren lassen. Auch auf ihrer Internetseite www.bottrop.de/pak-messungen beantwortet die Verwaltung weiterhin eine ganze Reihe von Fragen über die Schadstoffbelastung in Welheim, in der Welheimer Mark, in Batenbrock und in der Boy. Umweltdezernent Müller kündigte außerdem an, dass die Stadt an die Haushalte im Bottroper Süden aktualisierte Faltblätter mit Informationen über die Verzehrwarnungen verteilen lassen wird. Auf die neuen Faltblätter sollen auch wieder QR-Codes gedruckt sein, über die Auskünfte außer in deutscher auch in türkischer und arabischer Sprache zu erhalten sind.

Die Faltblätter enthalten Angaben zu den Gemüsesorten, die Anwohner jetzt nicht in ihren Gärten anbauen und später essen sollten. Dazu gehören zum Beispiel Grünkohl, Mangold, Spinat, Pflücksalat, Feldsalat, Rucola, Rübstiel, Staudensellerie, Löwenzahn und Kräuter. Dieses Gemüse und Obst wiederum sollte nach jetzigem Stand vor dem Verzehr gewaschen oder geschält werden: Blattsalat, Weißkohl, Rotkohl, Blumenkohl, Zwiebeln, Rote Beete, Radieschen, Kohlrabi, Gurken, Kürbisse, Auberginen, Paprika, Tomaten, Zucchini sowie Äpfel, Birnen, Kirschen, Erdbeeren und Himbeeren.

Sprechstunden in Quartierbüros und ein Runder Bürgertisch im Rathaus

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Der Umweltdezernent kündigte auch an, dass für die Bürger Sprechstunden in den Quartiersbüros im Bottroper Süden eingerichtet werden. Die genauen Zeiten stehen allerdings noch nicht fest. „Auch ein Runder Tisch ist in Planung“, sagte Müller. An dem Bürgertisch im Ratssaal geben Behördenvertreter den Bürgern Auskunft und beantworten ihre Fragen. Zwei Runde Tische zur Lage im Umkreis der Kokerei fanden bereits statt. Außerdem werden Mittes des Monats die Mitglieder des Bottroper Gesundheitsausschusses und des Umweltausschusses in einer gemeinsamen Sitzung im Ratssaal über das weitere Vorgehen beraten.

Höhere Schadstoffwerte gemessen

Als Verursacherin der Schadstoffbelastung machen die Umweltbehörden die Kokerei Prosper verantwortlich. Der Industriebetrieb an der Prosperstraße habe die Zielwerte für krebserregende Stoffe wie Benzo(a)pyren und weitere polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe auch im vorigen Jahr nicht eingehalten.

Der Schadstoffausstoß sei im Jahresdurchschnitt 2019 sogar deutlich höher gewesen als noch im Jahr davor. Der Zielwert liegt bei einem Nanogramm pro Kubikmeter Luft. Doch die Messwerte an der Station in Welheim lagen diesmal bei 2,3 Nanogramm. 2018 waren es noch 1,7 Nanogramm pro Kubikmeter Luft.