Bottrop. In Bottrop werden wieder Herzkissen für Brustkrebspatientinnen gefertigt. Die Initiatorin möchte nicht nur Handarbeitfans in die Aktion einbinden

Die Herzkissen-Aktion, die im vergangenen Jahr in der „Nähkiste“ von Katja Abing angestoßen worden ist, war ein voller Erfolg: 600 Kissen, genäht von Bottropern für Brustkrebspatientinnen, kamen nach Angaben der Initiatorinnen zusammen. Und auch in diesem Jahr wollen die Frauen Herz zeigen: Der Startschuss ist jetzt gefallen, die Nähmaschinen in der Stadt dürfen wieder für den guten Zweck heiß laufen.

Gut für den Körper und gut für die Seele

Das Schnittmuster können Näh-Willige sich in „Katjas Nähkiste“ abholen. Hier ist Jutta Pohler in Aktion.
Das Schnittmuster können Näh-Willige sich in „Katjas Nähkiste“ abholen. Hier ist Jutta Pohler in Aktion. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Herzkissen, die eine besonders stark ausgeprägte Vertiefung haben, können sich an Brustkrebs erkrankte Frauen nach der Operation unter den Arm der betroffenen Seite klemmen. Dadurch sollen Schmerzen und andere Beschwerden gelindert werden.

Doch das ist nicht ihr einziger Nutzen. „Ich war selbst im Marienhospital und habe dort Kissen für Patientinnen abgegeben“, erzählt Jutta Pohler, Mitarbeiterin in „Katjas Nähkiste“. „Dort habe ich gehört, dass sich die Frauen die Kissen aussuchen können.“ Also Farbe und Muster nach ihrem Geschmack wählen. Und dass dieses praktische Geschenk ihnen auch auf psychologischer Ebene etwas gibt. „Sie freuen sich darüber, dass wir Herz zeigen“, sagt Jutta Pohler.

Geschenk für Patientinnen des Bottroper Marienhospitals

Als Geschenke für die Patientinnen des Bottroper Marienhospitals sind die kuscheligen Kissen in erster Linie gedacht. Wenn dort jedoch genug vorrätig sind, „dann würden wir jedes andere Krankenhaus, das Bedarf hat, auch beliefern“, sagt Katja Abing.

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An den beiden Tagen zum Auftakt der Herzkissen-Aktion 2020 sind in der kleinen Nähstube in ihrem Geschäft in der Innenstadt schon einige Exemplare entstanden, in fröhlichen Farben, mit Klee- und Glückskäfer-Mustern und teils auch in einer Mini-Variante. Sabine Stoffel half als Freiwillige mit: „Ich fühlte mich gleich angesprochen, das ist eine super Idee“, kommentiert sie die Initiative.

Beutel für verwaiste Känguru-Babys werden nicht mehr gebraucht

Die Nähmaschinen rattern wieder für die Herzkissen-Aktion.
Die Nähmaschinen rattern wieder für die Herzkissen-Aktion. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Katja Abing möchte allerdings nicht nur erklärte Näh- und Handarbeit-Fans dafür gewinnen, sich privat daheim (vielleicht unter Nutzung von Stoffresten) oder auch an geplanten Aktionstagen (im März eventuell zusammen mit der Ambulanten Hospizgruppe) an der Herzkissen-Produktion zu beteiligen. Sie strebt eine breite Unterstützung an, will Jung und Alt einbinden.

So hat sie sich vorgestellt, dass Senioren und Kinder beim Füllen der herzförmigen Stoffbezüge mit Watte mithelfen könnten. Angesprochen habe sie deswegen etwa schon das DRK-Seniorenheim Rottmannsmühle.

Mit vollem Schwung hat sie sich also jetzt zusammen mit ihren Mitstreiterinnen an die Neuauflage der Herzkissen-Aktion gemacht, die im vergangenen Jahr auch von Firmen unterstützt worden war. Eine andere Idee, die die Frauen eigentlich zu Beginn dieses Jahres verfolgen wollten, hatte sich kurzfristig zerschlagen: Es sollten Stoffbeutel genäht werden, um den durch die Brände in Australien verwaisten Känguru- und Koala-Babys damit zu helfen. Das allerdings hatten auch schon etliche andere gemacht: „Es gab die Rückmeldung, dass es bereits genug dieser Kängurubeutel gibt“, erzählt Jutta Pohler. Also sind die Bottroperinnen lieber dort aktiv, wo auch Hilfe gebraucht wird.

Wer mag, kann die Herzkissen-Aktion auch über Füllwatte- oder Stoffspenden unterstützen. Infos dazu und das Schnittmuster fürs Nähen daheim gibt es in Katjas Nähkiste, Kirchhellener Straße 12, Bottrop-Mitte.

Jede zehnte Frau ist betroffen

„Mindestens jede zehnte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, das bedeutet zurzeit etwa 57.000 Neuerkrankungen pro Jahr“, heißt es auf der Internetseite des Brustzentrums am Marienhospital Bottrop (MHB).

Dieses hat sich mit dem Universitätsklinikum Essen zum Brustzentrum Essen I am Westdeutschen Tumorzentrum zusammengeschlossen. Von insgesamt 400 Neuerkrankungen jährlich seien etwa 200 in der Obhut des Marienhospitals.

Und noch eine Zahl sei genannt: Etwa ein Prozent der Brustkrebsfälle kommen bei Männern vor.